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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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wie alle nicht verankerten trans-räumlichen Verbindungen flackernd aufgelöst. Dieses eine Mal erwies sich das Phänomen als Vorteil für die HDA und versetzte Groom Lake in die Lage, die Thunderthorns über dem ihnen zugewiesenen Kontinent in einer Schutzschirm-Formation zu positionieren. Die ersten fünf Sekunden war es für Ravi zwingend erforderlich, sich visuell und taktisch zu orientieren.
    Der Planet lag leicht gewölbt unter ihnen, der Horizont zerteilte auf Dunhams Seite die Panoramascheibe. Die dicken Wolkenstreifen von New Florida leuchteten hell im goldgefärbten Sonnenlicht. Oakland bestand aus braunen Bergen und blaugrüner Vegetation mit golden aufblitzenden Flüssen und Sumpfgebieten. In der kurzen Zeit, die Ravi für einen visuellen Schwenk hatte, konnte er keinerlei Hinweise auf menschliche Zivilisation unter den trägen Wolken erkennen. Dennoch lebten zwölf Millionen US-Bürger auf dem Kontinent unter ihm, die alle verzweifelt versuchten, das Gateway zu erreichen, das sie zurück nach Miami und in Sicherheit bringen würde. Seine Aufgabe bestand jetzt darin, ihnen ausreichend Zeit zu verschaffen.
    Schon flackerten nicht weit entfernt – nach kosmischen Maßstäben – helle Sterne auf, glühende Blüten aus Plasma, die sich weit aufblähten. Die ersten Detonationen von Mk-7009-Atomraketen, die gegen den Feind eingesetzt wurden. Für Ravi waren sie nie heller als ein bizarres Feuerwerk, dafür sorgten die Bandfilter der Cockpitscheibe. Die Bad Niobe würde nicht zulassen, dass ihre menschliche Crew unter den radioaktiven Ausbrüchen und wild umherschwirrenden hochenergetischen Teilchen, die anfingen, den Raum über der Ionosphäre von New Florida zu füllen, zu leiden hatte.
    Luken öffneten sich wie Blenden entlang des Rückgrats der Bad Niobe, und Sensoren fuhren aus und scannten die Umgebung. Eine Krause aus silbernen, Wärme abstrahlenden Platten schob sich wie eine Ziehharmonika aus dem hinteren Flugzeugrumpf. Sie strahlte die große Hitze ab, die von den unzähligen Systemen der Thunderthorn erzeugt wurde.
    »Kampfbereit«, verkündete Dunham.
    Ein 3D-Radar-Display, das von seinem Helmvisier projiziert wurde, breitete sich vom Nullpunkt her in Ravis Sichtfeld aus. Das Bild hüpfte pausenlos; scharfe graphische Linien, die sich verzerrten und ruckelten.
    »Schwere EMP da draußen«, grunzte er. Zwanzig Sekunden, seit sie aus dem Gateway gekommen waren, und schon waren sie mittendrin. Die Elektronik der Bad Niobe war ultrahart gegen Interferenzen abgeschirmt, aber selbst ihr taktisches Netz wurde beeinflusst und operierte unterhalb seiner optimalen Effizienz.
    »Ja. Der Quantenzustand ist ebenfalls verzerrt. Keine Verbindung zu den Geosatelliten. Wir haben kein Kommunikationsnetz.«
    »Irgendwelche Bodenstationen?«
    »Nein. Atombomben und Riss-Verzerrungen versauen das Spektrum, und wie.«
    »Okay. Erledigen wir unseren Job.« Die Bad Niobe begann zu sinken. Sie waren nicht mit Orbitalgeschwindigkeit aus dem Gateway ausgetreten, und da der Vektor des Kriegs-Gateways geostationär verankert war, machte sich jetzt die Schwerkraft bemerkbar. Ravi griff wieder nach dem Steuerknüppel und löste die Reaktions-Kontrolldüsen aus. Rülpser aus heißem Gas barsten aus den zahllosen winzigen Raketendüsen am hinteren Ende der Triebwerksgondeln. Die Thunderthorn schwang herum, sodass sie auf ihrem Heck stand, und …
    »Verfluchter Hurensohn«, flüsterte Ravi, als die Frontscheibe ihm den ersten richtigen Blick auf ihren ungerührten, erschreckend unschlagbaren Feind gewährte.
    Zweihundert Kilometer über ihnen erzeugten die Zanth gewaltige Risse in der Raumzeit, um in das New-Florida-System hineinzuschwärmen. Zerklüftete Nebel in scharlachrot und lauchgrün wirbelten und blähten sich in scheinbar zufälligem Wechsel überall auf dem bewohnbaren Planeten auf, ein wütender Mantel, der die klaren Sterne dahinter fast vollständig verdeckte. Aus dem unendlichen Nichts der offenen Risse sickerten langsam Brocken der Zanth, die kantigen, an ihrer Basis zweihundert Meter durchmessenden Tränen glichen. Wie bei den Thunderthorns war ihre Geschwindigkeit im Bezug auf den Planeten gleich Null. Aber die Schwerkraft fing sie schon bald ein und zog jeden Brocken in einen Sturzflug, der sie auf Endgeschwindigkeit beschleunigte, lange bevor sie die Atmosphäre erreichten. Wie künstliche Eisberge mit unbegrenzten lichtbrechenden inneren Scheiben verteilten sie Sonnenlicht und Sternenlicht um sich herum und

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