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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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der ihr gar nicht vertraut war. Jeder Versuch eines massenhaften Aufkaufs würde jetzt schlicht nicht mehr funktionieren, nicht angesichts solcher Mengen. Selbst dann, wenn alle Terminwarenhändler, die sie kannte, ihre Ressourcen zusammenlegten, würde es nicht reichen – und es gab immer noch keinen Hinweis darauf, dass die Schwemme nachlassen würde, geschweige denn, dass sie ganz enden könnte. Es handelte sich um eine unbarmherzige und vorzüglich organisierte Überschwemmen-und-Ersäufen-Operation.
    Da der Preis von Bioil fiel, begannen die anderen Kurse anzusteigen. Ein dauerhaft niedriger Energiepreis war genau der Schub, den die transstellare Wirtschaft benötigte, um ihre Flügel zu erheben und aus der fünfzehn Jahre währenden Rezession hinauszufliegen. Das Überangebot war für alle eine wunderbare Wohltat. Außerhalb der Finanzwelt nahmen die Aktienkurse bereits an Punkten zu, und die Währungen festigten sich. Angela konnte die Hoffnungen und Erwartungen der Milliarden von gewöhnlichen Menschen überall auf den transstellaren Welten spüren: Sie kannte sie, kannte ihren wiedergeborenen Optimismus, ihre von dem bevorstehenden Wandel angefachte Aufregung. Von den Labyrinthen der Slums in den alten Städten der Erde bis zu den trostlosen neuen Einheitsstädten der transstellaren Welten würde man tagelang feiern und Augustine North und seine Mitverschwörer bejubeln. Keiner von ihnen würde jemals merken oder sich etwas daraus machen, dass der Finanzmarkt sich verändert hatte, dass er geschrumpft war, damit das Ende der Bioil-Terminwarenbörse herbeigeführt werden konnte. Wieso sollten sie auch? Das Überangebot war gut für sie. Ein paar Jahre lang – so lange, wie es dauerte, bis die frisch gefüllten Tanks wieder geleert sein würden und die Bioil-Produzenten die absolute Kontrolle besaßen, um ihre Preise ganz nach Gutdünken manipulieren zu können. Niemanden störte es, dass ein paar reiche Leute unter dem Wechsel gelitten hatten; es hatte nie jemanden gestört und würde auch nie jemanden stören.
    Wie alle Bewohner von New Monaco hatte Raymond DeVoyal sich ein riesiges Herrenhaus im Zentrum seines eintausend Quadratmeilen großen Anwesens errichten lassen. Das wie ein doppeltes H geformte Hauptgebäude besaß vier zentrale Innenhöfe; eine mit Giebeln versehene Fassade lief beiderseits in langen symmetrischen Säulenflügeln aus, die sanft geschwungen waren und ein ausgiebiges cour d’honneur formten. Dunkle gotische Türmchen mit hohen Oberlichtfenstern aus farbigem Glas ragten von den meisten Ecken auf. Im Zentrum befand sich eine sechseckige Kuppel, die sich über einem großen Teich mit einem eigenen tropischen Dschungel erstreckte und ein strahlendes smaragdähnliches Licht in die Nacht verströmte, als Angela darüber hinwegflog.
    Der HyperLear landete auf der perfekt gleichmäßig gemähten Rasenfläche am Ende des Westflügels. Angela lief eilig zu dem kleinen Buggy, den einer der persönlichen Assistenten ihres Vaters fuhr. Sie rasten unter den Bogengängen links des Haupteingangs hindurch und in einen Hof hinein. Licht strömte aus sämtlichen Fenstern, beleuchtete den Platz mit seinen überordentlichen kleinen Gartenbereichen, als hätten die Mauern das Sonnenlicht des Tages eingefangen. Noch ein Bogengang und es ging hinein in den zweiten Hof. Dort öffnete sich eine kleinere Tür in der Basis eines sechseckigen Turms.
    Angela eilte in den großen Eingangsbereich. Sie befand sich im privaten Flügel, dem Herz des Herrenhauses, dessen Innenausstattung so extravagant war, dass es selbst die Paläste des alten französischen Sonnenkönigs in den Schatten stellte. Sie zögerte, als sie die Halle betrat. Beinahe dreißig Mitglieder der Belegschaft ihres Vaters liefen auf dem polierten Eichenparkett mit seiner riesigen Intarsienarbeit – einer aus Esche und Ebenholz bestehenden Rose – umher. Normalerweise pflegten sie nicht in ihre Richtung zu schauen, ganz zu schweigen davon, dass sie sie regelrecht anstarrten. Jetzt allerdings erkannte sie die besorgten, hilflosen Mienen, als sie sich ihr zuwandten. Sie hatten sie von ihr übernommen.
    Zwei Senior-Assistenten und Marlak, ihr Leitender Rechtsberater, begleiteten sie im Aufzug in den fünften Stock hinauf. Das Arbeitszimmer ihres Vaters bestand aus einem großen, runden Raum, der aus dem Ende des Herrenhauses ragte, als wäre eine Fliegende Untertasse in die Mauer gekracht und dort steckengeblieben. Die Wände waren vollkommen

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