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Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
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verdorben hatte. Aber sie hatte nur eine schwammige Erklärung bekommen, dass er irgendwelche Familienprobleme hatte, zusammen mit zahlreichen Entschuldigungen und Versicherungen, dass so etwas nicht wieder vorkommen würde. Hoffentlich, dachte sie in Anbetracht der Arbeit, die vor ihnen lag. Aber sein erschöpfter Blick machte ihr weiterhin Sorgen.
    Sie arbeiteten bis tief in die Nacht und wiederholten bei jedem Päckchen dieselben Arbeitsschritte. Gegen halb zwölf hatten sie ihre Kapazitäten für die Elektrophorese ausgeschöpft, als sie die fünf anderen Maschinen gefüllt hatten, und trotzdem hatte sich die Menge der Proben, die noch zu untersuchen waren, nur unmerklich verringert. »Glauben Sie, dass wir irgendwo noch ein paar dieser Geräte erbetteln, ausleihen oder stehlen können?«, fragte Sullivan Doumani und tätschelte die beige Oberfläche des Apparates, der neben ihr stand. »Es ist offensichtlich, dass wir in den nächsten Wochen kaum etwas anderes tun werden, als DNA aufzubereiten.«
    »Ich werde andere Labors anrufen, sobald sie geöffnet sind«, antwortete er und sah gähnend auf seine Armbanduhr.
    »Dann gehen die anderen jetzt alle nach Hause und schlafen sich aus«, wies sie die Laborassistenten an. »Von jetzt an werden wir in Schichten arbeiten, um die Nutzung unserer eigenen Ausrüstung zu optimieren. Es tut mir Leid, aber zwei von Ihnen brauche ich hier schon wieder in sieben Stunden, wenn die Resultate der ersten Partie vorliegen müssten. Die Spätschicht machen wir von vier bis Mitternacht. Machen Sie bitte unter sich aus, wer welche Arbeit macht. Azrhan, ich denke, es sollte jederzeit einer von uns beiden da sein, um alles zu überwachen und ein Auge auf die laufenden Geräte zu haben. Wir müssen also beide Zwölf-Stunden-Schichten fahren. Wollen Sie lieber tagsüber oder nachts?«
    »Tagsüber wäre besser, wegen meiner Verlobten –«
    »In Ordnung!«, fiel sie ihm ins Wort. Sie war nicht gerade begeistert, ihn allein zu lassen, welche Schicht auch immer er wählte.
    Sobald sie alle das Labor verlassen hatten, ging sie in ihr Büro zurück und klappte das Bett auf, das in ihrer Couch verborgen war. Sie wollte um sieben wach sein und war nicht gewillt, diese überaus wichtigen Ergebnisse ganz allein von Azrhan prüfen zu lassen, nicht in der Verfassung, in der er jetzt zu sein schien. Sie musste auch ihr Stammpersonal bei dessen Ankunft darüber informieren, welche normalen Projekte sie zurückstellen sollten, um Platz für die Arbeit an den Proben aus Rodez zu schaffen. Aber so erschöpft sie sich auch fühlte, sie konnte nicht schlafen. Der Regen klopfte an die großen Glasscheiben, die sich über ihrem Kopf ausdehnten, und Blitze verzweigten sich über der Stadt wie glühende Wurzeln, als ob sie in die benachbarten Gebäude hineinwachsen wollten. Jedem Versuch folgten ermunternde Donnerschläge, und in der Zeit dazwischen sorgte jedes Geräusch in dem großen, alten Gebäude dafür, dass sie nicht schlafen konnte – vom metallischen Knarzen in den Röhren bis zu dumpfen Schlägen und Knallen, die sie nicht identifizieren konnte. Stattdessen wälzte sie sich unruhig herum und dachte über die bizarre Nachricht nach, die Pierre Gaston ihr hinterlassen hatte, und immer wenn sie die Augen schloss, schwebte vor ihr in der Dunkelheit das geisterhafte Gesicht Hackets, wie er sie anstarrte, Sekunden bevor ihm das Genick gebrochen wurde.
    Enthielten die Proben im Raum nebenan ein Geheimnis über die Hühnergrippe-Ausbrüche in Taiwan und Oahu? Und stand dieses Geheimnis in Verbindung zu dem Mann, der versucht hatte, Richard Steele umzubringen? Aus einer langen Reihe von im Computer erzeugten Bildern von Männern mit Aknenarben hatte sie ohne zu zögern das Porträt des Mannes herausgesucht, den sie bei Agrenomics gesehen hatte. Danach schien Detective McKnight sie etwas ernster zu nehmen.
    Voller Unruhe stand sie immer wieder auf, um die Elektrophorese-Apparate im Labor zu kontrollieren. Sie wartete ungeduldig auf die Ergebnisse, obwohl sie wusste, dass nichts den vollautomatischen Prozess beschleunigen konnte. Das halbe Dutzend Maschinen stand einfach nur da, außer einem gelegentlichen, leisen Klicken blieben sie geräuschlos, und nur die Kontrolllämpchen und digitalen Schaltuhren glühten rot und grün im Dunkeln. Dass sie keine äußerlichen Anzeichen für den Fortschritt im Inneren sehen konnte, frustrierte sie noch mehr.
    Schließlich, als die Morgendämmerung bereits eine graue

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