Der unsichtbare Killer
verschlüsselt, die die KI nicht knacken konnte.
Ian holte sich sofort die übrigen Logs von Jedes Wohnung. Was immer es für ein Anruf gewesen war, er erzeugte eine sofortige Reaktion bei dem Mann. Tatsächlich betrachtete Ian ein mid-rez Mesh-Log von der Straße draußen, auf dem zu sehen war, wie Jede um 7:11 morgens rauslief. Er stieg in sein geparktes Auto und fuhr weg; das Makrogeflecht verlor ihn keine zwei Minuten später, als der Lizenzcode verschwand. Wie immer würde ein richtiger Polizeieinsatz nötig sein, um das Auto festzustellen und ihm zu folgen. Einer Ahnung folgend, holte Ian sich die Logs von Boz und Ruckby. Tatsächlich waren sie um 7:30 am Sonntag morgen von Zuhause aufgebrochen, prompt in der Stadt verschwunden und dabei den Überwachungsroutinen geschickt ausgewichen.
Keiner von der Truppe tauchte in der nächsten Zeit wieder auf, sondern erst sehr viel später. Boz musste in dieser Nacht Valentina fahren. Ruckby ging am Abend aus und zeigte sich vor einem halben Dutzend high-rez öffentlicher Geflechte. Und Jede benutzte ein Nebenkonto, von dem sie zum ersten Mal seit dem Debakel in Last Mile erfuhren, um zwei erstklassige Edel-Hostessen zu bezahlen, die in seiner Wohnung auftauchten. Alles wirkte normal und schien nichts zu verbergen.
Ian nahm seine Net-Linsen-Gläser ab und betrachtete nachdenklich die stumme Apple-Konsole. Was auch immer sie an Daten benötigten, um die Vorführung von Samstag zu bestätigen, war hier nicht drin. »Was hattet ihr also gestern vor, das so wichtig war?«, fragte er. »Ernies Autowerkstatt einen Besuch abstatten, ja?«
Montag, 18. März 2143
Im März war das Licht der Morgendämmerung nicht sonderlich intensiv, aber die Schlafzimmervorhänge waren verschlissen und passten nicht ganz. Die Fenster wirkten unnatürlich hell auf Sid, als das Licht ihn wachkitzelte. Er starrte auf den Wecker, dessen grüne Digitalanzeige ihm verriet, dass es schon zwanzig nach sechs war. Er stellte sich auf den Beginn eines weiteren Tages im Hause Hurst ein.
Draußen vor dem Schlafzimmer waren trippelnde Schritte zu hören. Aber kein Gezänk, keine Schreie, kein Hämmern an der Badezimmertür. Zaras Schlafzimmer verfügte über ein eigenes kleines Bad, weil Will »kein Klo neben dem Bett« stehen haben wollte, wie er immerzu spottete. Er konnte das große Bad also ganz allein benutzen.
»Himmlisch«, murmelte Jacinta. Sie hielt die Augen geschlossen, aber auf ihrem Gesicht lag ein Lächeln.
»Ja, ich denke, wir haben es geschafft«, bestätigte Sid. »Allerdings würden im Himmel wohl ordentliche Gardinen vor den Fenstern hängen.«
»Die können wir uns nicht leisten.«
»Es ist also ein frömmelnder Himmel?«
»Sieht so aus.«
»Ich gehe davon aus, dass nichts zum Frühstücken im Kühlschrank ist.« Das gestrige Abendessen war von einem asiatischen Lieferdienst gekommen.
»Nein, Schatz; seltsam, aber ich habe gestern anscheinend länger zum Auspacken gebraucht, als gedacht. Wenn ich nur wüsste, warum. Meine E-I hatte keine Zeit zum Einkaufen.«
Sid beäugte den Stapel ungeöffneter Kisten, die an einer Wand aufgereiht standen, und entschloss sich zu einem feigen Ausweg. »Zum Glück gibt es in einer so noblen Ecke wie Jesmond ein Café auf der St George’s Terrace, das ein gemütliches Frühstück anbietet.«
Jacinta öffnete die Augen und grinste. »Du hast nicht vergessen, wie man einem Mädchen eine Freude macht, was?«
»Oh nein. Ich doch nicht.« Sid stieg aus dem Bett und gab sich aufrichtig Mühe herauszufinden, in welchem Behältnis seine sauberen Hemden waren.
»Im Blauen«, warf Jacinta ein.
»Weiß ich doch!«
Die St George’s Terrace war zu Fuß fünf Minuten entfernt, auf einer Straße mit Geschäften und Firmen auf der einen Seite und Reihenhäusern auf der anderen. Die großen Kirschbäume auf dem Gehweg bekamen gerade die ersten Knospen. Sid nahm an, dass sie wunderschön aussehen würden, wenn die rosaroten Blüten herauskamen.
Das Café Black war ein kleines Familienunternehmen mit einer nicht zu teuren Speisekarte. Sid entschied sich für ein großes Englisches Frühstück mit Rührei auf Toast, Speck, Pilzen, gebratenen Tomaten und einer Scheibe gebratener Blutwurst.
»Vorsicht, Schatz«, sagte Jacinta. Sie hatte sich nur Tee und Toast bestellt; die Kinder nahmen Frühstücksflocken und Toast.
»Es läuft gut«, erzählte ihr Sid.
»Redest du von dem Fall mit dem toten North?«, fragte Will.
»Ja.«
»In der Schule sagen alle,
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