Der unsichtbare Killer
Haus ansehen wird, nicht einmal virtuell, solange es nicht sauber gemacht wurde. Und –«
»Trink deinen Tee«, bat Sid sie.
Als Sid um acht Uhr dreißig ins Office3 kam, wartete Tilly Lewis auf ihn. Sobald das Symbol an der Tür blau geworden war, reichte sie ihm einen dicken Aktenordner und drei Speicher-Chips.
»Der endgültige forensische Bericht über das ausgebrannte Taxi«, sagte sie.
»Danke.« Sid nahm sie mit in sein Büro am Rand und schaltete die Abschirmung ein. »Also, was haben wir da?«, fragte er, während er einen der Chips in das sichere Office3-Netzwerk schob und die Daten in den entsprechenden Speicher herunterlud.
»Das Feuer hat alles furchtbar verbrannt.«
»Klar, Mann. Ist das alles?«
»Du hast es gesehen. Jemand hat eine Feuerkugel in dem Taxi hochgehen lassen. Es müssen mindestens zehn Liter Bioil benutzt worden sein. Wir sind gut, aber wir können keine Wunder vollbringen.«
»Okay, was ist mit dem Netzwerk des Fahrzeugs? Habt ihr irgendwas von den Software-Positionen gerettet?«
»Oh, daran wird noch gearbeitet. Die Komponenten mussten an eine spezielle Firma nach London geschickt werden. Sie benutzen Quanten-Elektronen-Analyse, um die Prozessor-Schaltung direkt zu lesen. Sie arbeiten gewöhnlich an Luftfahrt-Netzwerken und holen Daten nach einem Flugzeugabsturz zurück, daher sollte das hier keine Probleme für sie bedeuten. Aber es wird nicht schnell gehen.«
»Gut. Danke, Tilly.«
»Da ist noch was. Nichts, was das Taxi selbst betrifft, aber erinnerst du dich noch an das Kleiderbündel im Kofferraum?«
»Natürlich.«
»Man sollte Kleidungsstücke nie bündeln, wenn man will, dass sie richtig verbrennen. Kleidung bildet eine gute Isolierung, und das Innere des Bündels war noch unversehrt.« Sie streckte eine Hand aus und blätterte in dem Ausdruck herum. »Das Hemd ist über der linken Brust fünf Mal aufgeschlitzt, was zu den Verletzungen der Leiche passt, die ihr aus dem Tyne gefischt habt, und das umgebende Gebiet ist blutgetränkt. Beim Anzug ist es das Gleiche: Das Muster der Schnitte passt, und es ist ebenfalls ein großer Blutfleck vorhanden.«
»Dann ist es also definitiv mein Opfer?«
»Ja, die DNA des Blutes bestätigt, dass er ein 2North war. Dies sind die Kleidungsstücke, die er getragen hat, als er getötet wurde, und dies ist das Taxi, das die Leiche transportiert hat. Und hier …« Sie schob ihm ein Blatt über den Tisch.
Sid starrte auf das Foto von einem Paar Socken, die auf einem glänzenden weißen Untersuchungstisch lagen; an der einen Seite war ein Lineal zum Abmessen. Sie waren dunkelgrau und stellenweise versengt. Er sah Tilly wieder an. »Ja?«
»Der Anzug stammte von Hatchar und war teuer; traurig für uns ist allerdings: es ist Stangenware. Das Unternehmen gibt es in ganz GE und auf den angegliederten Planeten. Es unterhält zwei Läden in Newcastle und drei zusätzliche Franchiseabteilungen in örtlichen Warenhäusern. Das Gleiche gilt für das Hemd, ein BrollBross; es ist transstellar-weit bei Führungskräften beliebt, und es ist nichts Besonderes daran. Es gibt allein in Newcastle zehn Outlets und einen Netstore, der pro Tag Tausende von Hemden durch die Gegend schickt. Wir haben hier also die Standarduniform einer Managementführungskraft. Genau die Scheiße, die ich von einem 2North erwartet hätte.«
Sid klopfte mit dem Zeigefinger auf das Foto. »Und die da?«
»Sind aus Drensi-Wolle«, informierte Tilly ihn triumphierend.
»Sei nett zu mir, Schätzchen; ich hab’s nicht so mit Mode. Was ist daran ungewöhnlich?«
»Drensi ist genau genommen gar keine Wolle, jedenfalls nicht von einem Schaf. Es handelt sich um die zerfetzten Fasern aus den Seitenstielen der sogenannten Drensi-Pflanze – die auf St Libra wächst.«
Sid betrachtete das Foto jetzt genauer. »Na, da schau an.«
»Es kommt sogar noch besser. Drensi-Wolle ist angenehm, sie ist ein Qualitätsprodukt, das sich gut anfühlt und angemessen haltbar ist. Wie auch immer, sie wird nicht ausgeführt. Sie konnten den Export einfach nicht rentabel machen, weil es einfach viel zu viel Wettbewerb und Protektionismus in der GE gibt, um irgendetwas hierherzutransportieren. Also wird sie auf St Libra weithin als Alternative zur Schafswolle benutzt, aber ansonsten kann man sie nirgendwo finden.«
»Das Opfer war also auf St Libra.«
»Ja. Das ist der einzige Ort, wo es diese Socken her haben könnte.«
»Sonst noch etwas, um das zu untermauern? Irgendeine Spur auf dem
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