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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Eine Kamera zeichnete die Einstiche und Schnitte in den Rippenknochen über dem Herz auf, bevor mit einer kleinen Elektroklinge fein säuberlich die Schlüsselbeine und Rippen durchtrennt wurden, damit der Coroner und sein Assistent das Brustbein entfernen und die darunter befindlichen Organe freilegen konnten.
    Beide, der Coroner wie Dr. Fransun, verharrten einen Moment lang in Schweigen, während sie die Verletzung begutachteten. Alarmiert spähte ihnen Sid über die Schultern.
    »Was zur Hölle hat das angerichtet?«, fragte er entsetzt. Das Herz des North war völlig zerfetzt, reduziert auf einen violett-roten Brei inmitten eines Gallerts aus geronnenem Blut.
    »Die Klingen haben sich nach dem Eindringen bewegt«, sagte der Coroner sichtlich geschockt. »Preiset Allah, Klingen wie Finger haben ihn durchbohrt, sich um sein Herz geschlossen und es komplett geschreddert.«
    Die transparente Kugel bestand aus einer Kohlenstoff-Silikon-Verbindung, deren besondere, suprafeste Molekularstruktur nur in der Schwerelosigkeit hergestellt werden konnte. Sie besaß einen Durchmesser von drei Metern und eine enge Luftschleuse, über die sie mit der äußeren Achsenspindel des Weltraumhabitats von der Größe eines Berges verbunden war. Trotz der beeindruckenden Qualität des Materials betrug dessen Stärke acht Zentimeter, damit für jemanden, der sich in ihr aufhielt, hinreichend Schutz gewährleistet war. Der Jupiterorbit war bekanntermaßen eine aufgrund von Strahlung höchst lebensfeindliche Umgebung.
    Aber wunderschön, dachte Constantine North, während er zusah, wie der schwarze Flecken von Ganymeds Schatten über die ewigen Sturmbänder des Gasriesen wanderte. Genau deshalb hatte er die Beobachtungsblase bauen lassen, damit er wie eine Art Buddha im Yogasitz schwebend um sein bizarres, doch wunderbares selbstgewähltes Zuhause rotieren und sich an dessen Anblick ergötzen konnte. An manchen Tagen brachte er Stunden um Stunden damit zu, auf die fantastischen dahinjagenden Wolken des Jupiter und seine um ihn umherziehenden Monde zu starren.
    Wie immer betrachtete er die umeinanderwirbelnden gewaltigen Bänder aus weißen, pastellbraunen und sanftblauen Tönen ohne jegliche Verstärkung. Ihm reichte, was sein bloßes Auge ihm zeigte. Von seinem Aussichtspunkt aus, eine halbe Million Kilometer über den tobenden Wolken, bot sich der Gasriese als eine Zweidrittelsichel dar, groß und strahlend genug, um ein Spektrallicht auf ihn zu werfen. Aber kalt. Keine Wärme lag in dem Perlenglanz, die sein neuerdings jugendliches Gesicht netzen konnte, keine Substanz. Hier draußen, außerhalb der habitablen Zone der Sonne, besaß das Licht nicht die Kraft, planetares Leben zu nähren.
    Kleine Lichter aus blauen Flammen flackerten in der Schwärze flüchtig um eine grelle silberne Blume herum auf. Die Minantha kehrte von der Erde zurück und hielt in ihrem Endanflug auf den Habitatsverbund zu. Ein schlanker, hundertdreißig Meter langer Zylinder, der den Fusionsreaktor für seinen hochverdichtenden Ionen-Antrieb sowie die Mannschaftssektion nebst etlichen hundert Tonnen Frachtgut enthielt; wie riesige Blütenblätter bogen sich seine spiegelnd silbernen Kühlelemente ins All. Jupiter unterhielt drei dieser Raumschifftransporter, die sich alle auf einer siebenundzwanzig Monate währenden Schleife zwischen dem Gasgiganten und der Erde im Einsatz befanden.
    Die Öffnung des Newcastle-Gateways zum Jupiter im Jahre 2088 war ein einmaliges Unternehmen gewesen, um es Constantine zu gestatten, all die Industriemaschinen und anfänglichen Wohneinheiten heranzuschaffen, die er brauchte, um in herrlicher Abgeschiedenheit sein kleines Reich aufzubauen. Es hatte eineinhalb Tage gedauert, alles durch das Gateway zu schieben, mit dem Ergebnis, dass anschließend sämtliche Module rund um den Jupiter herum im Raum umhergetorkelt waren. Ohne eine entsprechende Vorrichtung, die das Gateway verankerte, wedelte das offene Ende einer transräumlichen Verbindung in der Raumzeit um seine Austrittskoordinaten herum wie eine Baumspitze im Orkan.
    Constantine, seine Söhne und ihre Leute hatten einen geschlagenen Monat gebraucht, um die ganzen Module, Fertigungsanlagen, Tanks und Generatoren wieder einzusammeln und diesen Haufen dann um einen eigens ausgesuchten kohlenstoffhaltigen chondritischen Asteroiden herum in eine stabile Konstellation zu bringen. Dann konnten sie mit dem Abbau der Mineralien und der Gewinnung von Rohstoffen anfangen. Und danach erst

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