Der unsichtbare Killer
Fassade, vergiss das nicht. So sauber wie die Konten eines großen GE-Unternehmens. Ich bezweifle, dass du ihn auch nur wegen der Verwendung minderwertiger Ersatzteile anklagen könntest.«
»Es geht weniger um das, was er getan hat, als darum, mit wem er es getan hat.«
»Wir haben eine Menge Rückstände gefunden. Das Labor lässt die DNA-Analysen laufen, also wirst du erfahren, wer in der Autowerkstatt war – zumindest bei einigen von ihnen. Aber es beweist gar nichts.«
»Danke, Tilly.«
Sie hielt die Pralinenschachtel hoch. »Wenn du die mitbringst, kannst du mich gern jederzeit wieder besuchen.«
Sid betrat Office3 kurz nach neun Uhr und stellte erfreut fest, dass das Team bereits vor ihm da war. Ian und Eva saßen nebeneinander; beide waren schweigend mit den Daten beschäftigt, die ihre Konsolen auswarfen. Er hatte sie mit der Aufgabe betraut, Reinerts Nebenkonten aufzuspüren. Lorelle Burdette arbeitete sich durch Reinerts Transnet-Anrufe der letzten paar Monate, identifizierte Kontakte und versuchte, ihn mit bekannten Red-Shield-Aktivitäten zu verbinden. Dedra überprüfte die Alibis der neun 2North, die in St James lebten, und verfolgte verdeckt die Nachforschungen, bei denen die engsten Freunde und Kollegen der 2Norths über deren Verhalten in der letzten Zeit befragt wurden. Hatten sie vielleicht in den letzten paar Monaten eine Veränderung bemerkt? Hatte ihr Freund Dinge vergessen, über die sie gesprochen hatten? Hatte er plötzlich Probleme, seine Arbeit zu machen? Irgendetwas, das darauf hindeutete, dass ein Austausch stattgefunden hatte.
Aldred und Reannha kümmerten sich um die Zusammenarbeit mit den Datenspezialisten der Agency, die sämtliche Überwachungslogs im Umkreis der St-James-Singletown zu einer Mediensimulation für den Freitag, an dem der Mord stattgefunden hatte, zusammentrugen. In der Zwischenzeit hatte Ari seine Zeit damit verbracht, allgemeine Netzwerk-Daten über St James zu kompilieren und zu versuchen, irgendwelche Spuren über den Riss zu finden. Selbst Risse hatten Signaturen, wenn man wusste, wonach man suchen musste.
Es war, als würde man eine Kirche betreten, fand Sid. Kein Wortgeplänkel. Keine lächelnden Gesichter. Das Schweigen war tatsächlich allumfassend. Es gefiel ihm, sich vorzustellen, dass es eher mit Hingabe zu tun hatte und kein Zeichen dafür war, dass sie mürrisch waren und es sich um eine Sonntagmorgen-Depression handelte.
Er sah Aldred an einem Extratisch sitzen. Eva hatte sein Alibi am letzten Mittwoch innerhalb weniger Stunden überprüft und bestätigt. Er hatte St James an dem Tag, an dem sein Klon-Bruder getötet worden war, tatsächlich um neun Uhr fünfundvierzig verlassen, um nach London zu fliegen.
»Ich habe gerade Tilly besucht«, verkündete Sid. »Es geht ihr gut. Aber sie denkt, dass das noch vorhandene forensische Material nicht genügt, um eine brauchbare Spur zu liefern.«
»Was für Idioten stellen diese Agencys eigentlich heutzutage ein?«, fragte Reannah.
»Eindeutig die allergrößten«, versetzte Sid. »Keine Sorge, ihr Versagen wird in meinem Bericht einigen Raum einnehmen. O’Rouke wird aus großer Höhe auf ihren Supervisor scheißen. Auf diese Weise Menschenleben zu gefährden, könnte ihnen eine Vertragsaufhebung bescheren.«
»Allerdings, Mann, das wird ihnen eine Lehre sein«, knurrte Ian sarkastisch.
»Genau genommen ist eine solche Drohung das Schlimmste, was einem Unternehmen passieren kann«, sagte Aldred. »Sie im Geldbeutel zu treffen, ist weit effektiver als über Vorgehensweisen und inadäquate Schulungen zu jammern.«
»Schön.« Sid zog sich einen der Schreibtischstühle heran, drehte ihn um und setzte sich darauf, legte die Hände auf die Rückenlehne. »Was haben wir nun? Ari?«
»Der Riss ähnelt denen, die die Stadtüberwachung sonst immer durcheinanderbringen. Der Code ist verändert, aber er stammt aus der gleichen Quelle. Wer immer das getan hat, ist für beide Angriffe verantwortlich.«
Sid konnte nicht sagen, ob es Ari Spaß machte auszusprechen, was vollkommen offensichtlich war, oder ob er einfach nur systematisch vorging und sich vom Prozedere leiten ließ. »Irgendwelche Hinweise darauf, wer das Programm geschrieben hat?«
»Noch nicht. Aber es war guter Code, der beste sogar. Das lässt vermuten, dass beim Formatieren eine KI beteiligt war. Was wiederum Geld kostet. Unser Digital-Counter-Intrusion-Service überprüft bekannte Freie Binäre Radikale und versucht herauszufinden, ob
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