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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hatte. In ihr befanden sich ein Paar Manschettenknöpfe, die genauso aussahen wie diejenigen, die sie gerade gekauft hatte, sowie ein Paar hauchdünne Kaper-Handschuhe. Sie nahm die Handschuhe vorsichtig heraus, wobei sie darauf achtete, sie nur an dem blauen Etikett am Rand zu berühren. Sie waren so dünn, als würde sie Nebel festhalten. Als Angela sie hochhielt, schwankten sie im Luftstrom der Klimaanlage wie träger Seetang. Während sie sich bewegten, malte der Brechungsschimmer eine geisterhafte Outline in die Luft um sie herum – das war so ziemlich das Einzige, woran sie erkennen konnte, dass es sie überhaupt gab.
    Voller Angst, dass die Handschuhe reißen könnten, schob sie vorsichtig eine Hand in den ersten. Sie hätte sich keine Sorgen machen müssen; die Molekularstruktur war sorgfältig entwickelt worden. Als der Handschuh richtig saß, zog sie das blaue Etikett ab und aktivierte den Adhäsionsprozess. Der Handschuh verschmolz mit ihrer Haut. Nicht einmal, als sie die Hand zehn Zentimeter vor ihre Augen hielt, konnte sie erkennen, dass sie einen Handschuh trug. Sie rieb sich über die Wange. Es fühlte sich wie Haut an. Zufrieden, dass der Kaperhandschuh nicht zu erkennen war – außer durch eine spektroskopische Analyse –, zog Angela auch den zweiten an. Danach öffnete sie das Geschenkkästchen von Birk-Unwin und tauschte die Manschettenknöpfe aus.
    Monturiol Beach war eine kleine Bucht mit tiefen, felsigen Landzungen auf beiden Seiten. In das Gebiet dahinter erstreckte sich die Ibanez-Wohnanlage, ein geschwungenes weißes Bauwerk aus Beton und dunklem Glas mit acht übereinanderliegenden Balkonreihen an der Vorderseite und lebendigen Wänden an beiden Enden, die kunstvolle vertikale Gärten hervorbrachten. Die Apartments darin fingen bei acht Millionen Eurofrancs an, worin ein Rund-um-die-Uhr-Service durch Dienstpersonal inbegriffen war. Dadurch wurde die Wohnanlage zum Rückzugsort kompromissloser Bachelor-Typen, jene Art von Führungskräften, die die ganzen Management- und Finanz-Services zur Verfügung stellten, von denen das wahre Firmenoberhaupt nicht gern getrennt ist.
    Das Taxi hielt beim Haupttor an, da die Automatik keine Autorisierung zur Durchfahrt besaß. Angelas E-I übermittelte dem Tormanager ihr Identitäts-Zertifikat, und das Taxi rollte weiter. Dreißig Sekunden später blieb es unter dem Portiko mit den Adlerschwingen stehen, und Angela stieg aus. Die
    Birk-Unwin-Manschettenknöpfe hatte sie tief zwischen die Sitzkissen gequetscht, wo sie vermutlich monatelang nicht gefunden werden würden, wenn überhaupt jemals. Die blauen Etiketten hatte sie hinuntergeschluckt.
    Angela fuhr mit dem Aufzug in den achten Stock. Es gab auf dieser Ebene nur vier Apartments, alles Penthouses. Die Tür von Nummer drei erkannte sie und öffnete sie.
    Barclay North wartete in der großen, sich über die gesamte Länge erstreckenden Lounge, deren Balkon zum verlassenen Strand hinausging. Angela schenkte ihm ein neckisches Lächeln. »Hi«, sagte sie mit rauchiger Stimme.
    »Hi zurück. Du siehst toll aus.«
    »Danke.« Sie drehte sich in einer schnellen Bewegung um die eigene Achse, wodurch sich der kurze, leichte Stoff ihres Rocks etwas hob. An diesem Morgen hatte sie sich eigens für Barclay angezogen, was allerdings keine große Vorbereitung oder Mühe bedeutete – kurzer Rock, enges weißes T-Shirt ohne BH, schlichte Pumps; die Haare zurückgebunden, eingecremte Haut, aber kein Makeup. Eine etwas billigere Version der Kleidung, die Marc-Anthony und Loanna sie im Herrenhaus tragen ließen. Sie wussten, was Bartram gefiel, und Angela war gerade wegen ihres betont athletischen Aussehens ausgewählt worden; ihre Kleidung verstärkte dies noch. Und was der eine North mochte, mochten natürlich auch die anderen. Um das zu verstehen, musste man nicht gerade transstellare Wissenschaften studiert haben.
    Als ihre Umdrehung endete, stand sie direkt vor Barclay. Sie ließ ihre Tasche fallen und schlang die Arme um ihn, küsste ihn hungrig. Barclay war einunddreißig und bereits zum Controller der Zivilverwaltung von Abellia ernannt worden; es war die Art Position, die Bartram nicht aus der Hand der Familie geben wollte. Sein Alter bedeutete, dass er so ziemlich der letzte 2North war, bevor Brinkelle geboren worden war. Weitere seiner Art würde es nicht geben – man ging davon aus, dass Bartram seine Behandlung mit vollständig funktionierenden Keimdrüsen beendete. Alle zukünftigen Nachkommen

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