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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Blickkontakt zu suchen, vor die sie sich gedrängt hatte, stellte sie sich vor die Theke und begann ein schlichtes heiteres Geplauder mit den Mädchen, die die Mahlzeiten austeilten. Ihre PAs schlossen sich schützend um sie und griffen selbst nach einem Tablett.
    Angela starrte die Szene an. Ihre Muskeln hatten sich vor Schock verkrampft. Sie spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Etwas dämpfte die Geräusche im Messezelt, als ein seltsames, scharfes Kribbeln sich heftig über ihre Haut ausbreitete.
    Ohne Vorwarnung versagten ihre Beine, und sie stürzte auf den Boden aus zertrampeltem Gras.
    »Angela?«, fragte Paresh von einem Ort, der Meilen entfernt sein musste. Nachdem ihr erst unerträglich heiß gewesen war, war ihr jetzt eiskalt. Ihre Gliedmaßen zitterten unkontrolliert. »Nein«, wimmerte sie. »Nein, nein.«
    »He, was ist passiert?« Paresh und Omar streckten die Hände nach ihr aus und drehten sie auf den Rücken. Alarmierte Gesichter beugten sich über sie, durch ihre Tränen nur verschwommen wahrnehmbar.
    »Nein! Das ist unmöglich. Es ist unmöglich! Nein!« Ihre Stimme wurde lauter, als Hysterie sie überschwemmte. Sie konnte nicht atmen. Sie versuchte, etwas Luft in die Lunge zu bekommen, aber ihr Körper zuckte, als die Muskeln sich verkrampften.
    »Angela.«
    »Sanitäter! Ruft einen Sanitäter!«
    »Was zum Teufel ist mit ihr passiert?«
    »Angela«, rief Paresh alarmiert. »Angela, hör zu: Du musst atmen.«
    Sie krümmte den Rücken, versuchte Luft einzusaugen, obwohl ihre Kehle sich zusammengezogen hatte. Da war kein Schmerz, nur ein Körper, der sich im Chaos befand und so reagierte, als hätte jemand einen elektrischen Schock durch ihn hindurchgejagt. Bei dem wilden Gedanken hätte sie am liebsten gelacht. Sie konnte es nicht. Sie konnte nichts anderes tun, als zu zucken, als hätte sie einen Anfall.
    Paresh und Omar wurden zur Seite geschoben. Ein paar Leute mit den Rotkreuz-Adler-Armbändern knieten plötzlich neben ihr. Sie konnte sie nur durch einen langen, grauen Tunnel sehen. Es herrschte eine Menge Geschrei, das schwach zu ihr drang.
    Etwas legte sich auf ihre Nase und ihren Mund. Sie schmeckte trockene Luft mit einem seltsamen metallischen Geschmack. Ihr Herz pochte wie wahnsinnig, als sie schließlich flach auf dem Rücken liegen blieb und unkontrolliert schluchzte.
    Das Feldlazarett bestand aus zehn miteinander verbundenen Qwik-Kabinen, die zusammen ein großzügig ausgestattetes Notfallzentrum bildeten, zu dem fünf kleine Operationssäle und eine ganzkörpertaugliche Diagnosekammer gehörten. Sein Hauptzweck bestand in der Triage und einer provisorischen Versorgung, bis die Verletzten in ein richtiges Krankenhaus gebracht werden konnten. Jeder schlimm Verletzte, der durch diese Tür kam und noch atmete, würde so gut wie sicher überleben. Allerdings war man nicht darauf vorbereitet, etwas zu behandeln, das ganz nach einem psychischen Zusammenbruch aussah.
    Kahle Wände aus Verbundwerkstoff glänzten in einem kompromisslosen Beige im blendenden Licht, das von der monochromen Decke strahlte. Die Beleuchtung war noch nicht einmal in der abgetrennten Untersuchungskabine, in der Angela auf einer schmalen, fahrbaren Krankentrage lag, gedämpft worden. Was immer die Sanitäter ihr an Beruhigungsmitteln gegeben hatten, es funktionierte. Ihre Gedanken waren vollkommen ruhig, wenn auch unverbunden. Ganz gewiss war ihr Körper jetzt zur Ruhe gekommen, atmete ruhig, die Muskeln waren untätig. Sie hatte nicht das Gefühl, sich bewegen zu müssen, als sie zur perfekt leuchtenden Decke hochblickte. Selbst die Klimaanlage hatte einen sanften therapeutischen Einfluss – sie konnte die unterschwelligen Harmonien hören, die unter ihrer Schroffheit verborgen lagen.
    Schließlich wurden das monotone Licht und das Geräusch allerdings langweilig. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon dort lag. Mindestens ein paar Stunden, vermutete sie. Die Medikamente hatten sie aus dem, was sie nur als die allerschlimmste Panik bezeichnen konnte, rausgeholt. Das ermöglichte es ihr, darüber nachzudenken, was sie gesehen hatte. Das bedeutete nicht, dass sie wirklich damit klarkam, aber so sicher, wie der Teufel auf das Leben der Menschen scheißt, wusste sie, dass es kein Zufall war. Das war unmöglich. Dies Wissen allein machte den Umstand erträglich.
    Angela sah sich jetzt interessiert in der Kammer um. Da gab es eine Diagnostik-Konsole auf einem Schwenkarm über der fahrbaren Krankentrage, drei

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