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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zwischen ihnen aufloderte, für immer sein würde, und das war noch vor all dem gewesen, was sie später bei Frontline durchgemacht hatte. Inzwischen zeigte seine Haut die ersten Knittern und Falten, trotz einer guten Diät und den ganzen üblichen Ersatzertüchtigungen für den Herrn im mittleren Alter – Fitnesscenter, Jogging, Squash. Seine Wangen waren runder geworden, die Reflexe nicht mehr ganz so blitzschnell, wie sie es auf dem Footballfeld einstmals gewesen waren, und das Haar dünnte aus, egal, wie kunstvoll er es auch gelte. Aber sie, sie sah immer noch aus wie gerade mal zwanzig.
    »Tut es aber«, sagte Vermekia vergnügt.
    »Aber … das würde ja bedeuten, sie ist ein Eins-Zu-Zehn.«
    »Yep. Das würde es bedeuten.«
    »Das war uns nicht bekannt«, sagte Vance. Eine Eins-Zu-Zehn-Keimbahnbehandlung: Dabei wurde die DNA einer fruchtbaren menschlichen Eizelle so verändert, dass man in zehn real vergehenden Jahren nur um ein biologisches Jahr alterte. Sogar dieser Tage wurde das selten gemacht, ganz zu schweigen von … na ja, 2103, ihrer Geburtsurkunde nach. Eine Urkunde, die genauer unter die Lupe zu nehmen sie niemals auf die Idee gekommen waren, da ihre Untersuchungen in eine ganz andere Richtung gingen und Angela eindeutig wie achtzehn ausgesehen hatte. Er schaute Vermekia entgeistert an. »Wie kann es sein, dass wir das nicht wissen?«
    »Spielt es eine Rolle?«
    »Natürlich spielt es eine Rolle. Das war Teil der Kalibrierung.«
    »Sie meinen für die Vernehmung?«
    »Laut ihrer Akte war sie achtzehn, und sie hat das bestätigt. Das war falsch. Wir haben uns von ihr immer nur die uns vorliegenden Unterlagen bestätigen lassen …«
    »Aber sich nie die Mühe gemacht, diese Unterlagen zu überprüfen?«
    »Sie kamen direkt aus dem UK-Justizministerium. Wir gingen davon aus, dass sie in Ordnung waren.«
    »Ah ja. Da haben wir den ersten Fehler. Eine Regierungsakte. Man schätzt, dass im Allgemeinen um die fünfundzwanzig Prozent von dem, was in offiziellen Datenbanken steht, Dreck ist. Ich persönlich würde mich schon freuen, wenn der Anteil wirklich so gering wäre.«
    »Verdammt! Sie könnte uns praktisch mit allem angelogen haben. Nein, bei der letzten Befragung an und für sich nicht. Die ist immerhin verlässlich. Es sei denn, sie ist komplett von Wahnvorstellungen befallen gewesen.«
    »Okay. Wollen wir mal annehmen, dass diese letzte Methode, die Sie bei ihr angewandt haben, valide Fakten hervorgebracht hat. Aber warum hat sie hinsichtlich ihres Alters und allem anderen in ihrer Hintergrundakte überhaupt im Vorfeld gelogen?«
    »Ich hab keine Ahnung. Verdammt, ich darf gar nicht über die Konsequenzen nachdenken, die sich daraus ergeben … Grundgütiger Himmel, was haben wir noch übersehen?«
    Vermekia machte eine weit ausholende Armbewegung, die die ganze Welt mit einzuschließen schien. »Das verfluchte Offensichtliche, so wie es aussieht.«
    Die fünf im Konvoi fahrenden Wagen bogen in die Parkhurst Road ein. Rechter Hand lag das Holloway-Gefängnis, ein eingefasster Komplex aus funktionalen Betonblöcken mit großen Metallgittertoren, die sich bereits öffneten, um die Fahrzeuge auf den Parkplatz des Innenhofs zu lassen.
    Diese letzte Version des Gefängnisses stammte aus dem Jahr 2099; ein Bausatz, der von großen Kränen, methodischen Automaten und mit nur einem Minimum an menschlicher Arbeitskraft und Fähigkeiten auf dem Gelände zusammenmontiert worden war. Die Räume und Korridore waren allesamt in der Kybernetikfabrik, die sie nach Regierungsstandard in Massenanfertigung produzierte, mit Systemen, Verkabelungen und Installationen vorbestückt und ihrem vorgesehenen Zweck entsprechend gestrichen und verfliest worden. Um ein voll funktionstüchtiges, fertiges Gebäude zu erhalten, mussten zum Schluss nur noch die Strippen angeschlossen und die Rohre verbunden werden. So weit die Theorie, die allerdings nicht ganz erklärte, wieso die Kosten, als das Gefängnis schließlich 2106 seine Tore wieder für neue Insassen öffnete, achthundert Millionen Eurofrancs über dem Etat gelegen hatten und der Zeitplan um satte sieben Jahre überzogen worden war.
    Seit das European Trans-Space Bureau 2050 ein Gateway zur Welt Minisa eingerichtet hatte, waren die Fragen nicht verstummt, ob man auf der alten Heimatwelt der Menschheit überhaupt Gefängnisse brauchte. Minisa war zuerst durch subventionierte Kolonisierungspakete in Gang gehalten worden. Dann aber hatte Grande Europes

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