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Der unsichtbare Killer

Der unsichtbare Killer

Titel: Der unsichtbare Killer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Unmengen an Essen verlangt, die sie sich während Schwangerschaft und Stillzeit angewöhnt hatte. Aber sie hatte ihre Schmerzen ignoriert und sich weiter angetrieben. Jetzt war sie fast wieder in der Form wie vor ihrer Schwangerschaft; ihr Bauch war wieder flach, die schwabbeligen Oberschenkel nur noch eine schreckliche Erinnerung, das verquollene Gesicht hatte sich geglättet, sodass die von den Knochen vorgegebene Struktur wieder sichtbar geworden war. In den Nächten, in denen sie nicht sorgenvoll an Rebkas Bett wachen mussten, hatten sie und Saul hin und wieder sogar Sex. Das waren auch die Nächte, in denen sie nicht vor Mitleid und Wut hilflos in Tränen ausbrach angesichts des Schicksals, das das Universum ihrem Kind zugedacht hatte.
    Blaue Blinklichter erregten ihre Aufmerksamkeit. Eine Ambulanz raste die Schnellstraße entlang. Ihr Herz machte einen Satz, und sie starrte zum Qwik-Kabinen-Stapel hinüber. Ihre Net-Linsen befanden sich im Schlafzimmer. Das Joggen ermöglichte ihr eine Zuflucht vor Rebkas Schmerz. Sie hatte das Haus nur fünfundvierzig Minuten verlassen. Sogar Saul konnte fünfundvierzig Minuten allein klarkommen. Oder etwa nicht?
    Angela rannte schneller. Flog den Weg entlang.
    Tatsächlich bog die Ambulanz von der Schnellstraße in ihren Zufahrtsweg ein und begann, das lange Schotterstück entlangzuholpern. Sie hatte sie fast eingeholt, als sie den Qwik-Kabinen-Stapel erreichte. Die Sanitäter traten gerade durch die Tür, als Angela um die Ecke der Scheune mit dem zu trocknenden Korn kam und durch die Pfützen stampfte.
    Die Hälfte des Wohnzimmers im Erdgeschoss war mit medizinischen Geräten belegt, die es praktisch in eine Kinderklinik verwandelten. Es gab nur ein einziges Bett, das aus stabilem Metall bestand und mit feststellbaren Rädern ausgestattet war. Einer der Sanitäter beugte sich darüber. Angela konnte nicht verhindern, dass sie bei dem Anblick nach Luft schnappte. Saul stand neben dem Sanitäter; er wirkte mitgenommen und jämmerlich.
    »Was ist passiert?«, rief Angela.
    Saul ging ihr entgegen, hob beschwichtigend die Arme. »Es ist alles in Ordnung. Sie hatte Schwierigkeiten beim Atmen, und die Überwachungsfasern haben ein Sinken des eingeatmeten Sauerstoffs festgestellt. Ich habe die Ambulanz gerufen, bevor es kritisch wurde.«
    Sie schob ihren Mann zur Seite, ohne sich die Mühe zu machen, ihm eine Antwort zu geben oder ihn zurechtzuweisen – wie sie es in der letzten Zeit viel zu häufig getan hatte. Sie wusste, dass es falsch war, dass es nicht sein Fehler war, aber es gab niemanden außer ihm, an dem sie ihre Wut auslassen konnte.
    »Alles in Ordnung, Liebes«, gurrte sie dem kleinen Wesen zu, dass da im Bett lag. Rebka war viel zu klein für ein acht Monate altes Kind. Sie trug einen einteiligen Strampler mit hübschen Comic-Blumen darauf. Röhren und Datenfasern schlängelten sich durch den Kragen des Stramplers, die Arm- und Knöchelbündchen. Ein silbergraues Dialyse-Gerät lag neben dem Kind auf der Matratze und half ihren überlasteten Nieren. Das Gesicht der schwachen, kranken Rebka war runzlig verzogen, als sie sich unbehaglich regte, und aus ihrem Mund kam ein leises gurgelndes Geräusch. Sie war zu schwach, um richtig zu weinen. Der Sauerstoffschlauch in ihrer Nase zischte leicht.
    Allein der Anblick ihrer um Atem ringenden Tochter genügte, um Angela Tränen in die Augen zu treiben.
    »Sie bekommt noch genügend Sauerstoff«, sagte der Sanitäter namens David. Angela kannte die Mitarbeiter des Notdienstes der ganzen Gegend inzwischen mit Namen. »Wir müssen nicht intubieren«, versicherte er ihr.
    »Schön. Okay«, sagte Angela und tupfte sich die Tränen ab; sie sehnte sich so sehr nach guten Nachrichten. »Was tun wir jetzt?«
    »Die Fähigkeit ihrer Lunge, Sauerstoff zu verarbeiten, lässt seit einer Weile nach«, sagte Alkhed, der andere Sanitäter, der die Überwachungs-Monitore im Blick hatte. »Wir nehmen sie mit, dann können wir herausfinden, warum das so ist.«
    Angela presste die Augen zusammen. Sie nehmen sie mit. Bringen sie zurück ins Palmville County General, in die Kinderklinik, die sie besser kannte als ihr halbfertiges Haus: die zu dunkle blaue Farbe, die fröhlichen Lichtpunkt-Bilder von mit menschlichen Zügen dargestellten Tieren an den Wänden, das Bettzeug mit den Bienen und Dinosauriern. Der Empfangsraum für die Eltern, das Wartezimmer der Hölle mit seinen totäugigen, weinerlichen Bewohnern, wohin sie nicht gehörte.
    »Gehen

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