Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
entfernt. Das Meer unter ihnen dampfte beinahe. Die Verdunstung war konstant und erzeugte ein dickes Band aus heißem Nebel, das den gesamten ozeanischen Äquator von St Libra umkreiste und bis zur Spitze der Wolkenzone aufstieg, um die endlosen Niederschläge anzutreiben, die durch die Atmosphäre des Planeten wogten.
    Das Radar der SuperRoc war eingeschaltet. Es scannte den nie nachlassenden Nebel und die Wolken, durch die es sich mit vorsichtigen sechshundertfünfzig Stundenkilometern bewegte. Nicht, dass die Piloten großartig gewarnt werden würden, wenn plötzlich irgendwelche Felsbrocken auf sie zuwirbelten. Sie flogen jetzt siebenhundert Meter über dem Meer, in der geringsten sicheren Höhe, in der die Turbinen bei all der Feuchtigkeit noch funktionierten.
    »Ich kann nicht erkennen, warum wir so tief fliegen müssen«, beklagte sich Josh Justic.
    Angela warf einen Blick zu ihm hinüber; sie sah, wie seine Hände die Enden der Armlehnen umklammerten. Josh flog nicht gern, und dies war so ziemlich der schlimmste Flug, den es irgendwo auf einer der transstellaren Welten gab.
    »Wir sind hier unten sehr viel besser dran«, versprach sie ihm. »Wir fliegen jetzt unter den Ringen durch, und der A-Ring schrammt knapp an der Atmosphäre entlang. Der Luftwiderstand führt dazu, dass pro Tag eine Million Teilchen unter Umlaufgeschwindigkeit abgebremst werden. Es ist hauptsächlich Staub, wovon wir da reden, kleine Fitzelchen, nicht größer als ein Sandkorn, aber es sind auch ein paar größere Brocken darunter. Sie zerfallen gewöhnlich, wenn sie die Mesosphäre erreichen und werden zu einer Kaskade aus Sternschnuppen. Wenn also einer von ihnen seine eigene Schockwelle überlebt und in die Troposphäre gelangt, wird das Radar ihn aufgrund der Ionisierung leicht aufspüren, und die Piloten haben Zeit, uns aus der Sturzbahn zu bringen.«
    Theoretisch , ergänzte sie im Stillen. Dieses ganze Manöver des Tieffliegens wurde eigentlich nur der Passagiere wegen durchgeführt. In den vierundfünfzig Jahren, seit Bartram Abellia aufgebaut hatte, war kein Flugzeug von einem Ringteilchen getroffen worden – aber natürlich hatte es eine Menge Berichte über Maschinenversagen aufgrund von exzessiver Feuchtigkeit in der Brennkammer gegeben.
    Ein greller Blitz flackerte draußen auf und erhellte die ganze Reihe verblüffte Gesichter.
    »Was war das?«, wollte Josh wissen.
    »Ein sich auflösendes Ringteilchen. Keine Sorge, es ist zwanzig Meilen über uns, und kleinere Teile sind gut – sie verbrennen sehr viel schneller. Wenn ihr den Blitz seht, heißt das ja im Grunde, dass ihr nicht von den Trümmern getroffen werdet, in die das Teilchen zerfallen ist, das ihn ausgelöst hat. Die dunklen sind diejenigen, vor denen ihr euch fürchten müsst.«
    Josh wirkte nicht überzeugt. Angela zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder dem Lesen. Das Bordpersonal begann, das »Abendessen« zu verteilen: eine Plastikbox mit einer Ofenkartoffel, Käse und Thunfisch. Es gab nur Wasser zu trinken, und der Nachtisch bestand aus einem kleinen Riegel Cadbury-Schokolade.
    Angela vermutete, dass das Bordpersonal es nur austeilte, um die Passagiere von den nahezu unablässig in der Dunkelheit über ihnen aufflackernden purpur- und scharlachroten Blitzen abzulenken.
    Sie schlief etwa zu dem Zeitpunkt ein, als sie den tausend Kilometer breiten Korridor der Fall Zone hinter sich ließen und das riesige Flugzeug für die restlichen fünfzehnhundert Kilometer nach Abellia wieder auf normale Reiseflughöhe ging. Etwa zwanzig Minuten vom Flughafen entfernt wurden die Kabinenlichter wieder auf volle Helligkeit gestellt.
    »Guten Morgen, Schlafmütze«, sagte Paresh.
    Angela grinste ihn an, rieb sich die Augen und gähnte breit. Sie waren bereits im Sinkflug, und das Bordpersonal ging durch den Gang und sorgte dafür, dass alle angeschnallt waren. Das sanfte Licht der Dämmerung schien durch die Fenster.
    »Es ist noch mitten in der Nacht«, protestierte sie. »Ich hasse transplanetarische Zeitverschiebungen. Ich brauche Tage, um mich anzupassen.«
    »Die Legion steht so was durch«, informierte Audrie sie.
    Angela zeigte ihr den Stinkefinger und brachte ihren Sitz zur Landung in eine aufrechte Position. Das Fahrwerk fuhr begleitet von einer Reihe lauter Geräusche aus. Erst jetzt bedauerte Angela es, Leora den Fensterplatz überlassen zu haben. Sie spähte aufmerksam aus dem Fenster, konzentrierte sich auf das, was sie von ihrem Sitz aus sehen

Weitere Kostenlose Bücher