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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schuldig befunden«, sagte Vance. »Die Gräueltat wurde in einer einzigen Nacht begangen, vor einundzwanzig Jahren, in Bartrams Herrenhaus auf St Libra.«
    Eines der File-Icons wanderte auf einen Wandbildschirm und entpackte sich zu einer Matrix aus Thumbnails. Vance expandierte das erste. Sid gab sich Mühe, bei dem Anblick, der sich ihm im nächsten Moment bot, nicht das Gesicht zu verziehen. Die Leiche war die eines älteren North, ausgestreckt auf dem Marmorboden eines prunkvollen Zimmers, mit blutdurchtränkten Kleidern und noch mehr Blut um sich herum, das sich zu einer großen Lache angesammelt hatte. Eine weitere Leiche war zu erkennen, die zusammengesackt auf dem Sofa hinter ihm lag. Das Bild wechselte, es zeigte jetzt eine Nahaufnahme der tödlichen Wunde: ein Stichmuster von Fingerklingen oberhalb des Herzens. Dann mehr Aufnahmen von Wunden: lange, tiefe Schnittmale an Armen und Rücken, die grundsätzlich parallel verliefen. Abwehrverletzungen, dachte Sid.
    »Ebenso wie Bartram und sechs seiner Söhne sind drei von Bartrams Freundinnen und vier seiner Angestellten abgeschlachtet worden.« Der Monitor begann mit einer Slideshow aus Bildern der Leichen. »Bartram North hatte immer einen Stamm von drei bis fünf Mädchen, die mit ihm in dem Herrenhaus zusammenlebten. Hauptsächlich holte er sie sich von der Erde. Angela Tramelo war eines von ihnen. Sie wurde zwei Tage später am Newcastle-Gateway geschnappt, als sie versuchte zu fliehen. Drei Monate danach wurde sie in London vor Gericht gestellt und für schuldig befunden: lebenslange Freiheitsstrafe. Kein Straferlass, kein Hafturlaub.«
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte Ian. »Ist sie ausgebrochen?«
    Vance schüttelte den Kopf. »Schön wär’s. Nein, zu der Zeit, als Ihr Opfer ermordet wurde, befand sie sich in sicherer Aufbewahrung im Holloway-Gefängnis. Sie war zwanzig Jahre lang dort und hat während dieser Zeit keinen Fuß vor die Mauern setzen dürfen.«
    »Und warum dann das alles hier? Was hat die HDA damit zu schaffen?«
    »Ihre Verteidigung«, erwiderte Vance. Eine weitere Datei expandierte auf dem Wandmonitor in das Standbild einer audiovisuellen Aufzeichnung, die in einem Gerichtssaal gemacht worden war. Auf der Anklagebank saß Angela Tramelo, flankiert von zwei Wachen. »Dies ist ihre Reaktion auf den Schuldspruch. Was Sie gleich sehen werden, erklärt eine Menge.«
    Die Aufnahme startete. Angela wehrte sich gegen den Griff, in dem die beiden Wachen sie hatten, und schrie wild herum. Die Kamera zoomte an ihr wutverzerrtes hübsches Gesicht heran. »Nein«, kreischte sie. »Nein, nein, nein, ich hab niemanden umgebracht. Warum wollt ihr nicht zuhören , ihr blöden Wichser. Hört mir zu! Der Außerirdische hat es getan. Ich schwö–« Das Bild fror wieder ein, fing Angelas offenen Mund ein, die fliegende Spucke.
    »Sie wiederholt die gleiche Behauptung fünf Minuten lang, während sie rausgeschleppt wird«, sagte Vance. »Genau genommen hat sie nie aufgehört, das zu behaupten.«
    »Ein Alienmonster?«, fragte Ian ruhig.
    »Das sagt sie jedenfalls. Das war ihre einzige Verteidigung. Aber wir wissen natürlich alle, dass es auf St Libra keine Außerirdischen gibt. Nicht einmal wie auch immer geartete Tiere. In der Evolution des Planeten hat es nie etwas anderes als pflanzliches Leben gegeben. Und da wir in den etwas mehr als hundert Jahren, seit die erste transräumliche Verbindung nach Proxima Centauri hergestellt wurde, auf nichts gestoßen sind, das dem, was sie beschreibt, auch nur im Entferntesten ähnlich ist, war es offensichtlich nichts als ein abstruses Alibi, das sie sich in ihrer Verzweiflung ausgedacht hat. So unsere Annahme.«
    »Warum hat die HDA dann Informationen über die Klingenwaffe der Geheimhaltung unterstellt?«, fragte Eva.
    »Weil sie niemals gefunden wurde«, entgegnete Vance. »Und das war … merkwürdig, wie Sie alle aus Ihrem eigenen Fall wissen. Prinzipiell könnte Angela in einem Anfall von Raserei durchaus die nötige Kraft entwickeln, um fünf Klingen auf einmal in einen Körper zu bohren. Aber die Kontraktion, das Zerfetzen des Herzens. Eine lebende Klauenhand könnte theoretisch diese Art von Verletzung verursachen. Aber welches Wesen hat so was? Wir konnten nicht sicher sein, dass sie log, und das, was sich die Menschheit am allerwenigsten leisten kann, ist eine weitere feindliche Spezies da draußen. Also haben wir ermittelt, so gut wie wir seinerzeit konnten. Aber nichts kam dabei heraus, und die HDA

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