Der unsichtbare Killer
Monitore waren aktiv und zeigten Informationen über ihren Körper. Sie konnte die glänzenden Flecken auf ihren Händen sehen, wo Smartdust mit einer Art Pampe aufgeschmiert worden war. Es gab weitere Flecken auf ihrer Brust, ihrem Hals, ihren Gliedmaßen …
»Führe die Daten in eine Schleife«, sagte sie zu ihrer verbesserten E-I. »Lass sie nicht wissen, dass ich wach bin.«
»Der Smartdust, der in den Wänden und an der Decke steckt, gibt ein Bild von dir ab, das vom medizinischen Personal beobachtet wird«, informierte die E-I sie.
Angela schloss die Augen und tat so, als schliefe sie wieder. »Überführe es ebenfalls in eine Schleife.«
»Fertig.«
»Warne mich, wenn jemand kommt.« Sie schwang die nackten Füße von der dünnen Matratze, packte ihre Brille vom Nachttisch und blinzelte um das Ende des Vorhangs herum. Das Notfallzentrum besaß fünf identische Kammern, aber allein ihre war belegt. Sie sah einen Medizinschrank am anderen Ende des Zimmers.
Der Nutzen der Gefängnis-Erziehung: ihre vergrößerte E-I brauchte weniger als dreißig Sekunden, um den Zugangscode zu knacken, und schon war die schmale Klinge des Multifunktionstaschenmessers aus ihrem Ausrüstungsbeutel im physischen Schloss gelandet. Öffnen, dann eine Box von hinten nehmen, damit niemand merken würde, dass eine fehlte. Fünf Sekunden Zeit, den Schrank mithilfe der Klinge wieder zu verschließen, schließlich führte das digitale Autorisierungssystem automatisch einen Reset durch Dr. Tamika Coniff zog den Vorhang zurück und fand ihre Patientin aufgestützt auf ihren Ellenbogen liegend. Eine derart abrupte Rückkehr aus der Bewusstlosigkeit war ein wenig überraschend, angesichts der Menge an Beruhigungsmitteln, die die Sanitäter ihr verabreicht hatten. Aber wie die Ärztin während ihres Praxissemesters gelernt hatte, war jeder menschliche Körper verstörend einzigartig.
»Was ist passiert?«, fragte Angela mit belegter Stimme, als die Ärztin ihr mit der Stablampe in die Augen leuchtete.
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, gab Tamika Coniff zu, während sie die normale Pupillenreaktion registrierte. »Wie fühlen Sie sich?«
»Ein bisschen angeschlagen, als hätte ich Drogen genommen.«
»Ziemlich gute Beschreibung. Körperlich ist mit Ihnen jetzt alles in Ordnung.«
»Wirklich?«
»Soweit ich es erkennen kann, ja. Die Smartdust-Aufzeichnungen Ihrer lebenswichtigen Organe sagen mir ganz sicher, dass Ihre Körperfunktionen wieder normal geworden sind. Ich würde Ihnen trotzdem raten, sich ein Set medizinischer Smartzellen zur Überwachung implantieren zu lassen. Jedes HDA-Mitglied hat diese Dinger. Sie erlauben damit Ihrem Bodymesh, Sie permanent zu überwachen. Wenn es irgendeine Abweichung gibt, kann Ihre E-I um Hilfe rufen. Eine proaktive Überwachung erhöht die Überlebenschancen.«
»Okay. Ich werde es mir merken.«
»Wir haben zusätzliche Sets medizinischer Smartzellen hier im Lazarett. Ich kann sie Ihnen gleich verabreichen. Sie müssen einfach nur ihr Freigabezertifikat hinzufügen.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
Dr. Tamika Coniff sah sie missbilligend an. »Ich verstehe. Es sind hervorragende Sets, wenn es das ist, worüber Sie sich Sorgen machen. Ich trage selbst eins.«
»Ich bin sicher, dass sie gut sind. Lassen Sie mir Zeit, mich an die Vorstellung zu gewöhnen.«
»Na schön.«
»Danke, Doc.«
»Können Sie mir sagen, ob in Ihrer Familie Epilepsie aufgetreten ist?«
»Nein.«
»Ich habe Ihre Akte gelesen. Sie waren zwanzig Jahre im Gefängnis?«
»Stimmt.«
»Hatten Sie während Ihrer Inhaftierung Zugang zu Rauschgiften?«
»Das war ein Gefängnis, Doc. Wir hatten schon Glück, wenn wir einmal im Monat einen Schokoriegel bekommen haben.«
»Also das wäre dann ein Ja.«
Angela grinste leicht. »Tatsächlich nein. Ich habe mir im Gefängnis keine Drogen eingeworfen. So kaputt war ich nicht.«
»Und entsprechend Ihrem Äußeren sind Sie eine Zehn-Zu-Eins.«
»Ich kann Ihnen nichts vormachen.«
»So etwas kann physiologische Erschütterungen hervorrufen, die wir gerade erst zu erforschen beginnen. Aber ich würde sagen, dass Sie unter einer Art neuraler Überladungsepisode leiden, wahrscheinlich traumabedingt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, wenn man nach so langer Zeit seine Freiheit wiederbekommt. Dann direkt nach Abellia zurückzukehren, wird als übermäßig starker emotionaler Trigger gewirkt haben. Psychologisch gesprochen schwingen Sie von einem
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