Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Treppe wurde wieder eingezogen, und die Luftschleusentür flimmerte in ihr Dasein zurück. Mit einem kurzen Aufflackern von Unlust schlang sich Rebka ihren langen Wollschal zwei Mal um den Hals, setzte sich ein lilafarbenes Barett auf und stapfte durch den wirbelnden Schnee hindurch los Richtung Straße. Sie hatten erst weniger als fünfzig Meter zurückgelegt, als das Raumschiff hinter ihnen bereits in Dunkelheit und Schnee versunken war. Rebka kicherte.
    »Was ist?«, fragte Clayton.
    »Du lässt dich doch immer so gern darüber aus, was für ein Problem der Verkehr und die Parkplätze in Newcastle waren.«
    Clayton musste grinsen. »Na ja, hoffen wir mal, dass die Politessen hier heute Nacht nicht vorbeischauen. Der Bußgeldbetrag für das Baby wäre bestimmt astronomisch.«
    Kurz darauf fanden sie auf die Straße, obwohl das nicht so einfach gewesen war. Die Schneepflüge waren seit drei Stunden nicht mehr durch Town Moor gekommen. Ein paar Minuten später kamen zwei Taxis die vereiste Fahrbahn entlanggekrochen. Clayton hatte sie über ihr ständiges privates Sicherheitsteam in Newcastle bestellt, sobald sich der Core des Schiffs mit dem lokalen Netz verbunden hatte. Er winkte den Fahrzeugen zu, während seine E-I eine Identifizierung erbat. Er musste innerlich über die schwachsinnige Überflüssigkeit dieser Aktion lachen – als ob hier draußen irgendjemand sonst warten würde. Der Antwortping enthielt den Bestätigungscode, und die Wagen hielten neben ihnen an.
    Die beiden Fahrer stiegen aus und sahen die Besucher von einer anderen Welt mit gleichzeitig neugierigem und respektvollem Blick an.
    »Pass auf dich auf«, sagte Clayton zu Rebka.
    Zärtlich drückte sie seinen Arm. »Du auch. Sei artig.«
    »Ich tu, was ich kann.« Seine E-I schickte eine Konnektivitätsanfrage raus und testete die sichere Verbindung zwischen ihnen. »Trenn den Link nicht!«
    »Nicht bevor ich da bin.«
    Es entstand ein kurzes verlegenes Schweigen. Schließlich gab sie ihm einen flüchtigen platonischen Kuss und kletterte in den Fond des Taxis, nicht ohne sich bei dem Fahrer, der ihr die Tür aufhielt, mit einem Lächeln zu bedanken.
    Clayton ging zu seinem Taxi hinüber und nahm ebenfalls auf dem Rücksitz Platz, nur um im gleichen Moment von einem ebenso unerwarteten wie unliebsamen Anfall von Nostalgie überwältigt zu werden: die billigen Kunstlederpolster, der Geruch von schlecht gefilterter Luft, die Gummimatten auf dem Boden. Es war fünfundfünfzig Jahre her, dass er der Erde endgültig den Rücken gekehrt hatte, und trotzdem hatte sich nichts geändert.
    »Ich bin Ivan, Sir«, sagte der Fahrer. »Wo soll’s denn hingehen?«
    »Hierhin.« Claytons E-I übermittelte dem Wagen eine Adresse.
    »Dürfte nicht länger dauern als fünfzehn Minuten, Sir«, sagte Ivan.
    »Ich vermute, dass das Haus eine Alarmanlage hat.«
    »Nichts, was uns irgendwelche Schwierigkeiten bereiten wird, Sir. Wir werden mit jedem privaten Sicherheitssystem fertig.«
    »Gut zu hören.«
    Das Taxi scherte von der Haltespur aus. Clayton sah die Scheinwerfer von Rebkas Taxi, das gerade hinter ihnen wendete. In der nächsten Sekunde waren die Lichtkegel verschwunden.

Dienstag, 15. Januar 2143
    Sechs Uhr sechsundfünfzig. Der Wecker plärrte los mit seinem unerbittlichen Gesumme. Sid stöhnte und streckte den Arm aus und –
    »Nein«, warnte Jacinta ihn.
    »Verdammte Scheiße.« Er schlug die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und blieb auf dem Matratzenrand sitzen. Es war kalt im Schlafzimmer, er konnte spüren, wie die frostige Luft in seinen Nasengängen stach, und hustete leicht. Erst jetzt gab er dem Wecker ordentlich einen auf den Deckel und brachte ihn zum Schweigen. Er schien gar nicht mehr mit dem Gähnen aufhören zu können.
    »Was war los gestern Abend?«, fragte Jacinta, derweil sie auf ihrem Nachttisch herumkramte und diverse Clips und Bänder zusammensuchte. Allmählich wurde ihre wilde Haarmähne wieder gezähmt und ließ ein Gesicht zum Vorschein kommen, in dem sich sowohl Neugierde wie Sorge offenbarte.
    »Der North-Fall«, erwiderte er seufzend, während seine Iris-Smartcells erwachten und das Rasterfeld anzeigten. Er war erst um Mitternacht nach Hause gekommen; nach dem Meeting bei O’Rouke war er noch Stunden mit Elston zusammen das HDA-Briefing durchgegangen und hatte sich für den Gefallen revanchiert, indem er Elston anschließend auf den aktuellen Ermittlungsstand gebracht und ihm Vorschläge hinsichtlich des weiteren

Weitere Kostenlose Bücher