Der Unsichtbare Feind
erwartet.«
Sie zog einen dritten Stapel von Dokumenten hervor. »Eine andere Untersuchung deutet an, dass sie selbst die Fähigkeit besitzen, andere Arten als ihren vorgesehenen Wirtsorganismus zu infizieren und ihre DNA in die Gene zufälliger Zielorganismen einzubauen. Auf diesen Seiten ist eine Einzelstudie wiedergegeben, die zeigt, dass Vektoren ihren Weg vom Darm von Labormäusen in ihre Leber, Milz und Keimdrüsen gefunden haben. Ich glaube, Sie werden diese Lektüre besonders beunruhigend finden, wobei das offensichtliche Problem – könnte dasselbe auch bei Menschen geschehen? – noch nie untersucht worden ist.«
Diejenigen Frauen und Männer, die keine Kopien erhalten hatten, kamen nach vorne und nahmen sich selbst welche vom Tisch. Sie runzelten die Stirn, während sie die Seiten durchblätterten und weiter Sullivans Erläuterungen der Informationen, die sie vor sich hatten, lauschten.
»Sehen Sie, diese Vektoren sind löslich und theoretisch in der Lage, die Haut zu durchdringen. Sie können auch gegessen und durch den Darm aufgenommen werden. Für kurze Zeit besteht auch die entfernte Möglichkeit, dass sie lange genug in der Luft existieren könnten, um eingeatmet zu werden.«
»Das reicht!«, brüllte Morgan. »Eine derartige unbegründete Panikmache von einer solch angesehenen Persönlichkeit wie Ihnen, Dr. Sullivan, ist abscheulich. Ich bin sicher, dass die Mitglieder der Presse sich nicht auf eine solche spekulative, grundlose Sensationsmache einlassen werden. Also, das ist ja, als ob man in einem voll besetzten Theater ›Feuer!‹ ruft –«
»Lesen Sie erst mal diese Beweise, Mr. Morgan, bevor Sie mich beschuldigen, ›Feuer‹ zu rufen«, gab sie zurück und schleuderte eine Hand voll ihrer Handouts in seine Richtung. Ihre grünen Augen funkelten. Er stand sprachlos da, während sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Presse zuwandte. »Der vierte Punkt, den ich hervorheben möchte«, fuhr sie fort, »ist die Tatsache, dass, obwohl ich hier theoretische Risiken aufzeige – Gefahren, die, wie die Studien betonen, bei den gegenwärtig verwendeten Methoden, die genetisch veränderte Organismen betreffen, auftreten könnten –, dass die Autoren all der Artikel, die ich Ihnen gegeben habe, übereinstimmend feststellen, dass diese theoretischen Risiken weit mehr Kontrollen und viel größere Vorsicht erfordern als gegenwärtig in Anwendung sind.« Während sie sprach, sammelte sie ihre Sachen zusammen und schien sich auf ihren Abgang vorzubereiten. Dabei behielt sie die ganze Zeit Morgan im Auge, als ob sie herauszufinden versuchte, wie viele Sekunden sie noch hatte, bevor er sie rauswerfen würde.
Ich wette, das würde ihr wirklich gefallen, dachte Morgan, während er mürrisch zu ihr zurückstarrte. Hilflos stellte er sich die Bilder vor, die im ganzen Land in den Nachrichten erscheinen würden, wenn er so dumm wäre, die Sicherheitsleute anzuweisen, sie aus dem Gebäude zu werfen. Er würde die ›Gäste‹ mit einer guten Gelegenheit zu Fotografien versorgen und hörte schon den Aufschrei, wie hart seine Wachmänner die Frau behandelten. Es war besser abzuwarten, entschied er, da er sah, dass sie sowieso gleich den Raum verlassen würde, aber innerlich kochte er vor Frustration, dass er nicht in der Lage war, ihr das Maul zu stopfen.
Während Sullivan den Mantel anzog, drehte sie ihm den Rücken zu und stellte fest: »Diese Wissenschaftler veröffentlichen einen Appell, die Fragen, die ihre Arbeiten aufwerfen, weiter zu erforschen, um eine logische und rationale Diskussion des Problems zu fördern, und ich unterstütze ihren Aufruf aus ganzem Herzen.« Sie schlang den Riemen ihrer Tasche über die Schulter und fügte dann hinzu: »Ich denke, es ist für jeden, der auch nur einen Funken Verstand hat, offensichtlich, dass ein solches Vorgehen das genaue Gegenteil davon ist, ›Feuer!‹ zu rufen.«
»Ein Scheißdreck ist das!«, stieß Morgan hervor, dessen Wut wieder einmal die Oberhand über seinen Entschluss gewonnen hatte, sich nicht vor den Medien mit ihr in die Schlacht zu begeben. »Ich kenne diese Sorte so genannter Wissenschaftler, die diese Hetzschriften schreiben. Sie haben den Fortschritt durch Befürchtungen, die reine Spekulation und nicht zu beweisen sind, lahm gelegt. Solche Leute und Leute wie Sie würden uns am liebsten in die Steinzeit –«
»Vergessen Sie es, Morgan!«, fiel ihm eine der Frauen mit Mikrofon ins Wort.
Er schnappte nach Luft, entsetzt, dass die
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