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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Jahren, die er bei der Polizei war, war keine von all den Razzien, an denen er teilgenommen hatte, keine von all den Hausdurchsuchungen, den Verhaftungen, selbst den Verfolgungsjagden auch nur annähernd so gewesen wie das hier. Er war nicht bereit dafür, wollte es nicht sein. Sein Ego hatte ihn hierhergeführt, diese dumme Weigerung, den Fall aufzugeben, einfach nur seine Arbeit entsprechend der Vorgaben zu machen und sein monatliches Gehalt einzustecken. Und wohin hatte es ihn jetzt gebracht? Er saß direkt neben einer beschissen großen Fusionsbombe. Die nächste halbe Stunde würde er nur dann überleben, wenn das gesamte Personal des Abriegelungsteams die Vorgaben genauestens befolgte, sie ihr Training nicht vergaßen und ihre von der Regierung ausgegebene Ausrüstung auch fehlerfrei funktionierte.
    Als er sich umdrehte, sah er, dass Eva und Ian beide in diesem Moment das Gleiche durchmachten wie er selbst, dass sie sich ebenfalls am Rande der Panik befanden. Er brachte ein schwaches Lächeln zustande, das sie bemüht erwiderten. Es war eine schmerzliche, beinahe vertrauliche Verbindung.
    Abner hingegen konzentrierte sich immer noch auf die Informationen in seinem Koordinatennetz, ohne die Spannung und Besorgnis zu spüren, unter der die anderen litten. Sid schüttelte ungläubig den Kopf; er verstand nicht, wie jemand von dem, was hier geschah, so gefangen genommen sein konnte, dass er emotional völlig unberührt blieb. Aber so waren die Norths eben, lächerlich fokussiert.
    »Zielobjekt B nähert sich«, sagte der taktische Koordinator. »Zielobjekt unterwegs, geschätzte Ankunftszeit in fünf Minuten.«
    Sid sah, wie Aldreds Mercedes nach Last Mile hineinfuhr und in die Eleventh Avenue North abbog. Zielobjekt A, der Ford Telay, war noch drei Minuten entfernt und fuhr gleichmäßig die A1 entlang.
    »Zielobjekt B hat das Gebäude betreten«, sagte der taktische Koordinator mit gleichmäßiger Stimme.
    »Waffencheck«, verkündete Sid ruhig. Er trug eine Walther neun Millimeter mit verlinktem Sensor-Visier. Die Zielgraphiken materialisierten sich blau und grün in seinem Koordinatennetz, die Nachtsichtsensoren funktionierten. Er überprüfte die Kammer, bestätigte, dass die Waffe gesichert war. Er schob sie in sein Halfter. Die Elektroschockpistole war voll geladen, und im Ladestreifen befanden sich fünf zusätzliche Spulen. Er befestigte die Waffe am Klettstreifen der Schutzweste.
    Die anderen im 4x4 überprüften ihre Ausrüstung auf die gleiche methodische Weise. Sid setzte sich die Ohrenstöpsel ein, die dazu dienten, die Immobilisierungsschallwellen zu neutralisieren. Ein Helm vervollständigte den Schutz.
    »Alle einsatzbereit?«, fragte er.
    Das waren sie.
    »Zielobjekt A nähert sich«, meldete der taktische Koordinator. »Auf Zustand Rot gehen. Angriffsbeginn fünfzehn – eins fünf – Sekunden, nachdem Zielobjekt A das Gebäude betreten hat.«
    Sid wechselte zum treffergeschützten Kommunikator auf dem Armaturenbrett, einer kleinen schwarzen Plastikbox mit einem schlichten LC-Display auf der Vorderseite. Er wies seine E-I an, in Stand-by-Modus zu gehen. Sein Koordinatennetz verblasste in dem Moment, als sich das Rolltor von Mountain High öffnete; er brauchte ordentliche Sicht. Der Ford Telay war zwanzig Meter entfernt.
    »Zielobjekt A betritt das Gebäude; auf mein Zeichen.«
    Sid begann herunterzuzählen; seine Lippen formten stumm die Zahlen.
    »Zehn Sekunden«, sagte der taktische Koordinator, dessen Stimme aus dem Lautsprecher des treffergeschützten Kommunikators kam.
    Linsell wusste, was sie tat, sagte sich Sid. Er hatte den Angriffsplan gesehen, den sie mit Ralph und den anderen Offizieren aus der Abriegelungsabteilung erstellt hatte. Er war sogar gefragt worden, ob er irgendwelche Anmerkungen dazu habe. Nachdem er ihn zweimal betrachtet und die Hardware gesehen hatte, die sie einsetzen wollten, hatte er lediglich den Kopf geschüttelt und gesagt: »Sieht gut aus.«
    »Fünf Sekunden.«
    Sid setzte die Gasmaske auf und holte tief Luft. Seine Welt bekam einen deutlichen smaragdgrünen Stich, als ein taktisches Display über die Sichtschlitze der Maske kroch und sich mit seinen Iris-Smartcells verband; Icons tauchten auf und identifizierten die Teammitglieder.
    Dieser Plan war der Hauptgrund, aus dem er hier war. Er hatte Vertrauen in die Professionalität der anderen. Angesichts seiner üblichen Einstellung zu den Mechanismen der Regierung hatte das schon etwas Ironisches. Aber Ralph und

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