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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die wir aus ihm rausholen, werde ich Sie auf dem Laufenden halten.«
    Diese fröstelnd machende Formulierung hinderte Sid daran, irgendetwas von dem zu sagen, was er noch hatte sagen wollen. Er stand zwischen Ernies beschissenen Gebrauchtwagen, Eva auf der einen und Ian auf der anderen Seite, während der Rest des Teams auf dem Vorplatz verteilt war und zusah, wie ihre Beute im Helikopter verschwand. Die Rotoren wirbelten auf ihre volle Drehzahl hoch, dann hob er ab.
    »Dreckskerl!«, brüllte Ian in den tosenden Wind.
    Sid sah sich hilflos um. Dann begriff er, dass er O’Rouke anrufen musste, der auf die Bestätigung der erfolgreichen Verhaftung wartete, um seine Pressekonferenz abhalten zu können. »Oh, Scheiße«, stöhnte er.

Samstag, 16. März 2143
    »Wo bist du?« In der Stimme von Lieutenant Paresh Evitts schwangen Elend und Verzweiflung mit.
    »Im Anflug«, versicherte Ravi Hendrik ihm. Daten aus den Navigationsgrafiken zu entnehmen, war ihm in Fleisch und Blut übergegangen – dafür brauchte er keine E-I-Analyse. »Noch fünf Minuten.«
    Dichter warmer Regen peitschte gegen die breite Frontscheibe der Berlin, während Ravi die schwere Maschine tief und knapp über den Dschungel flog, um auf den verzweifelten Hilferuf des Forschungskonvois zu reagieren. Die Scheibenwischer nützten fast gar nichts. Das Wasser floss unaufhörlich über die gebogene Scheibe, sodass er nur eine verschwommene Sicht auf das dichte, wellige Baumdach fünfzig Meter unterhalb des Helikopters hatte. Der größte Teil der Bilder stammte von den Iris-Smartcells, die mit seinem Net-Linsen-Visier gekoppelt waren; das Netzwerk des Helikopters verband die Daten der spezialisierten optischen Sensoren am Bug des Flugzeugs mit denen der Smartdust-Geflechte am Rumpf und des Radars. Das natürliche Sehen lenkte ihn daher fast ab. Allerdings war Ravi lange genug geflogen, um zu wissen, dass man sich nie ausschließlich auf software-optimierte optische Eindrücke verlassen durfte. Das höchste Gut eines Piloten waren immer noch seine Augen.
    Die langgezogenen Nebelschwaden, die über die Berghänge wogten, waren für die Elektronik fast unsichtbar; sie waren nicht dicht genug, um als Wolke angesehen zu werden, aber ausreichend undurchsichtig, um Überraschungen verbergen zu können. Ravi hielt stets Ausschau nach den größeren Bäumen von St Libra, den Bullpeitschen oder Metacoyas oder den Fraßhalmen, die über das Baumdach hinausragten und einen leicht erwischen konnten, wenn man unachtsam war. Vor ein paar Wochen hatte er einen Fraßhalm von mehr als einhundert Meter Höhe gesehen.
    Und heute – fünfzig Kilometer von Wukang entfernt mitten in einer wilden Landschaft aus steilen Hügeln und scharfen Schluchten – war er besonders wachsam. Es war düster an diesem Morgen, da Sirius sich hinter dunklen, hoch in den Himmel ragenden Wolken verbarg und den Tälern und Flüssen ein frühes Zwielicht bescherte. Die Feuchtigkeit beeinträchtigte die Leistungsfähigkeit der Turbinen. Es war wirklich schlechtes Wetter zum Fliegen. Für die unten am Boden war es allerdings noch schlimmer.
    Ravis E-I griff auf die Verbindung zu, die den Konvoi mit Wukang verband – alle waren der Panik nahe und es wurde viel geschrien. In seinen Ohren klang es wie verwirrendes Geplapper. Doc Coniff versuchte, Angela Tramelo und Leora Fawkes zu erklären, wie sie mit dem, was in ihrem Notfall-Pack war, tiefe Wunden schließen konnten. Es hörte sich an, als hätte ein knorriger Ast den Oberschenkel des armen Marty O’Riley durchbohrt. Die schrillen Rufe wurden von Martys Schreien unterbrochen. Dann brauchte auch Juanitar Sakur die Aufmerksamkeit des Docs, als er versuchte, Dave Guzmans Wirbelsäule zu stabilisieren. Ravi fand das bezeichnend: Der Sanitäter kümmerte sich eher um Daves gebrochenen Rücken als um Marty, dessen Blut überallhin spritzte, soweit er ausmachen konnte. Bei all diesen aufgeregten Stimmen war Ravi tatsächlich ziemlich froh, dass er es sich nicht leisten konnte, die visuellen Darstellungen der Informationen von Angela zu empfangen, die sie an den Doc weiterleitete.
    »Wir hören dich jetzt«, sagte Paresh Evitts.
    »Gut für euch«, murmelte Ravi, während durch Regen und Wolken hindurch ein Blitz aufzuckte.
    Die Berlin flog über einen langen Kamm und drehte dann in ein Tal ab, in dem unberührter Pflanzenbewuchs die Berghänge bedeckte. Die Sensoren verbanden sich sofort mit den Fahrzeugen des Konvois. Das Biolab und zwei Land Rover

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