Der Unsichtbare Feind
Linie über den Horizont malte, dämmerte sie weg und träumte, wie sie von Männern in Schwarz mit Helmen, die sie in einer harschen und unbekannten Sprache anschrien, durch eine Wiese mit hohem Gras gejagt wurde.
Während der nächsten Tage und Nächte widmeten sie sich der zweiten Etappe ihrer eintönigen Aufgabe – sie ernteten die verdächtigen Vektoren in den rosafarbenen Abschnitten der Elektrophorese-Gele und reinigten sie mit Gene Clean. Dann benutzten sie die passenden Primer, die sich an die spezifischen Abschnitte dieser Fragmente, durch die sie identifiziert werden konnten, setzen und sie vervielfältigen sollten. Dieser Schritt, der im PCR-Thermocycler nur eine Stunde dauerte, erzeugte oft so viele verschiedene DNA-Fragmente, dass teilweise mehrere Tage Elektrophorese erforderlich waren, um sie alle auseinander zu sortieren.
Aber dennoch wurden sie identifiziert, und je mehr Daten sie sammelten, umso größer war die Enttäuschung bei Sullivan. Alles, was sie fanden, wiederholte, soweit es Vektoren betraf, nur die Ergebnisse der weltweiten Studien. Immer und immer wieder brachten sie die DNA-Sequenzen von immer demselben runden Dutzend Vektoren zum Vorschein, wobei der Blumenkohl-Mosaik-Virus der häufigste war. Daneben überwog eine Reihe von allgemein verwendeten Transposonen, Promotoren und Enhancern, deren Aufgabe es ist, dabei zu helfen, die vom Vektor transportierten Gene zu integrieren, zu kopieren und auszudrücken, sobald er in seinem neuen Wirt angekommen war. Es schien alles so gewöhnlich zu sein, dass sie sich immer wieder fragte: Was mochte es sein, das Pierre Gaston mir hatte enthüllen wollen?
Sie arbeiteten bis ins Wochenende des Memorial Day am 30. Mai hinein und kamen immer noch nicht weiter. Der einzige Lichtblick, der diese Eintönigkeit durchbrach, war Richard Steele. Er schaute manchmal vorbei, wenn auch auf Krücken. Er hatte die Bücher und Zeitschriften, die sie ihm gegeben hatte, gelesen, wollte aber noch mehr. Sie bot ihm die unbeschränkte Nutzung ihrer eigenen Handbibliothek an und war erfreut, als er mit dem Beginn der folgenden Woche regelmäßig gegen Ende jedes Tages hereinkam, bald nur noch mit Hilfe eines Stocks, um mit ihr über alles zu reden, was er nicht verstanden hatte.
»Ihre Leidenschaft für Genetik ist ansteckend«, sagte er in einer ihrer gemeinsamen Sitzungen. »Sie müssen eine großartige Lehrerin sein.«
»Es ist die Macht der Gene, die die Faszination ausmacht«, erklärte sie ihm ohne Zögern. Sie war entzückt von seinem Kompliment und begierig, ihre Begeisterung für die Arbeit, die sie liebte, mit ihm zu teilen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand die DNA ansieht und nicht dieselbe Ehrfurcht empfindet, die, sagen wir mal, Einstein und Bohr für das Atom empfunden haben. Sicher ist das Potenzial, diese Macht zum Guten oder zum Bösen zu manipulieren, ebenso groß.«
Eine Stunde später rief McKnight an und machte ihrem vergnüglichen Zwischenspiel ein schnelles Ende, indem er neue, entmutigende Neuigkeiten überbrachte. »Es hat sich herausgestellt, dass Agrenomics seine Wachleute einzeln anheuert«, sagte der Detective. »Sie behaupten, dass sie den Mann mit der Akne schon vor Wochen gefeuert haben – Fred Smith ist der Name auf dem Personalbogen. Als Entlassungsgrund nennen sie ›schlechte Führung‹. Ursprünglich haben sie ihn eingestellt, sagen sie, weil er die Dienste seiner ausgebildeten Wachhunde als Teil des Deals mit angeboten hat, aber alle anderen hatten zu viel Angst vor den Tieren. Das Personalbüro hat uns seine Adresse gegeben, und jetzt raten Sie mal: Der Typ ist umgezogen, ohne seine neue Adresse zu hinterlassen. Tatsächlich gibt es, abgesehen von einem Führerschein und einer Geburtsurkunde, keinerlei Unterlagen über den Mann. ›Fred Smith‹ ist wahrscheinlich ein falscher Name.«
»Was ist mit Sydney Aimes?«, fragte sie.
»Ich dachte, er würde gleich explodieren, so wütend wurde er, als ich ihn in seinem Büro besucht habe. Sobald ich erwähnt habe, dass seine Bemerkung Dr. Steele gegenüber als Drohung aufgefasst werden konnte, ließ er ein halbes Dutzend Anwälte in seinen Raum kommen. Danach hätte er mir nicht einmal mehr den Weg zum Klo gesagt, ohne vorher fünf Minuten lang mit ihnen zu flüstern. Aber außer dass ich den Kerl wütend gemacht habe, habe ich nichts herausgekriegt.«
Gegen Ende der zweiten Woche war sie zu der Überzeugung gekommen, dass das, was sie nach Pierre Gastons Willen
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