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Der unheimliche Kommissar Morry

Der unheimliche Kommissar Morry

Titel: Der unheimliche Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Information hinter dem Berg halten."
    „Hören Sie, Kommissar. Ich bin an der Bestrafung des Täters mindestens ebenso stark interessiert wie die Polizei.
    „Hm. An der Bestrafung? Mag schon sein. Aber wie steht es mit der Ergreifung?"
    Ashton blickte in die hellen, ein wenig ironisch funkelnden Augen des Kommissars und merkte, daß ihn ein leises Frösteln überkam. Ich darf mich nicht bluffen lassen, überlegte er. Der Kommissar hat eine feine Nase, aber nicht einmal das großartigste Gespür wird mich dazu bringen können, aus der Schule zu plaudern. Es geht schließlich auch um meinen Hals.
    „Was wollen Sie eigentlich?" fragte Ashton ärgerlich.
    „Das wissen Sie genau. Ich wünsche den Täter Zu verhaften. Und Sie, Mister Cabott, kennen ihn!"
     
    *
     
    Ashton sprang auf. „Herr Kommissar. Ich muß auf das schärfste gegen diese Unterstellung protestieren!"
    Morry lächelte. „Nur keine Szenen!" beschwichtigte er. „Meine Erfahrungen haben gezeigt, daß sich die Leute, die etwas zu verbergen haben, immer am lautstärksten aufführen."
    Ashton setzte sich wieder. „Ich pfeife auf Ihre Erfahrungen!" sagte er wütend. „Ich habe es nicht nötig, mich verdächtigen zu lassen!"
    „Ich behaupte nicht, daß Sie der Täter sind. Aber ich fühle, daß Sie mehr wissen, als Sie zu sagen bereit sind."
    Ashton erwiderte höhnisch: „Wenn ich nicht irre, erwartet man von der Polizei keine Gefühlsduseleien, sondern konkrete Beweise."
    „Bei Gelegenheit werde ich Ihnen den gewünschten konkreten Beweis liefern", sagte der Kommissar, der seine freundliche Ruhe und Überlegenheit auch dann nicht verlor, als das Gespräch sich zusehends verschärfte.
    „Da bin ich wirklich neugierig."
    Der Kommissar erhob sich. „Wenn Sie wollen, können Sie jetzt gehen."
    „Ich bin schon entlassen?" erkundigte sich Ashton verblüfft.
    Der Kommissar lächelte. „Haben Sie damit gerechnet, verhaftet zu werden?"
    „Natürlich nicht“, sagte Ashton und ärgerte sich darüber, daß er schon wieder rot anlief. Er benahm sich wirklich wie ein Pennäler. Steif ging er zur Tür. Dort verbeugte er sich. Dann verließ er das Zimmer. Im Erdgeschoß machte er am Portierstisch halt. Der Portier sah ziemlich mürrisch aus.
    „Es ist zum Heulen", erklärte er halblaut und mit ein paar scheuen Seitenblicken auf die in der Halle sitzenden Gäste. „Immer, wenn ich Dienst habe, passiert etwas. Wenn das so weiter geht, wird die Hotelleitung noch behaupten, ich brächte dem Haus kein Glück. Was kann ich dafür, daß hier die Herren Mörder geradezu mühelos ein und aus zu gehen vermögen? Ich könnte sechs Hände und zwei Köpfe haben und hätte noch immer genug zu tun. Die eingehende Post will sortiert und verteilt sein, das Telefon klingelt in einem fort, ungeduldige Gäste äußern ihre Wünsche und...“
    Ashton unterbrach den Redestrom des Portiers. „Bitte beschreiben Sie mir den Verdächtigen."
    „Ich habe ihn doch kaum gesehen. Mir fiel nur auf, daß er heim Durchqueren der Halle sein Gesicht abgewandt hielt. Aber das ist nichts Besonderes, wissen Sie. Viele der Affären, die sich in einem großen Hotel abspielen, werden von den Beteiligten mit größtmöglicher Diskretion betrieben. Im übrigen ist es erfahrungsgemäß so, daß gerade die Leute, die so ungeschickt und scheu auftreten, die harmlosen Anfänger sind. Am ausgekochtesten sind die, die hoch erhobenen Hauptes und ganz kühl zu einem unerlaubten Rendezvous schreiten . . ."
    „Groß und schlank, das habe ich dem Beamten doch schon gesagt. Er trug einen dunklen Anzug von tadellosem Schnitt. Prima Stoff, das war zu sehen."
    „Etwa meine Größe?"
    „Ja, so ungefähr.“
    „Jünger, älter?"
    „Gleichaltrig, würde ich sagen."
    „Besondere Kennzeichen oder Merkmale?"
    „Ich sagte Ihnen doch bereits, daß ich den Burschen nur flüchtig gesehen habe. Ich kann mich nicht einmal an die Farbe seines Haares erinnern. Auf dem Kopf trug er einen schwarzen Hut. Das fiel mir besonders auf. Im allgemeinen nehmen die Gebildeteren unter den Gästen in der Halle den Hut ab."
    „Blickten Sie ihm hinterher, als er die Treppe benutzte?"
    „Nur kurz."
    „Kam dem Unbekannten ein Gast oder ein Angestellter entgegen?"
    „Nein. Die Gäste und die Angestellten benutzen im allgemeinen selbst dann den Lift, wenn sie nur in die erste Etage müssen."
    „Danke, das ist alles."
    Ashton gab dem Portier ein Trinkgeld und trat dann auf die Straße. Er kam sich in dem eleganten Abendanzug und dem

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