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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Verbindungsstraßen herum. Sie sah zu, wie Fahrzeuge mit lächerlichen Geschwindigkeiten vorbeischossen. Stand da und starrte jedes Flugzeug an, das landete oder abhob. Sprach mit Leuten vom Logistik-Corps, die Paletten und Tanks hin und her schoben.
    Dabei wartete sie entweder, bis es geregnet hatte, oder sie suchte den Himmel ab, um sicherzugehen, dass er eine Weile wolkenlos bleiben würde. Am dritten Tag ging sie mitten am Tag los und nahm ihren mobilen Datenspeicher mit. Er war halb so groß wie ihre Handfläche und ließ sich gut in der Tasche tragen. Sie brauchte ihn nicht wegen der Speicherkapazität; vielmehr hatte er eigene Zellen eingebaut, die eine sehr viel größere Reichweite besaßen als ihr eigenes Bodymesh.
    Als sie an der Seite einer Taxifahrspur entlangging, spürte der Datenspeicher das Netz des Flughafens auf und verband sie über eine Zelle im Hauptterminal damit. Sie hatte zwar seit zwanzig Jahren keinen Zugang mehr zum Transnet gehabt, aber es gab bestimmte Aspekte der digitalen Sicherheit, die sie in Holloway gelernt hatte – Wissen, das nicht aus offiziellen Lehrstunden stammte. Es war eine einfache Tatsache ihres Lebens, dass ihre Mithäftlinge ein kriminelles Wissen besessen hatten, das mindestens so gut war wie das irgendeines Strafverfolgungsspezialisten.
    Angelas Hände fingen an, die Icons herumzuschnipsen und sich von Abellia fort zu navigieren, dann weg von St Libra und schließlich in das richtige Transnet hinein. Der dunkle Speicher war da, genau wie Zarleene Autrass (verurteilt wegen Mordes an zwei Menschen – Pech für sie: Es waren zwei Undercover-Polizisten gewesen) eingestanden hatte. Dieser besondere Speicherplatz verlagerte sich in einem rein zufälligen Muster zwischen beliebigen Transnet-Leitungen, sodass er praktisch nicht zu finden war, wenn man den Schlüssel nicht kannte. Einmal geöffnet, stellte er einen Aufbewahrungsort für viele mächtige Hackerwerkzeuge und sichere Verbindungssysteme dar. Aber nun … Zarleene war eine erstklassige KI-Kreative gewesen, bis sie auf den falschen Mann hereingefallen war, der auf bezaubernde Weise überzeugend und aufmerksam war, dazu anhänglich und aufregend verrucht im Bett. Zarleene: die kleine Fünfundzwanzigjährige mit den armseligen sozialen Kompetenzen, die keine Woche in der brutalen Umgebung von Holloway überlebt hätte. Die süße, hoffnungslose Zarleene, die immerzu dankbar und zu Tränen gerührt war wegen des Schutzes, den Angela ihr gegen die räuberischeren Mithäftlinge geboten hatte, und noch dankbarer für die wenigen Momente der Leidenschaft, den lebenswichtigen zwischenmenschlichen Kontakt.
    Angela ließ ihre E-I sofort upgraden und mit einer hochgradigen Quantum-Verschlüsselung ausstatten. Nachdem der Schlüssel über verschiedene willkürliche Routen an sie zurückgeschickt worden war, nahm sie diverse Schichten von auf KI-Level vorhersehbaren Verhaltensweisen auf. Dann konstruierte sie eine echte Persönlichkeit im Transnet, der sie die Autorität übergab, ihre Kreditkarte zu benutzen und sie in Echtzeit zu überwachen, für den Fall, dass sie einmal schnell Hilfe brauchte – eine große Schwester-E-I. Zufrieden, dass sie jetzt einigermaßen geschützt war, sah sie sich ein bisschen in dem restlichen Menü des Caches um, um herauszufinden, was Zarleene zurückgelassen hatte. Es war hauptsächlich Software fürs Routeghosting, das Klauen von Schlüsseln und zum Zerstören von Firewalls und Leersaugen des dahinter liegenden Speichers; alles, was man für die Art finanzieller Diebstähle brauchte, die ihr sanfter Mann für sie präpariert hatte. Aber es gab auch noch andere Software-Pakete. Angela begann, sich mit deren Funktionen vertraut zu machen. Nicht lange, und Searchbots mit Registry-Immunität verteilten sich im Transnet, vollgestopft mit Anfragen, die Angela eingegeben hatte. Sie zog sich aus dem dunklen Cache zurück, wobei sie die im Inneren verborgenen Zugangsroutinen benutzte, um ihre Spuren zu verwischen. »Danke, Zarleene«, sagte sie stumm. Es war kein Verrat, nicht im eigentlichen Sinn – sie hatten beide bekommen, was sie gewollt hatten. Abgesehen davon hatte es in Holloway im Laufe der Jahre weit schlimmere Dinge gegeben.
    Gegen Mittag ging sie zusammen mit Pareshs Trupp zum großen Messezelt an der Seite der matschigen provisorischen Stadt und hielt dabei Ausschau nach größeren Pfützen. Die Hälfte des Trupps hatte auf Hosen verzichtet und trug nur noch Stiefel und Shorts. Angela

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