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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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»Auf zwölf Prozent letzte Nacht. Augustine selbst ist diese Zahl aufgefallen. Aber das … ist nicht gut.«
    Sie gingen am Rand entlang zum Arm des Auslegers, während der Schnee um sie wirbelte. Zum ersten Mal war der süßliche Schwefelgeruch der Algen nicht mehr so stark. Er wurde durch die kalte Luft gedämpft. Adrian beobachtete die Flocken, die auf die Algen fielen, wo sie sich langsam auflösten.
    »Ihr werdet uns rausholen, oder?«, fragte Gwen. »Wenn es hier wirklich schlimm wird? Ich meine, die Farmen haben inzwischen ihre ganze Ernte verloren. Sie sagen, die Zitrus-Haine können bei diesem Wetter nicht länger als ein paar Wochen überleben, vorausgesetzt, es wird nicht schlimmer. Man wird alles neu anbauen müssen, wenn die Sonnenflecken aufhören. Aber in der Versorgungskette gibt es nicht gerade große Reserven.«
    Am sperrigen Ende des Auslegers hielt Adrian inne. Der kroch auf seinen Beton-Schienen vorwärts, die dicken Walzenräder drehten sich so gut wie gar nicht. Die Motoren im Antriebsgehäuse machten einen lauten, mahlenden Lärm, den er noch nie gehört hatte, als wären ihre Achsenlager mit Sand gefüllt. Er schaute Gwen an, deren Hände nun auf ihrem Bauch ruhten. »Wenn es jemals so schlimm wird, werden wir dafür sorgen, dass unsere Angestellten wegkommen.«
    »Danke, Adrian, das höre ich gerne.«
    Er deutete auf das Antriebsgehäuse. »Was ist denn da los?«
    »Widerstand«, sagte Gwen einfach. »Die Algen fangen an zu gefrieren. Das hindert den Einlass des Auslegers daran, sie einzusaugen, wodurch er zu einer Bulldozerschaufel wird. Mit einer solchen Trägheit kann das System nicht umgehen; die Belastungen, die wir hier sehen, liegen weit außerhalb der in den Spezifikationen festgelegten Toleranzen.«
    »So eine Scheiße«, murmelte Adrian. Sie gingen die kurze Metalltreppe zu dem Laufsteg hinauf, der die ganzen fünfhundert Meter oben auf dem Ausleger entlangführte. Als er auf die Algen hinabblickte, konnte er erkennen, dass die für gewöhnlich breiige Blüte zu gefrieren anfing, dass sie fester und zäher wurde und nur noch widerwillig in den Einsaugrüsseln verschwand. Lange, gekräuselte Buckel häuften sich an den Einlassgittern. Dagegen schob der Ausleger an. »Und das ist bei allen so?«, fragte er.
    »Bei jedem auf diesem Feld. Ich habe sie alle untersucht. Was heißt, dass es bei allen Algenfeldern auf der Jarrow-Ebene so aussieht. Sie sterben ab und lösen sich gleichzeitig auf. Adrian, Sie müssen etwas unternehmen. Die Algen können wir wieder ansäen, wenn die Sonnenflecken ein Ende haben. Aber jeden Auslegerarm ersetzen, der NI gehört? Das wird mehr Geld kosten, als meine E-I zählen kann. Ist die Firma gegen eine solche Katastrophe überhaupt versichert?«
    Adrian blickte finster auf das absterbende Algenfeld hinab. Wie er es im Kopf auch drehte und wendete, er konnte nicht leugnen, dass Gwen recht hatte. Er befahl seiner E-I, Augustine anzurufen, und dabei die sicherste Verschlüsselung zu nutzen, die ihm zur Verfügung stand. Einen solchen Anruf hatte er sich niemals vorgestellt, und er brauchte eine Menge Entschlusskraft, um dranzubleiben und an allen Sicherheitspuffern vorbeizukommen. Selbst einem 2North war kein sofortiger unmittelbarer Zugang zu Augustine gewährt. Aber schließlich wurde der Anruf von Augustines E-I durchgelassen.
    »Adrian«, begrüßte ihn Augustine. »Ich sehe, dass du draußen auf den Feldern bist. Was kann ich für dich tun?«
    »Es tut mir leid, Vater, aber wir müssen die Bioil- Produktion einstellen. Vollständig.«
    Um sieben Minuten vor sechs gab das Überwachungsprogramm, das den Feed aus den Meshes in der Bensham Road aufnahm, Ian Bescheid, dass Tallulah Packer ihr Büro verlassen hatte. An diesem Abend regnete es, also hatte sie ihren Regenschirm aufgespannt, ihren Kollegen einen Abschiedsgruß zugerufen und war zur Gateshead-Metro-Station geeilt.
    Sie ging direkt nach Hause in die St-James-Singletown, wie er wusste; Abhörprogramme im Transnet hatten ihm vollen Zugriff auf alle Anrufe gewährt, die sie heute getätigt hatte. Der Großteil davon hatte mit der Arbeit zu tun gehabt und war so hektisch gewesen, wie zu erwarten gewesen war, an dem Tag, an dem NI und die anderen Großen Acht Bioil-Konzerne auf St Libra verkündet hatten, dass sie ihre Algenfelder außer Betrieb nahmen. Einige jedoch waren von Freundinnen gekommen, die Tallulah gedrängt hatten, am Abend mit ihnen auszugehen. Sie hatte sie dankend abgewiesen und

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