Der unsichtbare Killer
Ergebnissen nur die Rosinen herauspicken? St Libra ist ein riesiges Rätsel, das wir zu lange unbeachtet gelassen haben.« Er tippte mit dem Finger auf den großen Bildschirm mit seinem kränkelnden, das Zentrum beherrschenden Stern. »Das ist kein natürliches Ereignis. Etwas geht da draußen vor, und wir müssen herausfinden, was es ist.«
Shaikh nickte. »Darin zumindest stimmen wir überein. Captain, was für Optionen haben Sie, um unsere Informationen über Sirius zu erweitern?«
»Sehr begrenzte, Sir«, sagte Toi.
»Aber Sie haben etwas für mich?«
»Realistisch gesehen gibt es nur eines, was wir im Augenblick tun können, aber es ist teuer.«
»Ich bin derjenige, der sich um die Politiker und ihre Staatsschätze kümmert, Captain. Lassen Sie mich das entscheiden.«
»Ja, Sir. Wir haben einige Ladungen multifunktionaler Messsatelliten in unserer Basis in Kapstadt gelagert, die bereitstehen, um in einem Zanthschwarm ausgebracht zu werden. Sie sollen Überwachungs-Cluster über einem angegriffenen Planeten unterstützen, daher sind ihre Systeme für den Kriegseinsatz ausgestattet. Wenn wir über Sirius ein Kriegs-Gateway öffnen und sie in den Orbit um den Stern bringen, sollten sie unter diesen Bedingungen eine Zeit lang funktionieren und uns die Daten liefern, die wir brauchen.«
»Kriegsvorräte angreifen?« Von dieser Aussicht schien der General ein wenig erheitert. »Nun gut. Sie haben die Ermächtigung, die Operation zu starten. Major Fendes, verbinden Sie mich mit dem Kommandanten der Basis von Kapstadt. Und zwar schnell. Ich will wissen, was in diesem verdammten Sternensystem vorgeht.«
Mittwoch, 20. März 2143
Es war nicht das merkwürdige Licht, das Saul Howard weckte, sondern das Geräusch. Das Meer klang falsch. Nachdem er so lange am Strand von Camilo gelebt hatte, hatte sich ihm das Geräusch von über den Sand spülenden Wellen eingeprägt. Heute Morgen war der Klang der Wellen, ihr Rhythmus, irgendwie anders. Saul lag ein paar Minuten im Bett und versuchte herauszufinden, was genau sich verändert hatte. Das Geräusch war gedämpft, entschied er, als hätte die Ebbe das Wasser mitgenommen, wie es auf der Erde geschah, im Gegensatz zu den sanften Gezeiten auf St Libra.
Das kann doch nicht durch Sonnenflecken verursacht werden , dachte er, oder doch?
Ihm fiel auf, dass Emily wach neben ihm lag. Er drehte den Kopf, um zu sehen, wie sie ihn anschaute. Dunstiges Licht, das irgendwo zwischen Pink und Gelb changierte, stahl sich an den Fensterläden vorbei und sprenkelte das Bett. Es war kein Licht, das er je zuvor gesehen hatte, daher wusste er nicht, ob es Morgen oder mitten in der Nacht war.
Emily lächelte sanft; doch in dem merkwürdig unsteten Licht erkannte er die Unsicherheit, die von ihr Besitz ergriffen hatte. Der gestrige Tag, an dem die Nachrichten vom Sonnenfleckenausbruch das Transnet beherrscht hatten, war äußerst beunruhigend gewesen, und darüber hinaus kamen Berichte herein, dass die Expedition irgendwelche Schwierigkeiten hatte. Es hieß, dass draußen im Dschungel Leute starben. Die Nachrichtenseiten nannten keine Namen, also wusste er nicht, um wen es ging, und das machte ihm große Sorgen. So sollte das Leben in Abellia nicht sein.
Er sah schweigend zu, wie sie die dünne Decke wegschob. Mit den Händen zog sie ihre Pyjamahose über die Hüften und die Beine hinab. Dann glitt seine schöne junge Frau geschmeidig auf ihn, nackt und hungrig, weiches Haar fiel über seine Brust, und sie griff nach ihm und verschaffte ihm mühelos eine Erektion. Ein langes, unabsichtliches, erfreutes Seufzen entwich ihrem Mund, als sie sich langsam selbst aufspießte. Finger schlangen sich umeinander, packten fest zu. Keiner von ihnen sagte ein Wort, während sie sich bedächtig gemeinsam bewegten. Sie wurde von einer Dringlichkeit getrieben, die er lange nicht mehr erlebt hatte, vielleicht nicht mehr seit den ersten paar Monaten, nachdem sie zusammengekommen waren. Nun wollte sie den körperlichen Kontakt, brauchte den Trost und die Sicherheit, die er ihr spendete. Genauso wie er.
Danach hielten sie einander lange fest, immer noch schweigend. Küssend und lächelnd, sich mit den Händen streichelnd, forschend, als hätten sie sich vorher nicht gekannt. Es war eine Intimität, die die Welt auf Abstand hielt.
Schließlich warf er einen Blick auf die Uhr. Runzelte die Stirn. Sie war um 23:17 Uhr stehen geblieben. Doch er wusste, dass es bald Morgen war. Das Polarlicht, das die
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