Der unsichtbare Killer
die Straßen geht, um die Bürger zu beschützen und dafür sein eigenes Leben aufs Spiel setzt. Wir brauchen Sie. Wer könnte sich besser als Chief Constable eignen, wer würde mehr Unterstützung haben, wer würde den Leuten mehr das Gefühl geben, geschützt zu sein?«
»Ich habe nicht die politischen Kontakte, um so etwas durchzuziehen.«
»Sie haben eine Grundlage, und heute Nacht können Sie darauf aufbauen, sogar sehr hoch aufbauen. Ich kann Ihnen dabei helfen. Hassen Sie mich und verabscheuen Sie mich, wenn Sie wollen, aber das ist das, was ich tue. Und ich bin verdammt gut darin. Ich verstehe die Medien. Ich weiß, mit wem man reden muss, welche Winkelzüge notwendig sind. Sie müssen die Nachrichten kontrollieren, Sid, oder sie werden Sie überschwemmen und sie außer Kontrolle mit sich reißen. Herrschen Sie über das Transnet, diktieren Sie den Kreislauf der Informationen, lassen Sie nicht zu, dass die Nachrichtenseiten sie benutzen.«
»Wie?«
»Wir könnten mit einer Pressekonferenz anfangen. Ich habe schon mal eine von Ihnen gesehen; Sie sind gut. Und wir haben heute Nacht das Wissensmonopol. Der Bürgermeister weiß gar nichts, und Market Street auch nicht. Die HDA sagt kein verdammtes Wort. Sie können hier und jetzt der Repräsentant der Stadt sein. Sie können all den Leuten hier etwas sagen, das für sie Sinn ergibt und dafür sorgt, dass die Menschen sich wieder sicher fühlen. Die Leute sind besorgt, Sid, sie wissen von dem Raumschiff, aber sie wissen nicht, was sie denken sollen. Es gibt Hunderte von Gerüchten, und in jeder Sekunde werden schlimmere ausgebrütet. Weil die Leute keine Fakten haben, hören sie auf das Gerede. Helfen Sie, das zu ändern.«
Er nickte langsam, als sich in seinen Gedanken die Möglichkeiten herauszuschälen begannen. In dem hier steckte eine Chance für ihn. Er müsste schon sehr dumm sein, wenn er das nicht erkannte – jemand, der nicht begriff, wie die Welt funktionierte. »Ich brauche Unterstützung dabei, wie ich all das sagen soll.«
Chloe Healy lächelte gewitzt. Sie hielt den langen Beutel hoch, der eindeutig alle Königreiche dieser Welt enthielt. »Zuerst müssen wir dafür sorgen, dass Sie gut aussehen. Ich lasse nicht zu, dass Sie sich all den Leuten in einem Krankenhauskittel präsentieren, der von hinten ihre Unterhose zeigt.«
Sid nahm ihr den Beutel ab. Er musste nicht fragen, was darin war. Er wusste, sie würde die perfekte Kleidung für diesen Moment zusammengestellt haben. »Okay, dann ziehe ich mich jetzt wohl am besten um, Schätzchen.«
Freitag, 3. Mai 2143
General Khurram Shaikh, Supreme Commander der Human Defence Alliance, begab sich – begleitet von Major Vermekia und Major Fendes – in das transstellare Lagezentrum unterhalb von Alice Springs. Offiziere in der Sol-Sektion salutierten rasch, als er zu ihnen trat und sich auf dem Stuhl am oberen Ende der Konsolen niederließ. Niemand hatte ihn jemals so wütend erlebt.
»Sind wir bereit?«, fragte er.
»Ja, Sir«, erwiderte Captain Toi. »Kapstadt ist im Standby-Modus.«
»Schön, fahren Sie mit dem Öffnen des Kriegs-Gateways fort, Captain.«
Captain Toi wandte sich wieder ihrer Zone-Konsole zu, deren flacher Monitor sich um ihr Gesicht wölbte. »Fahren Sie es hoch«, befahl sie dem Kommandant der Basis Kapstadt.
General Shaikh betrachtete den großen Wandbildschirm, auf dem sämtliche Informationen zu sehen waren, die von den fünf HDA-Satelliten zusammengetragen wurden, die Jupiter am nächsten waren. Es waren nicht annähernd so viele, wie er gern gehabt hätte. Ihm die ganze Palette hochauflösender optischer Sensoren zur Verfügung zu stellen, hatte für die Design-Computerfreaks und die Budget-Herren des Satelliten-Warnnetzwerks, das Sol umkreiste, nicht gerade Priorität; die technologischen Wächter waren dafür vorgesehen, auf irgendwelche Störungen der Quantenfelder zu achten, die als die unvermeidlichen Vorboten von Zanth-Aktivität galten. Die Bilder, die das Team der Sol-Station aus den fünf Satelliten herausgeholt hatte, zeigten die North-Konstellation als einen ziemlich kleinen verschwommenen Fleck, ähnlich einem matten silbernen Nebel; es war schwierig, die einzelnen Elemente unabhängig vom Zusammenschluss des Haupthabitats zu erkennen. Doch auch so überraschte ihn die Größe der Konstellation.
»Wie viele … Komponenten gibt es jetzt in der Konstellation?«, fragte er.
»Über einhundert, Sir«, antwortete Toi. »Nebst ein paar großen Brocken
Weitere Kostenlose Bücher