Der unsichtbare Killer
ihn verdutzt an. »Ach ja?«
»Freitag war der Tag, an dem sie den Vertrag für die Fusionsstationen bekanntgegeben haben.«
»Firmengedöns«, zischte O’Rouke.
»Ich weiß nicht. Aber es geht um viel Geld, selbst für ein Unternehmen wie Northumberland Interstellar. Und bei solchen Summen fängt es an, politisch zu werden. Und jetzt interessiert sich auf einmal Brüssel für die Sache. Ich verbinde hier nur die Punkte.«
»Verdammt. Also schön, dieser Scheißkerl wird offenbar am späten Nachmittag hier eintreffen. Bleiben Sie bis zu seiner Ankunft mit Ihrem Team an der Sache dran. Und, Hurst.«
»Ja?«
»Seien Sie nett und haben Sie, wenn er hier eintrudelt, für den toten North einen Namen. Zeigen Sie dem Arschloch, dass wir ihn nicht brauchen.«
»Alles klar.«
Sid begab sich wieder hinunter in die dritte Etage, wo seine Leute nach wie vor emsig an ihren Zone-Konsolen arbeiteten. »Neue Anweisungen für euch«, teilte er ihnen mit, nachdem das Sicherheitssiegel eingeschaltet war. »Diese Sache ist größer, als wir ursprünglich dachten. So groß, dass Brüssel beschlossen hat, O’Rouke an die Karre zu pissen und einen eigenen Experten rüberzuschicken, der für mich übernehmen soll.«
»Was haben die, was wir nicht haben?«, fragte Eva empört. »Die North haben uns ein unbegrenztes Budget für den Fall zur Verfügung gestellt. Wir können ihn bis morgen gelöst haben.«
»A-ha«, erwiderte Sid. »Ari, Abner, habt ihr einen Namen für mich?«
Abner schüttelte zurückhaltend den Kopf. »Sorry, Boss. Noch nicht.«
»Dem vorläufigen Autopsiebericht nach wurde das Opfer am späten Freitagmorgen getötet«, erklärte ihnen Sid. »Mit anderen Worten: Seitdem war ein North verschwunden und niemand hat’s bemerkt. Kommt schon, Leute! Dies war von Anfang an kein normaler Fall. Und jetzt nimmt sich halt jemand aus Brüssel der Sache an. Also … wir machen weiter damit, unsere Daten auszuwerten, und sehen, ob sich daraus ein paar noch unformulierte Fragestellungen ableiten lassen, die wir unserem neuen Super-Detective präsentieren können, sobald er hier eintrifft. Gebt euer Bestes, bitte.«
Sid ging zu den Konsolen hinüber, an denen Ari und Abner saßen. »Wirklich?«, fragte er mit gedämpfter Stimme. »Nichts? Nicht mal ein Bruder, der seit einer Weile nicht gesehen worden ist?«
Abner und Ari tauschten einen bekümmerten Blick. Es war irgendwie unheimlich, die absolut identischen Züge in dem Ausdruck auf beiden Gesichtern zu sehen. »Nicht einmal eine Möglichkeit«, gestand Ari.
»Okay. Wie weit seid ihr auf eurer Liste? Ich nehme mal an, dass ihr eine Liste besitzt. Dass ihr wisst, wie viele von euch es gibt.«
»Ja, wissen wir. Von uns As dreihundertzweiunddreißig. Etwa sechzig Prozent haben wir schon durch, bei denen wir persönlich angerufen haben, um absolut sicher zu sein.«
»As?«
»Sie wissen, dass die ursprünglichen drei Brüder sich im Jahr 2087 aufgesplittert haben?«, sagte Abner. »Nun, alle 2er und 3er und sogar 4er sind bei ihrem Stammesvater hängengeblieben – nicht, dass Sie gehört hätten, dass ich es so ausgedrückt habe. Wir As – Kinder Augustines – sind alle hier in Newcastle oder Highcastle auf St Libra geblieben, entweder um Northumberland Interstellar zu unterstützen oder um sich, wie Ari und ich, nahebei ein eigenes Leben aufzubauen. Die Bs uns Cs sind mit ihren jeweiligen Vätern nach Abellia und zum Jupiter gegangen. Vielleicht hat einer von denen am Freitag Newcastle besucht. Wir wissen es noch nicht. Es ist nicht so, dass es ihnen verboten wäre, jemals zurückzukehren. Der Bruch 2087 war ja keine Scheidung, und wir haben häufigen Kontakt mit den Bs der Familie in Abellia. Gelegentlich kommt uns sogar ein Cousin vom Jupiter besuchen, wenn ein Transportschiff in der Umlaufbahn kreist.«
»Gütiger Himmel«, stieß Sid leise aus. »Wie viele insgesamt?«
»Wir sind nicht ganz sicher«, gab Abner zu. »Ich hab den ganzen Morgen immer mal wieder den einen oder anderen Anruf zwischengeschoben. Brinkelles Leute waren einigermaßen hilfreich. Aber Jupiter … Augustine wird das wohl persönlich für uns in die Hand nehmen müssen.«
»Verdammte Scheiße!« Sid hatte niemals auch nur in Betracht gezogen, dass es jemand anderes als einer von Augustines Abkömmlingen gewesen sein könnte. Kein Wunder, dass sich die Sicherheitsbehörde für den Fall interessierte. »Der Coroner hat einige Proben genommen, um sie einem Genscan zu unterziehen. Es war Aldreds
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