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Der Unheimliche

Der Unheimliche

Titel: Der Unheimliche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Apparat — und mich hat eine Gänsehaut überlaufen, als er bat, mit Leila
sprechen zu können! Dann wurde mir klar, daß es noch nicht in der Zeitung
gestanden hat. Ich dachte, es würde Sie interessieren, wer es sei, und so sagte
ich, sie sei kurze Zeit abwesend, und ob sie ihn nicht anrufen könnte, sobald
sie zurück sei. Er antwortete darauf, ich sollte ihr ausrichten, Douglas Bond
hätte angerufen, und er würde sie heute nach der Arbeit abholen.«
    Ich schüttelte bewundernd den
Kopf. » Drusilla , Sie sind ein Genie!«
    »Ich hoffe, ich habe es richtig
gemacht?« fragte sie aufgeregt.
    »Hundertprozentig richtig!«
    »Das freut mich.«
    »Um wieviel Uhr hören Sie hier auf?«
    »Um fünf.«
    »Viertel vor fünf bin ich hier.
Ich möchte Sie bitten, hier auf mich zu warten. Von hier aus können wir beide
die Straße übersehen. Ich würde gern wissen, ob Sie ihn als den Mann
identifizieren können, mit dem sich Leila verabredet hatte.«
    »Gut, Lieutenant«, antwortete
sie. »Glauben Sie, er ist derjenige, welcher...«
    »Ich habe keine Ahnung«,
entgegnete ich, »aber vielleicht können wir das heute um fünf feststellen.«
    Ich vertrieb mir die Zeit
damit, essen zu gehen und dann einen Ölwechsel am Wagen vornehmen und ihn
abschmieren zu lassen.
    Pünktlich um Viertel vor fünf
kehrte ich in den Hafen zurück.
    Drusilla war bereits umgezogen und
fertig, um auf die Straße zu gehen, als sie zum Empfang herunterkam. Sie trug ein
hellgraues Kostüm und eine weiße Nylonbluse. Jene Art von Bluse, bei der ein
Mann leicht seine Beherrschung verliert.
    Sie stand neben mir und blickte
durch die Glastür auf die Straße hinaus. »Ich sehe ihn noch nicht«, sagte sie.
    »Es ist noch reichlich Zeit«,
meinte ich. »Wenn er überhaupt aufkreuzt. Der Sheriff hat die Geschichte noch
rechtzeitig für die Nachmittagszeitungen freigegeben. Als ich es erfuhr, war es
zu spät, um die Sache noch aufzuhalten. Es steht schon jetzt alles auf der
ersten Seite. Wenn Douglas unterwegs eine Zeitung kauft, möchte ich wetten, daß
er nicht mehr hier erscheint!«
    Sie hörte mir nicht mehr zu,
sondern starrte auf die Straße hinaus. Plötzlich umklammerte sie meinen Arm.
»Da ist er!«
    Ich blickte in die Richtung, in
die sie deutete. Er stand direkt vor dem Eingang. Mittelgroß, mager, mit
blondem Haar und Hornbrille, wie Drusilla ihn
beschrieben hatte. Ein Mensch, den niemand ein zweites Mal ansehen würde. »Sind
Sie sicher, daß er es ist?« fragte ich sie.
    »Bestimmt«, antwortete sie. »Er
ist es.«
    »Danke, Drusilla «,
sagte ich. »Vielen Dank.«
    »Sie brauchen mich nicht mehr?«
Ihre Frage klang fast enttäuscht.
    »Von hier ab übernehme ich die
Sache selber«, antwortete ich ihr. »Und nochmals vielen Dank.«
    Ich verließ den Hafen der
Ruhe, trat auf den Bürgersteig hinaus und auf den Mann zu, der, seine
Zeitung unterm Arm, geduldig wartete. Ein Mann also, der auf ein Mädchen
wartete, das seit dreißig Stunden tot war.
    » Mr. Bond?« fragte ich . » Mr. Douglas Bond?«
    »Ja, der bin ich«, antwortete
er und blinzelte. »Und wer sind Sie?«
    »Ein Polizeibeamter«, erwiderte
ich. »Lieutenant Wheeler.«
    »Ein Polizeibeamter?« Er
blinzelte noch nervöser. »Was wollen Sie von mir?«
    »Ich möchte mit Ihnen über
Leila Cross reden.«
    »Leila? Es ist ihr doch nichts
zugestoßen? Ich meine, sie hat doch nicht etwa irgendwelche Unannehmlichkeiten?
Ich...«
    Ich ergriff seinen Arm und zog
ihn sanft mit mir zum geparkten Wagen. »Steigen Sie ein, Mr. Bond«, sagte ich
zu ihm. Gehorsam nahm er Platz, ich setzte mich neben ihn und fuhr in den dichten
Verkehr hinein.
    »Ich wollte mich heute mit ihr
treffen«, erklärte er kläglich. »Sie wird sich fragen, was mit mir geschehen
ist! Ich...«
    »Sie ist nicht da, Mr. Bond«,
entgegnete ich. »Ich erzähle Ihnen alles, sobald wir ankommen.«
    »Ankommen?« Seine Stimme hatte
einen hysterischen Unterton. »Wo ankommen?« Seine Erregung wurde noch
deutlicher. »Sie verhaften mich doch nicht etwa?«
    »Aber nein«, erwiderte ich.
»Wir fahren in meine Wohnung, Mr. Bond, wo wir es uns bequem machen können. Ich
möchte Ihnen einige Fragen stellen, das ist alles. Lange wird es nicht dauern,
nicht länger als zehn Minuten.«
    »Aber Leila! Was ist ihr
zugestoßen? Ich verlange...«
    »Ich erzähle Ihnen alles,
sobald wir dort sind«, wiederholte ich. »Es dauert nicht lange.«
    Er warf sich auf seinem Sitz
zurück und starrte unverwandt vor sich hin durch die Windschutzscheibe.

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