Der Unheimliche
Bewegungen. Ein Anblick, der von hinten
ebenso zufriedenstellend war wie von vom.
Ich fand, ich brauchte nun einen
kleinen Szenenwechsel. Ich ging den Flur entlang, fuhr mit dem Fahrstuhl hinab,
schritt an dem Empfang vorbei, wo die farblose Blondine noch immer an ihrem
Schreibtisch saß und mich farblos anlächelte, und dann stand ich auf der
Straße.
Wieder unter den Lebenden.
DRITTES KAPITEL
S heriff Lavers hatte in seinem Büro eine Veränderung vorgenommen. Der Name dieser erfreulichen
Veränderung lautete Annabelle Jackson, und sie stammte aus dem Süden.
Als ich eintrat, saß sie an
ihrer Maschine und schrieb, was das Zeug hielt. Ich sah sie an. Unwillkürlich
dachte ich dabei an Pfefferminzgetränke und das Einfahren von Heu unter einem
silbernen Erntemond. Insbesondere an Heu.
Sie blickte auf und bedachte
mich mit einem trägen Lächeln. »Hören Sie, Lieutenant, Sie stören mich«, sagte
sie gedehnt.
»Nennen Sie mich doch lieber
Al«, erwiderte ich. »Und wie sollte ich Sie stören? Sie haben sich bisher noch
nicht ein einziges Mal mit mir getroffen. Sie haben sich noch nicht ein
einziges Mal von mir zu einer Fahrt unter den Sternen mitnehmen lassen, und ich
habe Ihnen noch nicht eine einzige Platte meiner Sammlung vorspielen dürfen.
Wie könnte ich Sie also auf solche Entfernung stören?«
»So meine ich es auch gar
nicht«, entgegnete sie. »Ich meine — was treiben Sie eigentlich in diesem Büro?
Warum tauchen Sie ständig hier auf? Haben Sie keine regelmäßige Arbeit?«
»Sie wissen nicht, was Sie
reden, liebes Kind«, erwiderte ich empört. »Hat Ihnen Sheriff Lavers denn nichts von mir erzählt? Hat er Ihnen nicht
gesagt, Lieutenant Wheeler sei seine rechte Hand? Und auch seine linke?«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Er hat mir nur gesagt, wenn sich ein Käfer namens Wheeler in meinem Haar
verfinge, solle ich ihn zum Fenster hinauswerfen!«
»Was Sie nicht sagen! Hat er
das wirklich so ausgedrückt?«
»Armer Freund!« Sie zog zwei
gerade Linien und eine Kurve.
Der Summer ertönte, und sie
schaltete ein. Eine blecherne Version von Lavers ’
Stimme war zu vernehmen. »Höre ich Wheeler da draußen?«
»Jawohl, Sir«, antwortete
Annabelle gehorsam.
»Schicken Sie ihn rein!«
Sie schaltete ab und lächelte
mich an. »Haben Sie den Sheriff gehört, Lieutenant? Ich glaube, er ist böse,
weil Sie sich um zwei Stunden verspätet haben.«
»Aber das ist doch nur heute«,
entgegnete ich. »Die übrige Woche bin ich immer pünktlich!«
Ich ließ sie weiterhin mit
ihren himmelblauen Puppenaugen funkeln und trat in das Büro des Sheriffs, wobei
mir gerade noch einfiel, beim Eintreten zu klopfen.
»Setzen Sie sich, Wheeler«,
sagte er.
Ich setzte mich gehorsam und
sah ihn an. Ich betrachtete ihn, während er methodisch seine Pfeife stopfte,
und ragte mich, ob er mir wohl jetzt eine Zigarre verpassen würde.
»Was halten Sie von diesen
Morden?« meinte er schließlich.
»Noch gar nichts, Sir«,
antwortete ich. »Nein, jetzt noch nicht.«
»Haben Sie diesbezüglich
überhaupt irgendeinen Gedanken?«
»Ich war heute
morgen im Hafen der Ruhe «, erwiderte ich. »Sollten Sie für Ihre
fernste Zukunft noch keine Vorkehrungen getroffen haben, Sir, bin ich gern
bereit, Ihnen dort jederzeit einen Sarg zu sichern und...«
»Was haben Sie festgestellt?«
»Nicht viel«, gab ich zu und
berichtete ihm das wenige, was es gab.
Einige Augenblicke lang sog er
an seiner Pfeife. »Es muß in diesem Fall etwas geschehen, Wheeler. Unsere
Behörde hat in den letzten Monaten von der Presse einiges einstecken müssen. Es
wird auch von seiten des Stadtrats ein gewisser Druck
ausgeübt. Alles politische Machenschaften!« Er machte ein verbittertes Gesicht.
»Ich habe Sie in mein Büro geholt, damit Sie mir in solchen Fällen die
Schwierigkeiten aus dem Weg räumen. In Ihren Methoden sind Sie als Außenseiter
bekannt, und im Grunde hätte man Sie schon vor Jahren aus der Polizei
hinauswerfen sollen! Aber Sie erreichen immer wieder etwas — ich behaupte
nicht, daß ich begreife, wie —, und ich erwarte nun von Ihnen einige Ergebnisse
in dieser Sache, und zwar schnell! Sonst...«
»Sie verstehen es, Sheriff,
sich in geradezu schmerzhafter Weise klar auszudrücken«, antwortete ich.
Er verzichtete darauf, dazu
Stellung zu nehmen. »Diese Fälle bringen die Zeitungen bestimmt auf die Palme!
Zwei Mädchen, beide jung und schön — beide mit den gleichen Tätowierungszeichen
am Arm! Wir
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