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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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»Hallo, Rebka«, platzte sie heraus. »Das heißt … falls du weißt, dass dein Name Rebka ist.«
    »Natürlich kenne ich meinen eigenen Namen, Mutter.«
    Angela hatte an jenem schicksalhaften Morgen im Jahr 2119 gejoggt. Sie lief gern in der Früh, bevor die Sonne zu hoch stieg und die klebrige Feuchtigkeit von den sumpfigen Flussarmen Oaklands hinaus auf die Ebene kroch und ihre Lungen nicht genug Sauerstoff bekamen. Bevor die kleine Rebka aufwachte und die erste der unausweichlichen täglichen Minikrisen anfing. In dieser Zeit hatte sie das Gefühl, weit weg von ihren Sorgen zu sein. Eine Einbildung, aber eine, die sie benötigte.
    Sie lief die lasergeraden steinigen, unbefestigten Wege entlang, die die Verdichter geschaffen hatten. Im Laufe der letzten beiden Jahre hatten die riesigen Massachusetts-Agrimech-Maschinen ein gewaltiges Straßennetz angelegt, das die riesigen Felder der Farm miteinander verband und es für die Traktoren und Pflüge und Mähdrescher leichter machte. Sie hatten dank der heißen Sonne und des reichlich vorhandenen Wassers in diesen zwei Jahren gute Ernten gehabt – vier im Jahr genau genommen. Saul hatte bereits das Machbarkeitsgutachten beim Gouverneurs-Büro eingereicht, und sie warteten darauf, weitere achttausend Morgen Land ein Stück weiter nördlich beanspruchen zu können. Der Boden war dort feuchter als die Fläche, die sie bereits bebauten, und sie würden einige ausgeklügelte Entwässerungsgräben brauchen. Saul hatte natürlich bereits alles geplant – die Pumpen, die Stufen, die Gräben. Arbeit war der Weg ihres armen Liebsten, sich etwas Freiraum von der Sorge um Rebka zu verschaffen. Sie nahm es ihm nicht übel; das Leben, das sie führten, war auch so anstrengend genug.
    Einer der großen grün-blauen Traktoren rumpelte den Pfad entlang auf sie zu, und sie machte einen Satz auf den Grünstreifen, um sich der Maschine nicht als bewegliches Hindernis in den Weg zu stellen. Sie war stolz auf die Arbeit, die die Massachusetts-Agrimech-Maschinen geleistet hatten, aber die Software benötigte zumindest in Teilen eindeutig ein Update. Woran Noah sie ständig erinnerte. Die Maschine fuhr an ihr vorbei, die riesigen Reifen ließen das Wasser in den Pfützen aufspritzen, die sich in den Spurrillen gebildet hatten, und sie roch Bioil in den warmen Schwaden, die aus den Lüftungsöffnungen drangen. Die Brennstoffzellen verbrannten nicht sauber. Sie würden den Traktor noch vor Ende des Monats überholen lassen müssen.
    Angela lief an Feld 17 entlang, das jetzt stoppelig war, seit die Mähdrescher den Syntel-Brotmais abgeerntet hatten. Das Feld musste tiefgepflügt werden, dann konnten sie es mit Ni-Hi-Gerste bepflanzen. Hinter der sich meilenweit ausdehnenden Fläche ihres Stoppelackers erstreckte sich das Schachbrettmuster der anderen Felder. Das war etwas, an das sie sich nie gewöhnen konnte; diese sanft hügeligen Gebiete von Oakland waren einfach keine Landschaft . Sie sehnte sich nach Bergen, nach Klippen, nach ein paar Tälern; nach etwas anderem als den nicht enden wollenden Sümpfen, den trägen Flüssen und dem ach-so-flachen, flachen Boden, der unter einem riesigen saphirblauen Himmel buk.
    Sie erreichte die Ecke von Feld 17 und wandte sich nach links. Der Pfad, der zu einer der Sturmpumpen am Ende der Entwässerungsgräben führte, war hier zugewachsen. Einen halben Kilometer entfernt und parallel zu ihm verlief Route 565, die Schnellstraße, die nach Yantwich, der achtzig Kilometer entfernt gelegenen Landeshauptstadt, führte. Sie konnte jetzt das Farmhaus sehen, das sich im Abstand von dreihundert Metern zu den Scheunen und dem Qwik-Kabinen-Stapel befand, in dem sie seit zwei Jahren lebten. Das Haus bestand zur Hälfte aus fertigen Zimmern, zur anderen Hälfte aus schwarzen, in den Himmel ragenden Gerüsten, an die sich vollautomatische Maschinen klammerten. Sie warteten immer noch auf den Tankwagen mit dem Estrich, den der Lieferant schon vor zehn Tagen hatte liefern wollen. Nicht, dass Angela die Energie gehabt hätte, ihn so zu drängen, wie sie es hätte tun sollen. Nicht in dieser Zeit, in der Rebka so viel Aufmerksamkeit verlangte.
    Schweiß lief ihr über das Gesicht und tränkte die hellgraue Weste, als sie auf das letzte Wegstück einbog, das sie zur Farm zurückbrachte. Als sie wieder angefangen hatte, Sport zu treiben, war es zunächst die Hölle gewesen. Ihre Muskeln waren steif gewesen, sie hatte Kopfschmerzen bekommen und ihr Körper hatte weiter die

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