Der unsichtbare Killer
Sie schon einen guten Grund dafür vorweisen können.«
»Klar, Mann, das weiß ich.«
»Also verfolgen wir weiter die Wege zurück, die die Taxis genommen haben?«, fragte Eva, als sie in dieser Nacht in Ians Wohnung zusammensaßen. Sie hatte sich ein Kissen geschnappt, das sie sich als Polster auf dem Boden untergeschoben hatte, während sie irgendeinen grünen Tee trank, den Ian für sie zubereitet hatte.
»So sieht es aus«, gab Sid zu. Er öffnete seine Bierflasche und ließ sich gegen die Wand des kahlen Wohnzimmers sinken. »Das ist alles, was uns jetzt übrig bleibt. Was irgendwie deprimierend klingt, wenn man es genau betrachtet. All die ganze Arbeit, die größte Untersuchung im Zusammenhang mit einem Mordfall, die Market Street je erlebt hat, und ich spiele ›Such das Taxi!‹ in einer riesigen virtuellen Zone-Darstellung. Ich sollte meine Kinder mitbringen, die sind bei solchen Spielen gut.«
Ian saß auf der Theke der Küchenzeile und schwang die Beine ziellos hin und her, während er seine Kollegen betrachtete. »Zehn Minuten, nachdem Ralph am Nachmittag weggegangen ist, hat O’Rouke die meisten Detectives von Office2 wieder abgezogen«, sagte er zu ihnen. »Ich habe nur noch Johan und zwei andere.«
»Wie viele Taxis haben sie bestätigt, bevor sie abgezogen wurden?«, fragte Eva.
»Etwa fünfundsiebzig. Nicht schlecht für diesen Haufen von Komplettversagern. Aber sie haben hundertzwanzig überprüft. Also waren fünfundvierzig unecht, hatten entweder falsche Kennzeichen oder unregistrierte Fahrer, oder das Taxi-Unternehmen behauptet, sie hätten sich an dem betreffenden Abend nicht ausgeloggt.«
Sid musste grinsen. »Klar doch, beinahe ein Drittel arbeitet an den Büchern vorbei; das stimmt mit den städtischen Erfahrungen überein. Wer will schon, dass das Finanzamt einem einfach die Einnahmen des Wochenendes wegnimmt?«
»Es werden nicht nur Taxifahrer sein, die ihre Nebenkonten aufbessern«, sagte Eva. »Auch die Gangs arbeiten bestimmt als Kuriere.«
»Ja, das wird unser größtes Problem sein«, sagte Sid, »die gewöhnlichen Illegalen von unserem Leichenbeseitiger zu trennen. Es bedeutet, dass wir wirklich jedes einzelne Taxi zurückverfolgen müssen.«
»Oh, Scheiße, das Taxi, das wir suchen, wird natürlich das letzte sein«, stöhnte Eva, lehnte den Hinterkopf an die Wand und schloss die Augen. »Ich weiß einfach, dass es so ist. So viel Pech haben wir.«
»Nochmal vierzig Tage mit Überstunden macht sich in meiner Personalakte gar nicht so schlecht«, sagte Ian.
»Dann weißt du von der Geldgeschichte noch nicht?«, fragte Sid.
»Was?«
»Ich habe in der Wache gehört, dass die HDA O’Rouke bisher noch keinen Eurofrancs bezahlt hat.«
»Scheiße! Wirklich?«
»Wir haben für diesen einen Fall ein Vermögen ausgegeben – die Hälfte des jährlichen Budgets für sämtliche Ermittlungen in Mordsachen – und wir haben noch nicht einmal Februar.«
Ian grinste boshaft. » Du hast es ausgegeben.« Er salutierte kurz mit seiner Bierflasche.
»Das ist nicht witzig«, sagte Eva zu ihm.
»Aber wahr«, seufzte Sid. »Und das schließt noch nicht einmal ein, dass wir das Immersionstheater wieder zum Laufen gebracht haben. Oder die Rechnungen der Agencys, die Ende des Monats eintrudeln werden.«
»O’Rouke wird uns den Rest des Jahrhunderts vor irgendwelchen Schulen den Verkehr regeln lassen«, sagte Eva. »Unser Glück ist wirklich am Arsch.«
»Wieso hat die HDA nicht gezahlt?«
»Unterschiedliche Buchhaltungspraxis, behaupten sie. Sie gewähren keine Abschlagszahlungen. Sie werden uns vergüten, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind und wir ihnen eine Rechnung mit sämtlichen Kosten schicken.«
»Aber … selbst wenn wir Glück haben und das richtige Taxi am Ende der Woche kriegen, werden die Ermittlungen noch nicht zu Ende sein.«
»Warte«, sagte Eva. »Meinen sie mit ›abgeschlossen‹, dass wir eine Anklage vorweisen oder den Außerirdischen vorzeigen? Was ist, wenn wir das nicht tun, und der Fall in den inaktiven Status übergeht?«
Sid zuckte mit den Schultern und breitete die Arme aus. »Sag du’s mir, Schätzchen. Es ist ein ziemlich großer Anreiz für Market Street, eine Anklage vorzubringen. Dann sind da noch die Norths, die auf ihre Weise Druck machen. Ich wette, dass das ebenfalls bei der aggressiven Haltung der HDA mit reinspielt: Alle wollen, dass O’Rouke mir weiter in den Arsch tritt, mal ganz abgesehen von diesem Miststück von einem
Weitere Kostenlose Bücher