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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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umarmten sich fester.
    Zara tauchte im Eingang auf und legte den Kopf schief, während sie sie ansah. »Was ist so lustig?«
    »Nichts, Schatz«, gelobte Sid. »Also, hast du deine Hausaufgaben erledigt?«
    »Erledigt und eingeloggt«, sagte sie stolz.
    »Okay, lass dir auf die Schulter klopfen. Ich werde euch beide heute zur Schule bringen. Ich muss nicht vor zehn Uhr am Gericht sein.«
    An diesem Nachmittag kam Sid die Market Street so vor, wie er sich das Trimester-Ende an einem noblen Internat vorstellte. Alle liefen umher, ohne zu arbeiten. Jeder Tisch in der Kantine war voll besetzt, damit jedermann seine Meinung oder das Neueste zum Besten geben konnte. Die Büros waren leer. Fälle blieben unbeachtet. Mysteriöse Kartons mit »persönlichem Eigentum« wurden vor einigen Türen aufgetürmt, wo sie darauf warteten, dass die Hausverwaltung sie zum Umzug abholte. Nach draußen oder in ein höheres Stockwerk – das war das einzige Thema.
    Es war, als wäre die vormittägliche Anhörung bei Gericht für die Market Street belanglos gewesen und nicht das Ereignis, das die ganze Revolution erst ausgelöst hatte. Ernie Reinert hatte auf schuldig plädiert, was die Anklage wegen Komplizenschaft bei einem Mord betraf; Maura Dellington, Chester Hubley, Murray Blazczaka und Lucas Kremer wurden unterdessen für die nicht ganz unerhebliche Verschwörung verurteilt, ein Verbrechen vertuscht zu haben.
    Der Ausstoß der Medien war gigantisch, da alle großen Nachrichtenbüros sowohl von O’Rouke als auch vom Büro des Bürgermeisters einen Wink erhalten hatten. Sid war derjenige, der sich ihnen stellen musste, um zu erklären, dass das Carjacking eine notwendige Tarnung gewesen sei, die es der Polizei gestattet hatte, die Integrität der Mordermittlungen aufrechtzuerhalten. Er hatte es ganz gut hinbekommen, so dachte er, da er auch bei einigen ziemlich aggressiven Fragen die Haltung gewahrt hatte. Die meisten Interviewer hatten in dem Zusammenhang wissen wollen, weshalb der tatsächliche Mörder nicht erwischt worden war.
    Gute Frage , gab er insgeheim zu, bevor er den offiziellen Text wiederholte, dass die Ermittlungen noch andauerten.
    Die paar Kollegen, die ihn in dem Aufruhr bemerkt hatten, als er zurück auf der Wache Jenson Sans Vorladung gefolgt war, hatten ihm zu seiner Gelassenheit gratuliert.
    Als Sid aus dem Fahrstuhl im sechsten Stock trat, stapelten sich vor fast jeder Tür die allgegenwärtigen Kartons. Alle Türen standen offen, ihre Siegel waren dunkel. Heute geschah nichts Geheimes oder Privilegiertes auf der Verwaltungsebene. Chloe Healy stand neben dem Wasserkühler am Ende des Ganges, teilnahmslos und mürrisch. Sie blickten sich in die Augen, als er auf die Tür zum Büro des Direktors zuging. Wie er hatte sie heute ihren besten Anzug angelegt; eine stilvolle Einzelanfertigung aus grauer Seide mit einer adretten weißen Bluse. Ihr perfektes Make-up wurde durch die verdächtig nach Tränen aussehende verwischte Mascara ruiniert.
    In O’Roukes Vorzimmer begrüßte ihn Jenson San, von der Sekretärin war keine Spur zu sehen.
    »Er wartet auf Sie«, sagte Jenson San.
    In O’Roukes Büro gab es nur fünf Kartons. Sie waren alle schon gefüllt und mit Paketband versiegelt. Acht grüne Plastiksäcke befanden sich daneben, die mit geschreddertem Papier, zerkleinerten Speichermedien und halbfestem Demontage-Schlick gefüllt waren, der an den Wänden und an ein paar Stellen der Decke zum Einsatz gekommen war, um die dick aufgesprühten Smartdust-Körnchen zu entfernen.
    O’Rouke saß hinter seinem Schreibtisch, an dessen einem Bein ein orangefarbenes Bändchen mit Beschriftung befestigt war, um die Hausverwaltung anzuweisen, ihn nach unten in einen wartenden Laster zu bringen. Der Uniformrock des Chief Constables stand offen, aber die Krawatte saß noch, sein weißes Hemd war makellos geglättet. Sid hatte halb erwartet, dass O’Rouke sich gerade mit einer Flasche Whisky befasste, aber stattdessen nippte der Chief an einem Tee in einer altmodischen Tasse aus feinem Porzellan. Ein dazu passender Teepott stand auf dem Schreibtisch.
    »Sie können gehen«, sagte O’Rouke zu Jenson San.
    Der Personalvertreter verließ das Büro, und das blaue Siegel rund um die Tür sprang an. O’Rouke schnaubte in Richtung des bleichen Lichts. »Ich weiß gar nicht, warum ich mir die Mühe mache. Es wird sowieso jeder erfahren. Was für einen Unterschied machen ein paar Stunden.«
    »Sir?«
    »Hat sich der verschissene Milligan

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