Der unsichtbare Killer
Machenschaften einer Firma? Hat er gesagt, auf welche Weise? Werden unsere Konkurrenten uns mit Atombomben angreifen?«
»Schon gut, Mann, gehen Sie nicht auf mich los.«
»Tut mir leid.« Aldred lächelte, während er sanft auf den mit Schokolade bestreuten Schaum seines Cappuccinos blies. »Aber es ist witzig. Zwei Regierungs-Agencys in einem Zuständigkeitsstreit, und sie werfen den Firmen Aufrüstung vor, um eine Ausrede für ihren Cage Fight zu haben.«
»Wer will also einen D-Bomben-Wissenschaftler?«
»Die fernen Welten vermutlich.«
»Die was?«, fragte Sid mit hochgezogenen Brauen.
»Die fernen Welten. Planeten wie New Persia oder Kofon oder True Jerusalem oder Georgia. Welten, die keine Gateways zur Erde haben. Von nationalistischen Gesellschaften erschlossen, die ausschließlich aus Gläubigen bestehende Kolonien propagieren. Reine Kulturen aus der alten Welt. Sie brauchen wie alle anderen Schutz vor den Zanth, und da sie weit weg sind, kann die HDA ihnen nicht helfen.«
»Ich dachte, True Jerusalem wäre nur ein Gerücht. Und von den anderen habe ich bis jetzt noch nie gehört. Gibt es die wirklich?«
»Wer kann das schon sagen?« Aldred lehnte sich zurück. »Da Sie und ich keine Juden sind, werden wir wohl nie die geheime Einladung bekommen, oder? Und ich bin ganz sicher kein Chinese oder Moslem, also wird es da genauso sein. Das sehr viel bessere Gerücht behauptet, dass irgendwo da draußen eine andere US-Welt existiert; offensichtlich soll ihre Regierung dorthin evakuiert werden, wenn wir die Erde jemals verlieren sollten.«
»Ich brauch das hier nicht, Mann, wirklich nicht.«
»Schauen Sie, Sie sind hier, weil Sie einen Rat von mir haben wollen, ja?«
»Ja«, räumte Sid ein.
»Es kümmert uns nicht, wer weiter oben auf der Leiter damit zu tun hat, okay? Es ist ein Krieg um Zuständigkeiten innerhalb der Regierung – unwichtig für das, was wirklich vorgeht. Sie sind derjenige, der herausfindet, wer unseren Bruder getötet hat. Und Sie tun es ordentlich. Das ist es, was zählt. Also … küssen Sie dem Idioten, der Druck auf O’Rouke ausübt – wer immer es auch ist – den Arsch, setzen Sie Ihr Team unter Druck, übergeben Sie Ihre Berichte an alle, aber verlangsamen Sie die Ermittlung nicht. Wir verlassen uns auf Sie, Sid.«
Die Norths waren so ziemlich die einzigen Leute, die das taten, dachte Sid, als er an diesem Abend zu Ians Wohnung unterwegs war. Alle anderen warteten darauf, dass er es vermasselte, sodass sie Stufe Zwei ihrer Auseinandersetzung einleiten konnten. Während er das Tor an der Vorderseite des kleinen Terrassenhauses öffnete, dachte er darüber nach, was genau er Ian und Eva sagen sollte. Es war vielleicht Zeit, sie da rauszuhalten und dafür zu sorgen, dass ihre Karrieren durch den Fall nicht zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Noch während er das dachte, begriff er, dass er die Taxi-Simulation so gut wie aufgegeben hatte.
»Guten Abend, Detective.«
Sid zuckte zusammen. Da war ein schwarzer Fleck im Schatten des winzigen Vorgartens, nur dadurch sichtbar, dass er sich bewegte.
»Kaneesha! Oh Mann, was zur Hölle soll das?« Er konnte ihr Gesicht nicht erkennen, es war nur ein weiterer dunkler Schemen zwischen dem Mantel und dem wie auch immer gearteten Hut, den sie sich über den Kopf gezogen hatte. Selbst ihre Atemwölkchen waren kaum zu sehen.
»Jolwel Kavane war mein Informant«, sagte sie, und ein Hauch von Wut schwang in ihrer Stimme mit. »Ich habe ihn vor einiger Zeit rekrutiert. Sieben Jahre hat er für mich gearbeitet. Er war ein perfekter V-Mann. Er wusste zwar nicht, was an der Spitze vor sich ging, aber alles, was er mir sonst mitteilte, war pures Gold. Ich schulde ihm mindestens ein paar Beförderungen.«
»Tut mir leid. Das wusste ich nicht.«
»Er war zuverlässig, Sid. Er hat seinem Führungsoffizier immer alles gesagt, was er mitbekommen hat. Man zwingt Leute wie Jolwel nicht dazu, irgendetwas herauszufinden, so läuft das nicht. Man hört sich an, was er sagt, merkt sich die Namen und macht denen Dampf, weil sie die neuen Unbekannten sind, die Entbehrlichen, nicht Jolwel. Er war nicht entbehrlich. Sie haben das gewusst, dieses Miststück Hayfa Fullerton und ihre Mannschaft, und sie haben sich einen Scheiß darum geschert. Sie waren zu gierig, sie wollten die Dinge zu schnell. Aber so funktioniert das nicht im Geheimdienst. Man setzt einen Fall langsam zusammen, lässt Jahre vergehen, wenn es sein muss. Aber dieser wahnsinnige
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