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Der unmoegliche Mensch

Der unmoegliche Mensch

Titel: Der unmoegliche Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. G. Ballard
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stand auf. »Ich möchte sie behalten, aber ich brauche nur diese Sorte.«
     Crispin folgte ihrer Hand, als sie auf die weißen Federn auf dem Trockentisch zeigte. Mit einem Fluch schlug er auf das Schloß seines Gewehrs.
     »Tauben! Es sind alles Taubenfedern! Das hätte ich doch merken müssen!« Er nahm den Korb auf. »Ich hole Ihnen mehr davon.«
     »Crispin…« Catherine York faßte ihn am Arm. Ihre ängstlichen Blicke wanderten über sein Gesicht, als hoffte sie, es ihm auf freundliche Art ausreden zu können. »Ich habe genug, danke. Es ist jetzt fast fertig.«
     Crispin zögerte und wollte etwas sagen. Doch dann nahm er seinen Korb und kehrte zur Barkasse zurück.
     Als er über den Fluß zum Schiff zurückfuhr, ging er an Bord auf und ab und warf seine Ladung ins Wasser. Die weichen Federn bildeten eine Straße hinter ihm.

    In dieser Nacht, als Crispin in seiner rostigen Koje in der Kapitänskajüte lag, wurden seine Träume von den Riesenvögeln, die den mondhellen Himmel ausfüllten, von einem leisen Schwirren in der Takelage unterbrochen, einer gedämpften, einsam rufenden, atmosphärischen Stimme. Nach dem Aufwachen lag er eine Weile still mit seinem Kopf an der Eisenstrebe und lauschte nach dem leisen Pfeifen und Schwirren um den Mast.
     Er sprang aus der Koje, packte sein Gewehr und rannte barfuß den Aufgang zur Brücke hinauf. Als er an Deck ankam und den Lauf des Gewehrs in die Luft streckte, erhaschte er gegen den mondhellen Nachthimmel einen letzten Blick auf einen riesigen weißen Vogel, der über den Fluß davonflog.
     Crispin stürzte an die Reling und versuchte sein Gewehr in Anschlag zu bringen, um einen Schuß auf den Vogel anzubringen. Er gab es auf, als der Vogel außer Reichweite geriet und seine Umrisse von dem Kliff verschluckt wurden. Wenn er erst einmal gewarnt wäre, würde der Vogel nie mehr zu dem Schiff zurückkehren. Es war ohne Zweifel ein Versprengter, der zwischen Masten und Takelage hatte nisten wollen.
     Kurz vor Sonnenaufgang, nach einer ununterbrochenen Wache an der Reling, fuhr Crispin in der Barkasse über den Fluß. In seiner Erregung war er überzeugt, den Vogel über dem Haus kreisen gesehen zu haben. Vielleicht hatte er durch eins der zerbrochenen Fenster die schlafende Catherine York gesehen. Das gedämpfte Echo des Motorgeräusches hallte über den Fluß. Crispin duckte sich mit seinem Gewehr und ließ die Barkasse auf den Strand auflaufen. Er rannte über die dunkle Wiese, wo die Leichen wie silberne Schatten lagen. Er stürzte in den gepflasterten Hof, kniete an der Küchentür nieder und versuchte das Atmen der im Zimmer darüber schlafenden Frau zu hören.
     Während die Dämmerung über das Kliff kam, schlich Crispin eine Stunde lang ums Haus. Von dem Vogel war nichts zu sehen, aber am Ende kam er an den Federhaufen auf dem Pergolarahmen. Als er in die weiche, graue Schale blickte, erkannte er, daß er die Taube mitten im Nestbau überrascht hatte.
     Darauf bedacht, die Frau nicht zu wecken, die über ihm hinter den zerbrochenen Scheiben schlief, zerstörte er das Nest. Mit seinem Gewehrkolben stieß er die Seiten ein und schlug dann ein Loch in den gewebten Boden. Glücklich, daß er Catherine York den Schreck erspart hatte, am nächsten Morgen aus dem Haus zu kommen und den Vogel zu sehen, wie er sie auf seinem Platz in dem gestohlenen Nest erwartete, ging Crispin in dem heller werdenden Morgenlicht zum Schiff zurück.

    Während der nächsten zwei Tage bekam Crispin trotz seiner Wache auf der Brücke die Taube nicht mehr zu Gesicht. Catherine York blieb im Haus und wußte nichts von der Gefahr, der sie entgangen war. Bei Nacht patrouillierte Crispin um ihr Haus. Das veränderte Wetter und der erste Vorgeschmack auf den kommenden Winter hatten die Landschaft verändert. Tagsüber verbrachte Crispin mehr Zeit auf der Brücke und hatte nicht viel Lust, sich in den Sumpfgebieten in der Umgebung des Schiffes umzusehen.
     An dem Gewitterabend sah Crispin den Vogel wieder. Den ganzen Nachmittag waren dunkle Wolken von der See her durch das Flußtal hereingekommen, und am Abend verschwand das Kliff hinter dem Haus im Regen. Crispin war im Ruderhaus und horchte auf das Ächzen der Spanten, während der Wind das Schiff weiter in den Schlick drückte.
     Blitze zuckten über den Fluß und beleuchteten die Tausende von Leichen auf den Wiesen. Crispin hatte sich über das Steuerrad gelehnt und betrachtete sein hageres Spiegelbild in dem verdunkelten Glas

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