Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Unsichtbare Feind

Titel: Der Unsichtbare Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sorgfältig geplante Informationsveranstaltung ihm so vollständig außer Kontrolle geraten war.
    »Dr. Sullivan«, fuhr die Frau fort. »Ich bin von Environment Watch, der Umweltsendung im öffentlichen Rundfunk. Wenn auch vieles von dem, was Sie sagen, alarmierend klingt, so scheinen sich eine Menge dieser Arbeiten auf den Gentransfer zwischen Mikroben, von Hefezellen über Pflanzen bis gelegentlich zu Laborraten, zu konzentrieren. Genau wie Mr. Morgan gerade gesagt hat, haben Sie uns nicht ein Zipfelchen eines konkreten Beweises geliefert, dass irgendetwas von diesem Zeug schädlich für Menschen ist. Meine Frage auf der Grundlage der existierenden Daten lautet also: Wozu der ganze Skandal?«
    »Der Skandal sind die fehlenden Daten. Solange wir die nicht haben, bin ich nicht gerade von der Vorstellung angetan, völlig ahnungslos eine Mahlzeit voller Vektoren zu essen, die sich in meine DNA schleichen und mich modifizieren könnten.«
    »Bäh!«, schauderte der Mann ihr gegenüber und zog eine Grimasse, als ob er einen schlechten Geschmack im Mund hätte.
    Einige andere lachten gequält in sich hinein, rutschten auf ihren Stühlen herum und schienen sich sichtlich unwohl zu fühlen.
    »Aber wenn nackte DNA-Vektoren solch eine Gefahr für die Menschen sind«, beharrte die Frau von Environment Watch, »warum wird keine Forschung an Menschen durchgeführt, um einige der Fragen, die sie aufwerfen, zu beantworten?«
    »Gute Frage«, erwiderte Sullivan und ging in Richtung Ausgangstür. »Ich begreife selbst überhaupt nicht, warum das nicht geschieht.«
    »Glauben Sie, es liegt daran, dass Ihre Behauptungen unbegründet sind?«, hakte die Reporterin nach.
    »Moment! Ich habe keine Behauptungen, sondern stelle Fragen«, erwiderte Sullivan, während sie sich weiter der Tür näherte. »Das ist es doch, was die ganze Sache so beängstigend macht – so viele unbeantwortete Fragen, und dennoch beharren Leute wie Mr. Morgan darauf, dass es keine Gefahr bedeute, weiterzuwursteln, ohne Absicherung oder ohne Antworten auf diese Fragen zu suchen.«
    Sie blieb, die Hand am Türgriff, stehen und drehte sich noch einmal zu den Kameras und Mikrofonen um. »Ich würde gerne noch weiterreden, aber es liegt mir fern, dort zu bleiben, wo ich unerwünscht bin. Stattdessen lasse ich Sie lieber mit einer Überlegung zurück: Da Sie mit Sicherheit früher oder später irgendetwas aufnehmen werden, das einen Abschnitt nackter DNA von einem viralen, bakteriellen oder parasitären Vektor enthält, was, denken Sie, wäre besser für Sie? Forschung, Kontrollen und Vorsichtsmaßnahmen oder Mr. Morgans Beteuerungen?«
    Ein zustimmendes Gemurmel ging durch den Raum.
    »Sie sagten, es gäbe fünf wichtige Themen. Ich glaube, Sie haben uns nur vier genannt«, rief eine andere Frau, die ein Aufnahmegerät hochhielt.
    »Wenn irgendjemand unter Ihnen weitere Informationen haben will, können Sie mich in meinem Büro in der Universität in Manhattan erreichen. Ich stehe im Telefonbuch.« Nachdem sie ihre Einladung ausgesprochen hatte, verließ sie den Raum.
    Morgan machte sofort einen verzweifelten Versuch, den Schaden zu begrenzen. »Wenn Dr. Sullivan nicht so entschlossen gewesen wäre, aus ihrem voreingenommenen Blickwinkel für uns eine solche Schau abzuziehen, hätte sie vielleicht erfahren können, welche Sicherheitsmaßnahmen eine hochmoderne Anlage wie diese bieten kann und auch tatsächlich bietet, um bei grundlosen Befürchtungen Abhilfe zu schaffen …«
    Aber die ganze Zeit dachte er: Ich werde sie umbringen. Ich werde sie verdammt noch mal umbringen!
    Draußen auf dem Gang atmete Kathleen Sullivan tief durch, während sie zum Ausgang des Gebäudes eilte. Sie zuckte vor Verlegenheit zusammen, als sie daran dachte, wie sie mit der Presse gespielt und ihren Abgang in Szene gesetzt hatte. Was für eine Primadonnenvorstellung, dachte sie und drehte die Augen zur Decke, aber es ist notwendig gewesen. Morgan in die Defensive zu treiben und ihn lange genug außer Gefecht zu setzen, dass sie ihren Abgang selbst bestimmen konnte, war für ihren Plan entscheidend gewesen.
    Während sie mit flottem Schritt auf die Wache am Hauptausgang zuschritt, hoffte sie, dass sie nicht damit rechneten, dass jemand seinen Besuch so frühzeitig beendete. Als sie sich rasch in der Besucherliste austrug und selbstsicher das Gebäude verließ, hatte sie sie tatsächlich überrascht – sie dachten nicht einmal daran, sie zum Ausgang zu begleiten. Auch damit hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher