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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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brauche eine Abholung«, rief Abner. »Jetzt!«
    Eva lag an der Stelle, an der sie hingefallen war; sie weinte unkontrolliert, während sie kraftlos die schwere Leiche von sich zu schieben versuchte, die auf ihr lag. Ralph warf sich hin und her, hielt sich die verletzte Hand; er war unfähig, die Blutung zu stillen.
    »Abner?«, flehte Sid. »Was –?«
    »Tut mir leid, Chef. Mein Name ist in Wirklichkeit Clayton. Abner hat vor ’ner Weile einen kleinen Urlaub angetreten. Es geht ihm gut, machen Sie sich keine Sorgen.«
    Sid starrte den C-North ungläubig an. Selbst jetzt, inmitten dieses Gemetzels und während eine eisige Angst in seinem Geist herumflatterte, verspürte er angesichts dieser Enthüllung, wie ihn die Neugier zwickte. »Jupiter steckte dahinter.«
    Das Dach quietschte, als seltsame kleine Wellen die Solarpaneele und Stützträger bogen. Eine unsichtbare Kraft riss es auf. Benommen machendes weißes Licht fiel durch die größer werdende Lücke und enthüllte Bruchstücke von Solarpaneelen, die trotz der Schwerkraft nach oben taumelten. Sid schob langsam seine Gasmaske zurück und hielt sich eine Hand über die Augen, um sich vor dem grellen Licht zu schützen. Nasskalte Nachtluft strömte in den Raum. Jetzt hatte sogar das Monster aufgehört, gegen das Netz anzukämpfen, und starrte nach oben, seinem Schicksal entgegen.
    Hinter den Lichtern senkte sich ein gewaltiges Fahrzeug ruhig auf das arg mitgenommene Dach des Mountain-High-Gebäudes. Sid konnte sich nicht zurückhalten; er fing an zu lachen. Ein Raumschiff. Er starrte auf ein echtes Raumschiff, das von oben aus dem sternenübersäten Nachthimmel heruntergeschwebt kam. Ein dreißig Meter langer Kegel aus glattem, dunkelgrauem Metall mit fünf breiten Ringen, die sich wie deformierte Flügel an der Mitte des Rumpfes nach außen kräuselten. Es war kein Geräusch zu hören, nicht das Tosen von Raketen, nicht das gedämpfte Zischen von Röhrenpropellern im Stealth-Modus. Sid wusste einfach, dass er die Kriterien und Prinzipien, nach denen es funktionierte, nie verstehen würde. Aber es war trotzdem ein Gegenstand, der einen zum Staunen bracht, so sehr, dass er beinahe gebeten hätte, nehmen Sie mich mit .
    »Nein, Sid«, sagte Clayton plötzlich ernst. »Es war nicht der Jupiter. Das hier war nie ein Kampf zwischen den Norths. Wir wissen nicht, was das für ein Ding ist oder woher es gekommen ist. Aber wir werden es herausfinden.«
    Das Monster wurde vom Boden gehoben. Es wirbelte durch die Luft hinauf und auf eine Luke zu, die sich an der Seite des Rumpfes zu öffnen begann, wie Sid sah.
    Ralph gab ein abgerissenes schnaubendes Geräusch von sich, Schmerz und Wut zu einem einzigen mitleiderregendem Schrei vermischt. Clayton beugte sich über ihn und sprühte etwas über seine Fingerstümpfe.
    »Passen Sie auf sich auf, Sid«, sagte Clayton. »Es war mir eine Ehre, Teil Ihres Teams gewesen zu sein.« Er begann, sich vom Boden zu heben und verschwand im grellen Licht. Der gefallene Engel, den die Seinen zurückholten.
    Dann gingen die Lichter aus. Für einen kurzen Moment wurden die Umrisse des Raumschiffs vor dem Hintergrund der zart funkelnden Sterne sichtbar. Es verschwamm, zog sich beim Aufsteigen nach oben in die Länge. Sid bejubelte es innerlich weiter. Dann brach ein Donnerschlag über ihn herein, die Art Donnerschlag, die nur ein aberhundert Tonnen schwerer Gegenstand hervorrufen konnte, der die Atmosphäre zerfetzte. Danach war da nur noch das Summen der US-22, die in totaler Verwirrung zurückblieben, und bewaffnete Abriegelungs-Soldaten, die durch die Tür hereinströmten und die rubinroten Strahlen ihrer Laserzielerfassung hektisch auf alles Mögliche richteten, während sie inmitten des Blutbads und der Trümmer nach etwas suchten, das sie verstanden.
    Das mobile Feldlazarett der HDA war ein fünfzig Tonnen schwerer, auf zwanzig Rädern ruhender Lastwagen, der fünf Triage-Zentren und zwei Notoperationssäle besaß. Er parkte vor dem Mountain-High-Gebäude, und die Triage-Module ragten an den Seiten heraus und standen fest auf Teleskop-Beinen. Sie waren auf alle Verletzungen vorbereitet, die durch den Angriff entstehen mochten.
    Sid war auf einer Trage hereingebracht worden, was er als entwürdigend empfand. Allerdings hatte inzwischen der Schock eingesetzt, und er konnte nicht sprechen. Seine Haut war heiß oder kalt, er wusste es nicht. Alles, was er sehen konnte, waren die dunklen, glänzenden Klingen, die um sich schlugen und

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