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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sind heute ziemlich früh dran, wie, Sir?«
    »Das ist Lieutenant Hammond«,
sagte er steif. »Von der Mordkommission.«
    Hammond war erst nach meiner
Zeit in der Mordkommission neu hinzugekommen. Ein magerer Bursche, dem man das
Magengeschwür auf einige Meilen hin ansah, mit einer riesigen Nase und den
vertrauenerweckenden Augen eines Gebrauchtwagenhändlers.
    Er nickte mir kurz zu. »Ich
habe schon von Ihnen gehört, Wheeler. Man nennt Sie bei der Polizei den
Außenseiter. Wieso eigentlich? Nehmen Sie Ihre Mahlzeiten im Kopfstand ein?«
    »Nur in Australien«, antwortete
ich. »Aber von Ihnen habe ich noch nichts gehört, Hammond, hoffentlich können
Sie es mir verzeihen.«
    »Gehen wir hinein«, drängte Lavers gereizt. »Ich möchte, daß Sie sich beide drinnen
etwas ansehen.«
    »Eine Leiche?« fragte ich ihn.
»Und das vor dem Frühstück!«
    Ich ging hinter den beiden
hinein. Charlie zog eine der Laden aus der Wand und schaltete noch mehr Licht
ein. In der Lade lag ein Mädchen. Ein Mädchen, das jung und hübsch gewesen war;
langes dunkles Haar umrahmte das wächserne Oval des Gesichts.
    Lavers schlug sanft das Laken zurück,
und der rechte Arm wurde sichtbar. Er wies eine Tätowierung auf, ziemlich hoch,
gleich unterhalb der Schulter. Ähnlich wie ein Dollarzeichen, nur war der
einzelne Längsstrich durch das S leicht geschwungen und hatte den Kopf einer
Schlange.
    »Das wäre in dieser Woche die
zweite«, sagte Lavers . Er zog das Laken wieder hoch
und machte Charlie ein Zeichen, die Lade zu schließen.
    Wir gingen hinaus und ins Büro.
Ich zündete mir eine Zigarette an und spürte noch immer die Kälte des
Kühlraums.
    »Wie ist sie denn umgekommen?«
fragte ich.
    »Erstochen«, antwortete Lavers lakonisch. »Die erste ebenfalls. Hammond hat an dem
ersten Fall schon gearbeitet, aber noch nichts herausgebracht. Nicht seine
Schuld. Nicht der geringste Anhaltspunkt, nichts.«
    Ich brauchte kein Hellseher zu
sein, um zu wissen, was nun kam.
    »Ich möchte, daß Sie sich mal
mit der Sache befassen«, erklärte Lavers . »Hammond
kann Ihnen die Einzelheiten sagen. Er wird selbstverständlich weiterhin an
beiden Fällen für die Mordkommission arbeiten. Aber es wäre ja immerhin
möglich, daß Sie in Ihrer unlogischen, verrückten Art in etwas ganz Neues
hineinstolpern.«
    »Jawohl, Sir«, antwortete ich
pflichtgemäß.
    »Das einzige Verbindungsglied
zwischen den beiden ist die Tätowierung. Über die erste wissen wir nicht viel,
und diese Leiche wurde erst vor drei Stunden gefunden. Erzählen Sie ihm doch
von der ersten, Hammond.«
    Der Lieutenant zuckte die
Schultern: »Sie hieß Angela Markon . Sie ist vor etwa
drei Wochen in die Stadt gekommen und hat in einer Pension gewohnt. Die alte
Dame, die sie führt, hat gesagt, das Mädchen hätte niemals über sich selber
gesprochen. Drei- oder viermal in der Woche ging sie abends aus. Niemand hat
sie jemals abgeholt oder nach Hause gebracht. Das Mädchen selber hat erzählt,
sie suche eine Stellung. Sie scheint jedoch nicht sehr eifrig gesucht zu haben.
An einem der ersten Tage nach ihrer Ankunft in der Stadt zahlte sie zweihundert
Dollar bei einer Bank ein und weitere zweihundert ein paar Tage vor ihrer
Ermordung.«
    »Einzahlungen in bar?« fragte
ich ihn.
    Hammond nickte. »Ja. Wir können
nicht feststellen, woher sie kam, oder jemanden finden, der sie kannte. Wir
haben eine Beschreibung von ihr in Umlauf gesetzt und selbstverständlich haben
wir ihre Fingerabdrücke. Wir konnten jedoch nichts erfahren.«
    »Und wie steht es mit dem anderen
Mädchen?«
    Wieder zuckte Hammond die
Achseln. »Bisher wissen wir nur ihren Namen: Leila Cross. Ihre Tasche lag neben
ihr auf dem Bürgersteig, als ihre Leiche gefunden wurde. Zwanzig Dollar darin, ein
Päckchen Zigaretten, Streichhölzer, Lippenstift, Taschentuch, eine Karte von
der Sozialversicherung und noch eine Karte.«
    »Und was war mit der anderen
Karte?«
    »Enthielt Namen und Adresse
eines Bestattungsunternehmers.« Er grinste. »Vielleicht hatte sie eine
Vorahnung.«
    »Und was haben Sie sonst über
sie festgestellt?«
    »Ihre Adresse — eine andere
Pension. Sie hatte einen Monat lang dort gewohnt. Man sagte mir, daß sie für
den Bestattungsunternehmer arbeitete.«
    »Und wer ist der
Bestattungsunternehmer?«
    »Alex Rochnoff .
Ich habe schon mit ihm gesprochen. Es stimmt; das Mädchen arbeitete für ihn.
Sie war Kosmetikerin.«
    »Was war sie?«
    Er lächelte nichtssagend.
»Stimmt genau. Sie richtete die

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