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Der unsichtbare Killer

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Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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fetzten. Ians zurückruckender Kopf. Blut, das in den Lichtstrahlen der Helmscheinwerfer glänzte. Sein Freund, sein Partner, war tot. Getötet von einem außerirdischen Monster, das die ganze Zeit die Straßen von Newcastle heimgesucht hatte.
    Hellwache, fähige junge Mediziner in grünen Anzügen und mit weißen Masken vor den Gesichtern hatten sich um ihn geschart, wollten sich unbedingt um einen Patienten kümmern. Man hatte ihm die Schutzjacke abgenommen und die Kleidung vom Oberkörper geschnitten. In den OP-Raum kam er nicht, da seine gebrochene Rippe und die Prellungen nicht schlimm genug waren. Stattdessen behandelte der Arzt ihn im Triage-Zentrum, schob eine glänzende, flexible Röhre durch einen winzigen Einschnitt in seiner Brust und umhüllte die gebrochene Rippe mit Nuflesh.
    Körperlich ging es ihm gut. Sie gaben ihm eine Menge Medikamente.
    »Das wird helfen«, sagte der Arzt zuversichtlich.
    Es war eine Lüge. Die Medikamente nahmen dem Ganzen die Schärfe, sie beruhigten seinen Körper und verliehen seinem Gesicht den Ausdruck eines glücklichen Idioten. Aber sie nahmen ihm nicht den inneren Schmerz, löschten die Erinnerung an Ians schrecklichen Tod nicht aus. Er lebte in einer Zeitschleife, die in dem Moment begann, als sie zu fünft in den sechseckigen Raum stürzten, überdreht aufgrund des bevorstehenden Endes ihrer Jagd. Sie hatten den Geruch des Sieges aufgenommen. Es war nicht nur die Befriedigung darüber, dass der Fall bald geschlossen sein würde, nein, auch Wut hatte sie angetrieben. Wut darüber, dass Aldred die ganze Zeit der Böse gewesen war, dass er sich in ihr Vertrauen geschlichen hatte, sie von ihm reingelegt worden waren, sie sich ihm gegenüber geöffnet hatten.
    Nur, dass sie nicht zu fünft waren. Sie waren nur zu viert. Abner war nicht Abner, nicht der Detective, den Sid gekannt und respektiert hatte. Clayton, wer immer es war, hatte sich ebenso wie Aldred bei ihnen eingeschlichen.
    Clayton hatte gelogen. Es ging um eine Auseinandersetzung zwischen den Norths. Es war immer darum gegangen. Und wie er von Anfang an vermutet hatte, würde er nie erfahren, was genau und warum es passiert war.
    »Wie fühlen Sie sich?«, fragte eine Krankenschwester.
    Sid konzentrierte sich auf das lächelnde Gesicht über ihm. Ohne ihre Maske war sie hübsch. Er fragte sich, ob es bei Jacinta genauso war und sich ihre Patienten auch alle in sie verliebten.
    »Mein Freund ist tot«, sagte er.
    »Ich weiß. Es tut mir leid. Aber Ihren anderen Freunden geht es gut.«
    »Ich möchte sie sehen.«
    »In Ordnung. Aber nicht lange.«
    »Ich weiß. Meine Frau ist Krankenschwester, wissen Sie.«
    »Das ist gut«, sagte sie. »Können Sie gehen? Ich kann Ihnen einen Rollstuhl besorgen.«
    »Ich kann gehen.«
    Eva war im nächsten Triage-Zentrum. Man hatte ihr die von den Ereignissen hoch oben im Mountain-High-Gebäude blutgetränkte Kleidung ausgezogen, und ihre Haare waren gewaschen worden. Es war wichtig, dass sie sauber war, sagte die Krankenschwester zu Sid, denn Blut war ein starker psychologischer Trigger. Jetzt saß sie in zwei Decken gehüllt auf der fahrbaren Krankentrage und starrte ins Leere. Ihre nordisch-helle Haut war so weiß, dass selbst die Sommersprossen verblasst waren.
    Sid setzte sich neben sie. »Es ist vorbei«, sagte er.
    »Er ist tot, Sid. Tot.«
    »Ich weiß.«
    »Woher ist es gekommen?«
    »Ich weiß es nicht. Aber wir haben die Maschine bekommen.«
    »Umbreit ist auch tot.«
    »Ja, und Boz und Ruckby.«
    Tränen liefen ihr jetzt über die Wangen. »Ich muss weggehen. Schluss mit Polizei. Ich kann das nicht mehr.«
    »Das klingt nachvollziehbar.« Er saß da und legte ihr einen Arm um die Schultern. Es gab nichts mehr zu sagen. Eva lehnte sich an ihn, dankbar für den Kontakt, für das Verständnis.
    Sie blieben lange Zeit so zusammen sitzen, bis Sid sagte: »Ich werde jetzt nach Ralph sehen.«
    Sarah Linsell war bereits bei Ralph im Operationsraum; sie stand neben dem Bett, hatte ihre Schutzjacke vorn geöffnet und hielt ihren Helm in der Hand. Sid sah auf Ralphs Hand, die in eine Kugel aus lichtdurchlässigem graugrünem Gel gehüllt war. Verschiedene Drähte und Kabel schlängelten sich von ihr aus zu einem Ausrüstungsstapel.
    »Schön, Sie zu sehen, Sid«, sagte Ralph überschwänglich mit einer Stimme, die lauter und glücklicher klang, als es sein sollte.
    »Klar, Mann, wie geht’s?«
    »Ziemlich gut, aber sie haben mich mit Medikamenten vollgestopft.«
    »Das mit Ihrer

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