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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zerbrochenen Fenstern.
    Sid führte sie zu dem nur noch aus Fetzen bestehenden Rolltor, durch das der strahlungssichere Truck mit brachialer Gewalt gefahren war. Clayton hätte das, was auch immer man Umbreit in diesem Gebäude hatte bauen lassen, verdammt gerne in die Finger gekriegt, aber das würde schlicht nicht geschehen. Konzentrier dich auf Aldred , sagte er sich. Er ist der Schlüssel zu allem .
    Das grüne Gas leckte um seine Knöchel, als Sid sie näher zum Tor führte.
    »Was tun wir jetzt?«, fragte Ian.
    »Wir haben Unterstützungsdienst, Mann«, erwiderte Sid. »Genau wie’s auf der Marke steht.«
    Die Technische Crew hatte hinter der Tür die Kiste aus dem Telay-Van gezogen und auf einen Rollwagen gelegt, den sie zu der offenen Tür an der Seite des Lastwagens lenkten. Ralph Stevens sah ihnen dabei zu.
    »Schätze, wir haben gewonnen«, sagte Sid zu ihm.
    Der Agent drehte sich um und sah sie an; sein Gesicht war von der Gasmaske bedeckt. Die schmalen Sichtschlitze gaben nichts preis.
    »Wir brauchen immer noch Aldred«, sagte Ralph. »Er ist irgendwo in diesem verfluchten Labyrinth.«
    Clayton musterte die verwüstete Mauer hinter dem Telay. Die zerfetzte grobe Verbundstoffwand gab den Blick auf schmale Korridore frei, die tiefer in das pechschwarze Innere führten. Unbekannte Zimmer wurden von wilden Rissen bloßgelegt. Sollte sich diese kleinteilige Struktur überall im Gebäude wiederholen, würden sie in Schwierigkeiten geraten. Es würde Stunden dauern, alles zu durchsuchen. Was wahrscheinlich genau das war, was Aldred geplant hatte.
    »He«, sagte Ian. »Nur ein Gedanke, aber … hat jemand gesehen, was für Schuhe Aldred getragen hat?«
    Die Gasmaske verbarg Claytons bewunderndes Lächeln. Selbst jetzt hatte er noch nicht gelernt, die Polizei nicht zu unterschätzen.
    »Ist einen Versuch wert«, gab Sid zu.
    »Gute Idee, Ian«, sagte Ralph.
    »Ich denke, wir sollten vorne sein«, sagte Clayton rasch. »Kommen Sie schon, das haben wir uns verdient. Wir waren diejenigen, die Ihnen das hier ermöglicht haben.«
    Ralph zögerte einen Moment. »Sehen wir erst mal, ob wir eine Antwort bekommen«, sagte er dann.
    Es dauerte eine Minute, um alles aufzubauen und Ian und Eva mit all den Fahrzeugen um das Gebäude herum zu verbinden und deren Geflechte neu zuzuweisen, sodass sie das Gebäude nach einer bestimmten Emission absuchten.
    »Fertig, Chef«, berichtete Ian schließlich.
    Sid übermittelte den Code, der einen Download von der Smartmikrobe in Gang setzen würde, die sie kaum drei Wochen zuvor im Jamaica Blues Café Aldred an den Absatz geheftet hatten.
    »Ja!«, riefen Eva und Ian zusammen. Der Impuls hatte kaum eine halbe Sekunde gedauert, aber die Geflechte hatten trianguliert. Eine Koordinate tauchte in ihren Netzen auf. Sie schwebte weit oben, fast an der Spitze des groben Plans des Mountain-High-Gebäudes. Sie legten alle gleichzeitig den Kopf in den Nacken und starrten auf die gründunstige Decke über ihren Köpfen.
    »Genau acht Stockwerke über uns«, sagte Ian.
    »Im sechsten Stock sind Soldaten«, sagte Eva. »Wir können immer noch um Verstärkung bitten, wenn wir da sind.«
    Ralph zog eine übel wirkende automatische Pistole und überprüfte die Kammer. »Also los.«
    Es gab keinen Strom mehr im Gebäude. Selbst die batteriebetriebenen Notlichter, an denen sie gelegentlich vorbeikamen, waren tot. Und nach dem dritten Stock gab es nicht einmal mehr das. Drei Aufzugschächte durchschnitten sauber die Stockwerke; die Aufzüge waren dazu gedacht, Waren und Rohmaterial nach oben oder nach unten zu befördern, aber im Gefolge der elektromagnetischen Impulse waren sie alle ausgefallen. Sie mussten also die Treppen und Leitern benutzen, die die Flure miteinander verbanden, um in die Dunkelheit hinaufzusteigen.
    Vor etlichen Jahrzehnten, als er noch auf der Erde lebte, hatte Clayton ein Wespennest im Garten gefunden. Es hatte ihn mit seiner bösartigen Schönheit erschreckt. Wie etwas so Elegantes und Kompliziertes von so unangenehmen Wesen erschaffen werden konnte, hatte sein Vorstellungsvermögen überstiegen. Jetzt war er hier und kletterte in etwas herum, dass eine Art von Menschen ersonnenes Äquivalent war. Die zellenähnlichen Räume schienen von einem abnormen Design-Programm gewebt worden zu sein, das von organischen Strukturen beeinflusst war. Für die Treppen oder Leitern gab es keine zentralen Schächte; sie waren durch lange, sich windende Korridore voneinander getrennt, oder –

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