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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einen schönen Abend und erzählen Sie einander, dass Männer zu gar nichts zu gebrauchen sind.«
    Tallulah brachte beinahe ein Grinsen zustande. »Sie sind überhaupt nicht wie Boris.«
    »Ich will Sie einfach nicht so sitzen lassen, Kleines. Sind Sie sicher, dass alles gut ist bei Ihnen?«
    »Ja, ich werde es überleben.«
    »Okay.« Es war schwer, sich zum Gehen zu überwinden. Aber die Sache musste perfekt inszeniert werden. Am heutigen Abend ging es um Kontraste, darum, ihr zu zeigen, dass es auch gute Kerle gab, und dass er einer davon war. »Hören Sie. Das ist mein Adresscode. Wenn er zurückkommt oder irgendwelche anderen Schwierigkeiten macht, möchte ich, dass Sie mich anrufen. Zu jeder Zeit, ob Tag oder Nacht. Ich meine es ernst.«
    »Ich glaube nicht, dass er das tun wird. Er weiß, dass es vorbei ist, er will es nur nicht zugeben.«
    »Klar, aber für den Fall, dass Sie Hilfe brauchen, nehmen Sie meinen Code. Bitte? Versprechen Sie es mir. Ich muss wissen, dass Sie sicher und vorsichtig sind.«
    »In Ordnung«, sagte sie mit einem schwachen Lächeln. »Wenn er wieder auftaucht, werde ich Sie anrufen.«
    »Dann passen Sie gut auf sich auf.« Ian schenkte ihr sein ernsthaftes Lächeln und verließ Apartment 576B.
    Er konnte sich gerade noch beherrschen, nicht durch den Gang zu tanzen.

Montag, 8. April 2143
    Die Raytheon 6B-E-Owl war neun Meter lang, mit einer Flügelspannweite von siebzehn Metern, die ihr einen Grundriss verlieh, der einem Gleiter ähnelte, wenn auch einem, der um einiges wendiger war als ein durchschnittlicher Gleiter. Mit einem Startgewicht von gut dreieinhalbtausend Kilogramm war sie dafür geschaffen, mit moderaten 315 Stundenkilometer für maximal siebenundvierzig Stunden in der Luft zu bleiben. Ihre Hauptfunktion waren Erkundungsflüge auf niedriger Höhe. Diejenige, die am Nachmittag mithilfe der Raketen gestartet worden war, flog jedoch hinauf durch die eisige, vom Polarlicht beherrschte Atmosphäre von St Libra, drehte in langen, gemütlichen Spiralen Runde um Runde über Wukang und mühte sich nun ab, ihre Dienstgipfelhöhe von 8340 Metern zu durchbrechen. Ken Schmitt und sein Team hatten ihr Bestes getan: Sie hatten den Smartware-Piloten des Flugzeugs gepatcht, einige Messsysteme erweitert, und schließlich die Leistungsbegrenzer der eDyne-Treibstoffzellen und der Passau-Motoren umgangen, die die auf der Heckflosse angebrachten koaxialen Turbinen antrieben. Dadurch generierten sie weitere acht Prozent Vortrieb, was bewirkte, dass die Owl eine größere Höhe erreichte.
    Aber sobald sie auf 9300 Meter gelangte, konnten die Flügel für keinen weiteren Auftrieb mehr sorgen, und genauso wenig konnten die Rotorblätter der Turbinen in der dünnen Luft mehr Leistung bringen. Trotzdem war das noch nicht hoch genug. Die Kommunikationseinheit schickte einen Ping nach dem anderen, ohne eine Antwort von den E-Rays zu erhalten. Das Radar konnte keinen einzigen Festkörper am Himmel aufspüren, wobei es an der äußersten Grenze seiner Reichweite durch den Luftraum spähte. Das Smartdust-Mesh, das den Großteil des Rumpfes bedeckte, konnte am ganzen südlichen Himmel keine einzige Quelle künstlicher elektromagnetischer Emissionen auffangen – allerdings führten das Polarlicht und die überladene Ionosphäre dazu, dass dieses Spektrum besonders schwer zu scannen war.
    »Es liegt nicht an der Höhe«, bemerkte Ken Schmitt, nachdem die Owl neunzig Minuten lang auf 9300 Metern Höhe gekreist war. »Wenn dort oben irgendetwas wäre, hätten wir es gefunden. Die E-Rays sind ausgefallen.«
    »Nach diesem Blizzard ist das keine große Überraschung«, sagte Vance.
    »Wir haben die Notfallraketen«, sagte Davinia Beirne am anderen Schreibtisch des AAV-Schuppens, von wo aus sie die telemetrischen Daten der Owl überwachte. »Sie sollten auf dem Scheitelpunkt ihrer Bahn ein Signal den ganzen Weg bis nach Abellia schicken können.«
    »Das hoffe ich«, sagte Vance. »Aber, um offen zu sein, haben wir ihnen im Augenblick nichts zu sagen.«
    »Wie wäre es mit dem Mord an Norman Sliwinska?«, fragte Davinia beißend. »Das sollte doch sicher noch jemand anders außer Gott erfahren?«
    Vance entschied sich, die Stichelei zu ignorieren. Norman Sliwinska war während eines kurzen Nachlassens des Schneesturms am Samstag Nachmittag draußen gewesen. Sie hatten ein Team hinausgeschickt, um den Schnee auf dem AAV-Schuppen zu räumen, der Gefahr gelaufen war, durch das Gewicht der Verwehungen in sich

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