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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Hadrianswall zu verstärken, die Finsternis jenseits davon in Schach zu halten und das Imperium zu sichern. Der heutige Tag würde ihn wahrscheinlich auf die gleiche Reise schicken, und dies mit einer Aufgabe, die nicht allzu unähnlich war.
    Zwei weitere schwarze Regierungsfahrzeuge fädelten sich hinter ihnen ein.
    »Es sind gute Leute«, sagte Vermekia. »Wir haben die letzten zwei Stunden damit verbracht, die Protokolle zu sichten. Alle, die mit uns kommen, sind befugt, Entscheidungen zu treffen.«
    Vance begann die Akten sofort zu überfliegen, als seine E-I sie empfing und auf sein Rasterfeld übertrug. Sie befanden sich jetzt gerade mal drei Stunden in Alarmzustand, und schon stand eine Organisation Gewehr bei Fuß. »General Shaikh hat bereits eine Entscheidung gefällt, hab ich recht?«
    »Ja. Sein Stab richtet Kommandostrukturen mit dem Außerirdischen-Evaluationsbüro von Grande Europe und dem Pentagon ein. Sofern sich dieser Mord in den nächsten vierundzwanzig Stunden nicht als etwas sehr Irdisches herausstellt, würde ich vorschlagen, wir packen ein paar Sachen für eine Reise in die Tropen ein.«
    Vance ließ sich weiter in den Sitz der Limousine sinken. »Okay, dann geben Sie mir mal ihre Datei. Was für eine Sorte Gefangene ist sie bis jetzt gewesen?«
    »Für eine Lebenslängliche relativ pflegeleicht.«
    Vance sah zu, wie seine E-I verschiedene Gefängnisakten in sein Rasterfeld warf, wo Mikrolaserlicht sie direkt in sein Gehirn abfeuerte. Das Leben, das Angela Tramelo in den letzten zwanzig Jahren geführt hatte, ließ sich in ein paar offiziellen Beurteilungen und Berichten zusammenfassen. Ihre Keilereien mit anderen Gefängnisinsassinnen – unvermeidlich in Anbetracht der Zeit, die sie eingesperrt zugebracht hatte –, bestraft mit Einzelhaft, die ihr dem Bekunden von Gefängnispsychologen nach jedoch nie in dem Maße etwas ausgemacht hatte, wie sie das eigentlich sollte. Kein dokumentierter Drogenmissbrauch – was interessant war, aber andererseits war ihre Entschlossenheit schon immer furchteinflößend gewesen. Weiterbildung – sie hatte sich über Netzwerksysteme und Wirtschaftslehre auf dem Laufenden gehalten. Arbeitsbericht – kompetent. Gesundheitsakte – körperliche Verfassung ausgezeichnet. »Stopp«, befahl er seiner E-I. Er presste seine Augen zu. Angelas Bild festigte sich vor ihm. Mit einem schwachen Anflug von Frust betrachtete er es. Fünfzig Bürokraten, die diese Unterlagen schon erhalten hatten, und sie konnten ums Verrecken noch immer keine Akten aufeinander beziehen. »Können Sie mir bitte ein aktuelles Bild von ihr geben? Das hier ist zwanzig Jahre alt.«
    Vermekias Grinsen hatte etwas leicht Boshaftes. »Nein, ist es nicht.«
    »Ich bin Angela vor zwanzig Jahren begegnet. Glauben Sie mir, das hier wurde damals aufgenommen.«
    »Es wurde vor sechs Wochen gemacht. Überprüfen Sie die Datumssignatur des Gefängnisses, sie ist zuverlässig.«
    »Das kann nicht stimmen.« Vance schloss erneut seine Augen, um abermals das hübsche Gesicht mit dem harten, aggressiven Blick heraufzubeschwören. Dann schaute er erneut in die Datei. Die Haare waren jetzt anders, kürzer nun und nicht modisch gestylt. Aber diese typischen Merkmale: die süße Stupsnase, Wangenknochen, scharf genug, um Diamanten zu schneiden, ein Kinn, das perfekt flach war, volle, sinnliche Lippen und grüne Augen, in denen so viel Wut funkelte – selbst in ihrem tiefsten Kummer hatte sie an dieser Wut festgehalten – es war eine annehmbare Auflösung, doch die Haut war so rein und glänzend, wie sie nur die wahre Jugend besaß. Ein Gesicht, dass er eingedenk dessen, was er es erdulden gesehen hatte, mit ins Grab nehmen würde. Sie war achtzehn gewesen, damals, 2121. Und er fünfundzwanzig. Nicht weniger jugendlich als sie, gut durchtrainiert, woran er hart gearbeitet hatte, um sich fürs College-Footballteam zu qualifizieren. Eins sechsundachtzig groß, oder »six-one«, sechs Komma eins Fuß, wie sie drüben in Texas immer noch sagten, wo er aufgewachsen war. Der dunkle Körper voller Narben von etlichen Spielverletzungen und einigen Teenager-Aktionen, die man besser vergaß. So diametral entgegengesetzt zu ihrer makellosen honiggoldenen, sonnenstudiogebräunten Haut, ihrem weißblonden Haar. Die Unterschiede hätten größer nicht sein können: Farbe, Wohlstand, Klasse, Erziehung, Kultur – damals hatten sie sich nur einmal in die Augen gesehen und beide gewusst, dass die Feindschaft, die sogleich

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