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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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haben die verborgenen Smartcells ebenfalls extrahiert.«
    »Genau.«
    »Aber wenn sie nicht aktiv sind, wie sollen der oder die Täter das dann gemacht haben?«
    »Ein raffinierter Scan? Oder sie haben den Code gewaltsam aus ihm rausgekitzelt.«
    »Dafür gibt es keine Anzeichen«, erwiderte der Coroner. Er wies auf die Hände des Opfers. »Nicht einmal irgendwelche Abwehrverletzungen. Was immer ihm zugestoßen ist, es ist schnell passiert.« Er hob die rechte Hand des Opfers und deutete auf die fehlende Haut an den Fingerspitzen. »Auch die Haut hier wurde post mortem abgeschnitten.«
    »Sind Sie sicher, dass Sie bei den weiteren Untersuchungen dabei sein möchten?«, fragte Sid Aldred, als der Tote wieder auf den Rücken gedreht wurde.
    »Sicher«, erwiderte der North.
    Der große, C-förmige Körpersensor wurde an zwei Armen herabgelassen und bewegte sich langsam der Länge nach über die Leiche. Alle blickten auf das sich auf einem Wandbildschirm aufbauende 3D-Bild. Auf den Monitoren links und rechts davon wurden einzelne Bereiche in Vergrößerung dargestellt.
    »Keine Fremdkörper erkennbar«, stellte der Coroner fest.
    Dr. Fransun ging zu der Monitorwand hinüber und betrachtete einen der Bildschirme genauer. »Das ist ungewöhnlich.«
    Der Coroner folgte ihm und gemeinsam schauten sie einen Moment lang angestrengt auf ein blau-weißes Bild, das in einer Art kompliziertem Origami umeinandergefaltete durchscheinende Papierblätter darzustellen schien. »Ich verstehe, was Sie meinen«, stimmte der Coroner zu.
    »Was ist da?«, fragte Sid.
    »Wie es aussieht, liegen in der Brusthöhle zahlreiche Verletzungen vor. Das passt nicht ganz zu der Oberflächenwunde.«
    Beide kamen wieder zu dem Untersuchungstisch zurück, und der Coroner schwenkte eine Mikrokamera über die Wunde. Hochauflösende Aufnahmen von den fünf Einstichen wurden aufgezeichnet und deren Größe genauestens vermessen. Vier davon lagen auf einer gedachten, leicht gekrümmten Linie dicht nebeneinander, während der fünfte sich knapp fünf Zentimeter tiefer befand.
    »Alle haben leicht unterschiedliche Größen«, sagte der Coroner. »Ich dachte erst, es handle sich um eine Klinge, mit der mehrmals hintereinander zugestochen worden ist. Aber interessanterweise hat die Waffe fünf einzelne Klingen gehabt. Sie dürfte einigermaßen schwierig zu handhaben sein.«
    »Wieso?«, fragte Aldred.
    »Haut und Knochen zu durchdringen – was hier geschehen ist –, ist schon mit einer einzelnen scharfen Klinge schwer genug. Mit menschlicher Muskelkraft lässt sich das natürlich bewerkstelligen, aber es gehört schon eine gewisse Kraftanstrengung dazu. Der Körper bietet einigen Widerstand. Hier, in unserem Fall, musste der Täter genug Kraft für fünf gleichzeitig eindringende Klingen aufbringen. Äußerst schwierig.«
    »Also ein kräftiger Mann«, sagte Sid. Er betrachtete das Muster der Wunde – irgendetwas störte ihn daran.
    »Oder wahnsinnig«, entgegnete der Coroner. »Aber Ihre erste Annahme dürfte wahrscheinlich zutreffend sein. Sehen wir uns mal den Eintrittswinkel an.« Murmelnd erteilte er seiner E-I eine Anweisung, und auf einem der Bildschirme erschienen fünf grüne Linien. »Oh, das ist interessant. Dem Winkel nach zu schließen, würde ich sagen, dass Opfer und Angreifer von annähernd gleicher Größe waren.«
    Sid ging um den Untersuchungstisch herum, beugte sich dann vor und breitete mit ausgestreckten Fingern seine Hand über die Wunde. Jede Fingerspitze kam über einem der Einstiche zu liegen. Mit fragendem Blick sah er den Coroner an.
    »Das ist seltsam«, sagte der Coroner langsam. »Ein fünfklingiges Messer, das einer menschlichen Hand nachempfunden ist.«
    Sid trat wieder von dem Tisch zurück. »Zumindest sollte das unschwer in der Datenbank aufzustöbern sein«, sagte er und machte sich sofort daran, seine E-I für die Recherche zu instruieren.
    »Wir werden ihn jetzt öffnen und Proben von der Zellstruktur entnehmen«, kündigte der Coroner an. »Das Verfallsstadium wird uns Aufschluss über die genaue Todeszeit geben.«
    »Wirklich«, wandte sich Sid an Aldred. »Sie sollten darüber nachdenken, jetzt zu gehen.«
    »Nein. Ich muss das durchstehen.«
    Der Coroner begann mit einem Y-förmigen Schnitt von den Schultern bis knapp unterhalb des Sternums, dann weiter über den Bauch bis zur Peniswurzel hinunter. Sid ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, als das Fleisch abgezogen wurde; er hatte das schon oft genug gesehen.

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