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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ehrfurchtgebietenden Berge glitt. Otto und Lewis waren an seinen Seiten, und Ayanna und Markos bildeten die Nachhut. Sie waren wegen des leichten, aus den hohen Wolken herabwirbelnden Schnees in dicke Kleiderschichten verpackt. Saul trug zu viel davon, was bedeutete, dass er wegen der Anstrengung, die es kostete, sich den leichten Hang hinaufzukämpfen, ausgiebig schwitzte. Es hatte einige Stunden gedauert, bis hierherzukommen; drei- oder vierhundert Meter über den Meeresspiegel. Der Aufstieg war gnadenlos gewesen, erschwert von Böen, die durch die Täler fegten und ihnen immer ins Gesicht wehten, egal, in welche Richtung sie sich wandten. Seit sich das Klima verändert hatte, waren die milden Meeresbrisen, die die Halbinsel von Abellia umweht hatten, harscher und unnachgiebiger geworden.
    Schutzbrillen verbargen das Gesicht vor den winzigen Eiskörnern, die stets durch die Luft schossen und ungeschützte menschliche Haut aufscheuerten. Unablässig formten die Böen die Oberfläche des Schnees neu, schufen seltsame Wellenfiguren und gekrümmte Grate in völlig zufälligen Zusammenstellungen, wodurch sie die robusten Berghänge in merkwürdige, in Zeitlupe wogende Meere verwandelten. Während dieser Aktionen achtete Saul ununterbrochen auf lockeren Schnee und die gefährlichen Spalten, die einem die Beine verdrehen und unaufmerksame Skifahrer unberührte Hänge hinabstürzen lassen konnten. Man musste außerdem auf Lawinen aufpassen, große Schneerutsche, die ohne Grund aus dem Nichts herabgerauscht kamen. Sie musterten alle die gezackte Skyline über ihnen, während sie der Straße folgten und zu erkennen versuchten, wo sich der Schnee zu hoch aufgetürmt hatte. Mehr als einmal hatte er wegen der aufragenden Anhäufungen über ihnen Exkursionen abgebrochen und sich nach Hause gewandt.
    Das Licht war keine große Hilfe. Der Rote Sirius, dessen Licht von den wogenden Polarlichtern verzerrt wurde, sorgte dafür, dass sich die Schatten regten und man sich im Maßstab verschätzte. Dies war keine Landschaft für die Kleinmütigen. In den ersten Wochen waren Sauls Ansicht nach zu viele Leute umgekommen, als dass man sich je entspannen und die ganze Erfahrung als etwas Lohnendes würde sehen können, ganz egal, wie viel Nahrung sie sammelten.
    »Die da sieht gut aus«, rief Otto über die wilden, pfeifenden Böen hinweg.
    Saul sah, wohin er zeigte; vielleicht dreihundert Meter weiter vorne stand eine zweistöckige Villa im römischen Stil mit gekalkten Wänden, breiten Balkonen und kohlschwarzen Fenstern inmitten eines langgezogenen Terrassengartens. Ihre Ummantelung aus Schnee ließ die harten Winkel weich erscheinen, ragte über die Balkone hinaus und türmte sich an der Säulenreihe auf, um gegen die Fenster im ersten Stock zu drücken. Das Dach war teilweise eingebrochen, er konnte sehen, dass der Giebel eingedrückt war, was zu langen Furchen in der flachen Neigung der Solar-Panels führte. Es gab kein Anzeichen dafür, dass sonst jemand die Villa ausgekundschaftet hatte.
    »Stimmt«, sagte Saul und schlug eine neue Richtung ein.
    Die Villa wurde von großen Eisentoren, die an Steinsäulen befestigt waren, und einer drei Meter hohen Hecke, die durch ein Carbon-Sicherheitsnetz verstärkt wurde, geschützt. Saul konnte die vom Frost schwarz verfärbten Spitzen der abgestorbenen Hecke gerade noch aus der obersten Schneeschicht herausragen sehen, während er mit den Skiern über die Einzäunung glitt.
    Sie schnallten unmittelbar vor den Balkonen ihre Skier ab, dann stapelten sie ihre Rucksäcke. Markos warf eines der großen Fenster mit einem Pflanzentopf aus Ton ein, und sie gingen nach drinnen. Es war ein Schlafzimmer. Sie ignorierten es und drangen zu dem breiten, erhöhten Gang vor, der den Innenhof in der Mitte umgab. Es war so dunkel, dass sie ihre Taschenlampen benutzen mussten. Kräftige weiße Kegel irrlichterten herum und zeigten, dass erstaunlicherweise das gläserne Kuppeldach überlebt hatte, obwohl es unmöglich war, dass jemals Licht durch die vier Meter Schnee dringen würde, die es erstickten. Stattdessen war das Dach an einem halben Dutzend anderer Stellen zerbrochen und eingedellt, wodurch Schnee durch die Risse in die Räumlichkeiten der oberen Stockwerke hatte eindringen können. Sobald der weiße Stoff einmal hineingelangt war, war er aus jeder offenen Tür gerutscht, um sich auf dem oberen Rundgang zu verteilen. Lange, stahlharte Eiszapfen wanden sich um den Rand der Geländer und breiteten sich

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