Der unsichtbare Killer
reingehen.«
»Es sind gute Kinder«, sagte Emily automatisch. »Sie werden da nicht reingehen.«
»Ja. Ich würde das auf keinen Fall tun.«
»Was ist da los, Saul? Es sind nicht die Zanth, oder?«
Er kannte diese Befürchtung nur zu gut. Wenn es die Zanth waren, würden sie es nie zum Gateway in Highcastle schaffen. Seine Augen schlossen sich vor der finsteren Angst, die sich in ihm regte, einer Art Angst, von der er nie gedacht hätte, dass er sie noch einmal verspüren würde. Als sollten seine Sorgen dadurch unterstrichen werden, vernahm er einen fernen Überschallknall, als der Privatjet irgendeines Plutokraten gen Süden in Sicherheit donnerte. »Das sind nicht die Zanth«, sagte er mit so viel Zuversicht, wie er zusammenkratzen konnte. »Die Pflanzen hier haben sich offenbar entwickelt, um mit dem Auftreten von Sonnenflecken fertig zu werden. Das hier ist ihre Reaktion, wenn es eine Rotverschiebung gibt. Sie überleben. Und das werden wir auch.« Er beäugte die majestätischen Ströme aus silbernem Licht, die sich am Himmel tummelten, verstört von ihrer Größe und Intensität. Dies war erst der erste Tag der Ausbrüche, und als er letzte Nacht ins Bett gegangen war, hatten sich die Sonnenflecken immer noch vervielfacht.
»Was überleben wir?«, fragte Emily. »Wie schlimm beeinträchtigen die Sonnenflecken St Libra?«
»Ich weiß es nicht«, gab er zu. Es war keine Frage, über die er gern nachdachte. Aber das musst du tun , sagte er sich streng. Du musst an deine Familie denken. Sie beschützen. Wie früher. »Gehen wir zurück nach drinnen. Ich werde für den Anfang Otto und Kelly anrufen. Wir sollten uns vielleicht überlegen, uns zusammenzutun, unsere Ressourcen zusammenzulegen. Das Dorf ist einigermaßen abgeschottet.«
»Womit genau rechnest du?«
Saul starrte das Polarlicht argwöhnisch an. »Ich versuche lediglich, ein wenig vorauszuplanen, das ist alles. Und sei einmal ehrlich, Abellia ist nicht einmal in den besten Zeiten richtig autark.«
»Wenn es nicht die Zanth sind, können wir durch das Gateway gehen. Es wäre schwierig, aber wir könnten auf einem anderen Planeten neu anfangen.«
»Vielleicht. Wenn uns GE zurücklässt. Gestern haben sie keinerlei Transfers gestattet, vergiss das nicht. Und es sind auch nicht viele Flugzeuge verfügbar.«
»Ich dachte, ich habe einen Optimisten geheiratet?«
»Keine Sorge, hast du.«
Saul fing an, die Nachbarn anzurufen, während Emily sich damit beschäftigt hielt, Frühstück zu machen. Die Kinder waren alle in gedämpfter Stimmung, als sie in die Küche kamen. Auch sie standen mit dem Rhythmus des Lebens in Camilo Beach im Einklang; die Veränderungen, die sich draußen zeigten, beunruhigten sie. Sie verstanden nicht, was vor sich ging. Emily brachte sie dazu, einen Mischmasch aus Waffeln zu essen, und ließ sie zur Aufmunterung nach eigenem Ermessen Ahornsirup darübergießen.
Otto, Kelly und fünf andere Nachbarn antworteten auf Sauls Anruf. Sie waren alle von der Wendung der Ereignisse verstört und fingen ihrerseits an, Nachbarn anzurufen – eine Kettenreaktion, die zu einem Treffen der Einwohner von Camilo führte, das für zehn Uhr morgens anberaumt war.
Duren rief Saul um kurz nach sieben an. »Beunruhigende Zeiten, mein Freund. Ich hoffe, dir geht es gut«
»Nicht sonderlich. Das Meer ist voller Gallertkugeln.«
»Ja. Diese Seite des ganzen Aufstands taucht gerade erst in den Nachrichten auf. Sehr seltsam. Der Planet macht wirklich deutlich, dass wir nicht willkommen sind, genau, wie Bruder Zebediah es vorhergesagt hat.«
»Tatsächlich? Ich dachte, es wäre der Stern, der diese Probleme macht.«
Auf der anderen Seite der Küche fragte Emily: »Wer?«
»Duren«, sagte er leise, was zu einem unmittelbaren Stirnrunzeln führte.
»Der Stern und seine Planeten sind Eltern und Kinder«, sagte Duren. »Man kann nicht von ihrem Zorn überrascht sein, sie reagieren einfach darauf, dass wir ihre Unantastbarkeit verletzt haben.«
Saul fing an, den alten Duren zu vermissen, den Duren, mit dem man jeden Streit dadurch beilegen konnte, dass man jemanden an die nächste Wand klatschte. »Klar doch. Ich bin heute ziemlich beschäftigt. Was wolltest du?«
»Es ist Zeit.«
»Zeit wofür?«
»Für den Anfang des Endes unserer Besetzung. Der Planet treibt uns hinaus in die große Schwärze, aus der wir gekommen sind.«
»Im Ernst, ich bin beschäftigt.«
»Ich weiß. Ich werde nur einen kurzen Augenblick deiner Zeit benötigen. Wir
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