Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton

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durchsichtig und ermöglichten einen Panoramablick über das Anwesen und die dahinterliegenden schneebedeckten Berge.
    Zwei persönliche Berater standen draußen und warteten besorgt auf sie. Sie konnten nicht hineingehen, weil die Tür es nicht zuließ, obwohl das Sicherheitssystem voll funktionsfähig war. Angela legte ihre Hand in den Scanbereich, während die E-I ihren persönlichen Code an das Netzwerk übermittelte. Geschmeidig öffneten sich die Türen.
    Raymond DeVoyal hatte es gewusst. Er hatte es gewusst, weil er die ganzen dreiundsechzig Jahre seines Lebens als Erwachsener nichts anderes getan hatte, als mit Rohstoffen zu handeln und sich dabei auf Bioil zu spezialisieren. Er wusste es, weil seine Fähigkeit, an Informationen zu gelangen und sie zu sammeln, weit besser war als die aller anderen auf diesem Gebiet. Er wusste es, weil die teuren, exklusiven genetischen Algorithmen der Familien-KI mittels eigener Sensoren ins transstellare Leitungssystem eingepflanzt worden waren und das Geld abtasteten, das zwischen Banken und Bioil-Unternehmen hin und her strömte und das winzige Geflüster von eintausend persönlicher Kontakte in der Industrie absorbierten und extrapolierten. Trends wurden auf diese Weise Wochen, wenn nicht sogar Monate früher bemerkt, als es Mitbewerber und Rivalen taten. DeVoyal war eine exzellente Handelsmarke für Rohstoffe, machte stets Profit und war immer ein führendes Investment-Unternehmen. Dem Spiel um Jahrhunderte voraus.
    Also hatte Raymond mit all seinem Wissen und seinen Fähigkeiten das unerklärliche Anschwellen des durch das GE-Rohrleitungsnetzwerk fließenden Bioils bemerkt – unerklärlich und noch nicht zugewiesen. Er hatte seine Teilnahme an Prinz Matiffs Party abgesagt, um die Herkunft, die Finanzierung und den Käufer aufzuspüren. Eine Stunde später wusste er, dass es nicht von Orleans kam. Das Newcastle-Gateway war der Übeltäter, und je mehr er suchte, desto mehr Durchflussmenge entdeckte er, desto offensichtlicher wurde auch das Muster dahinter. Hinzu kamen die nicht vorhandenen Abweichungen auf dem Spotmarkt, als alle Bioil-Produzenten von St Libra den gleichen Preis verlangten und die vorsichtigen Bestellungen erfüllten, die einzutreffen begannen. Er erkannte den Trend noch vor allen anderen. Er, der daraufhin Augustine North persönlich anrief, nur um zu erfahren, dass sein Anruf zurückgewiesen wurde. Er, der mit seinem unübertroffenen Verständnis des Marktes begriff, dass in ruhigen Meetings und Vereinbarungen ein Kartell errichtet worden war, das in keinem Gedächtnis-Speicher in dieser Form existierte. Er erriet, wie das schreckliche Endspiel aussehen würde. Er sah das ganze Ausmaß. Er erkannte die politische Macht dahinter.
    Aufgrund dieser Erkenntnis setzte er sorgfältig alle Kameras und Sensoren in seinem Arbeitszimmer außer Betrieb. Er ließ sich in seinem antiken Lieblingssessel nieder und sah zu, wie die Sonne hinter den herrlichen Bergen am Horizont verschwand, nippte an einem jahrhundertalten Brandy und gab sich eine Droge, und dann noch eine und noch eine und noch eine …
    Angela berührte seine Wange mit der Hand, und obwohl sie sich kalt anführte, weigerte sie sich, es zu glauben. Er rührte sich nicht. Seine Augen waren geöffnet. Die Haut war bleich und wurde steif. Sie weigerte sich, es zu glauben, denn die bloße Kraft ihres Geistes würde alles ungeschehen machen. Ihre Weigerung würde dafür sorgen, dass Daddy immer noch lebte.
    Mit langsam flüsternder Beharrlichkeit brach die Realität durch das störrische Leugnen. Angela DeVoyal sank neben ihrem toten Vater auf die Knie, und zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt fing sie an zu schluchzen.

Montag, 11. März 2143
    Sid verließ die Market-Street-Wache erst nach neun Uhr. Und als er es dann tat, wirkte es fast so, als befände er sich auf der Flucht. Die anderen Detectives, seine Kollegen, hatten ihn abgeschrieben. Sie nickten, wenn er ihnen in den Gängen begegnete, und dann wurden ihm Blicke hinterhergeworfen und es gab Gemurmel und Kopfschütteln. Er konnte es sehen, ohne dass er sich umdrehen musste.
    »Es ist vorbei.«
    »Oh, Mann, hast du’s schon gehört? Er hat’s versaut.«
    »O’Rouke wird ihn kreuzigen.«
    »Es ist sein Fehler, wenn sie uns den Rest des Jahres die Überstunden streichen, dieser blöde Scheißhaufen. Hast du gehört, wie viel er ausgegeben hat? Und wir müssen’s ausbaden.«
    »Mann, sie haben ihm eine schöne Falle gestellt.«
    Den ganzen