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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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es vor, manuell zu fliegen, selbst während des Nachtankens, wenn sie an der Tankflugzeug-Variante der Daedalus saugten, was während des zweitausend Kilometer langen Trips zweimal der Fall war. Er zog das manuelle Fliegen wegen des leuchtend gelben JCB-Verdichters vor, der an Kabeln unter der Berlin hing. Es wirkte vollkommen surreal, wie er mit fast zweihundertfünfzig Sachen über den Dschungel von St Libra hinwegflog. Und Ladungen wie diese wirkten sich geradezu höllisch auf die Flugstabilität aus.
    Für genau solchen Kram lebte er. Wenn er flog, war er ein Mann im Einklang mit seiner Maschine und seinem Ziel. Der Überführungsflug der vier Berlins dauerte bereits acht anstrengende Stunden; jetzt waren sie nur noch fünfzig Kilometer von Edzell entfernt, dem ersten Außenlager, das zweitausendsiebzig Kilometer nördlich von Abellia aus dem Dschungel geschlagen worden war. Noch zehn Minuten, und Ravi würde den Verdichter auf die Lichtung hinunterlassen. Und nach einer Nacht im Lager am nächsten Tag schnell nach Abellia zurückfliegen, um einen weiteren übergroßen Bestandteil der Ausrüstung zu holen.
    Die oberste Priorität für das HDA-Technik-Corps in Edzell bestand darin, mit den von den Berlins herangeschafften Bulldozern und Verdichtern auf dem unebenen Boden eine Start- und Landebahn für die Daedalus-Luftfrachter zu bauen, die so konstruiert worden waren, dass sie auch auf verhältnismäßig rauem Gelände landen konnten. War der Landestreifen erst einmal fertig, würden die großen Flugzeuge die Basis versorgen, bis sie ihren vollen operativen Status erreicht hatte. Aber bis dahin waren sie auf die Berlins angewiesen. Ravi und die übrigen Helikopter-Piloten waren die Pioniere, von denen alle anderen abhingen, die versuchten, diesen wirklich wilden Zeitplan einzuhalten. Angefangen von Commissioner Passam bis zur Catering-Mannschaft verfolgte die gesamte Expedition ihre Flüge in Echtzeit und bewunderte ihre draufgängerischen Fähigkeiten. Im Augenblick machten seine Neuronen ihn auf eine Weise high, mit der kein Aufputschmittel mithalten konnte. Oh ja.
    Das Wetter-Radar-Display, das unter dem Kabinendach schimmerte, zeigte den Nachmittagssturm als riesige rote Woge, die von Südosten herankam. Wenn nichts schiefging, sollten sie in der Lage sein, ihm davonzufliegen. Auf St Libra war jede Art von Wettervorhersage eine Gnade. Ohne Satelliten war Ravi so nah an einem Blindflug wie noch nie zuvor. Glücklicherweise gewährten die E-Rays während des Flugs nach Edzell eine gewisse Unterstützung, aber dieses Fliegen ins Ungewisse gehörte mit zum großen Spiel.
    »Aufkommende Wolken.« Tork Ericsons Stimme übertönte das Geheul der Turbine und das Brummen des Getriebes, das die Kabine erfüllte – Militärvögel hatten es nicht so mit dem Lärmschutz. Ericson war ein Luftfahrtingenieur, der heute auf dem Sitz des Co-Piloten saß, um bei der außergewöhnlichen Ladung zu helfen.
    »Wir schaffen es«, rief Ravi zurück. »Das wird ein reibungsloser Auftritt.«
    »Aber nicht so cool wie mit einer Thunderthorn«, erwiderte Tork.
    »Da sagst du was.« In seiner glorreichen Jugend war Ravi Hendrik SF-100 Thunderthorns geflogen, die die erste Verteidigungslinie der HDA gegen Zanthschwärme bildeten. Ravi hatte sich gerade erst als Pilot qualifiziert und seine achtzehn Monate dauernde HDA-Flugschule hinter sich gebracht, als der Zanthschwarm über New Florida aufgetaucht war. Er war einen Einsatz nach dem anderen über der dem Untergang geweihten Welt geflogen. Weder in seinem beruflichen noch in seinem privaten Leben war er danach purem Schrecken und Hochgefühl jemals wieder so nahegekommen wie in jener allzu kurzen Zeit.
    Als er in den späten Dreißigern gewesen war, hatte die HDA ihn versetzt, und es war Schluss mit seiner geliebten SF-100. Die Akademie brachte jüngere Piloten hervor, Jungen und Mädchen, die danach hungerten, Zanth zu töten, und mit schnelleren Reflexen und modernerem Systemwissen aufwarten konnten als der traurige alte Hase Ravi Hendrik. Sie hatten zwar keine Erfahrungen im echten Leben, aber das bedeutete in diesen Zeiten der virtuellen Realitäten gar nichts. Ravi wurde also dem Supportteam des Flugdienstes zugeteilt, während die Uhr Richtung Pension tickte – immer noch enorm wichtige Arbeit, hatte sein Geschwaderkommandant behauptet, auch wenn er sogar noch älter war und genau wusste, was für eine Ladung Scheiße er aufgebrachten, ins Abseits gestellten Ex-Pilotenhelden wie

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