Der unsichtbare Killer
hinzog, immer langsamer, bis sie sich nur noch im Schritttempo vorwärtsschoben. Und immer noch kamen HDA-Soldaten und -Fahrzeuge durch das Gateway von der Erde, um zu helfen, so gut es ging.
Fünf Minuten kroch die Ambulanz im Schritttempo dahin, dann passierte sie das Gateway nach Florida, wo die Sterne an einem Himmel funkelten, der immer noch zwei Stunden vom Sonnenaufgang entfernt war. Der Gateway-Bezirk in Weston, direkt westlich von Fort Lauderdale, nahm den gesamten Shenandoah-Bezirk südlich der 595 ein, und große Hauptverkehrsstraßen führten von der Verbindung der 595 mit der 75 zu ihm. Hier regelten Angehörige der Nationalgarde den Verkehr; Soldaten, die deutlich nervöser waren als die HDA-Marineinfanteristen auf der anderen Seite. Sie wedelten mit ihren Gewehren herum wie Schulkinder beim Spielen, als sie die Ankömmlinge aus dem Gateway aufforderten, auf die 595 zu fahren.
Angelas E-I teilte ihr mit, dass sie sich Zugang zum Transnet verschaffte, wo sie mögliche Routen fand. Die Automatik des Ambulanzwagens warnte sie, dass strenge Verkehrsregeln herrschten und allen Fahrzeuge geraten wurde, zwecks richtiger Handhabung der Situation auf Automatik umzustellen. Das
Verkehrs-Makromesh des Großraums von Miami nahm jeglichen regionalen Verkehr von den Autobahnen, was angesichts der Tageszeit relativ leicht war. Oberste Priorität galt den HDA-Konvois, die von ihren lokalen Basen kamen und auf die drei Gateways und der Aufgabe, den Flüchtlingsstrom zu ordnen, zueilten. Das vordringliche, vom Gouverneur ausgegebene Ziel bestand darin, den Verkehrsfluss aufrechtzuerhalten und jeglichen Stau um das Gateway herum zu vermeiden. Die anderen beiden New-Florida-Gateways im Großraum Miami in Kendall und Boca Raton führten ähnliche Verkehrskontrollen durch. Autobahnausfahrten wurden gesperrt, was die Flüchtlinge zwang, nach Norden zu fahren, wo festgelegte Empfangs- und Weiterbeförderungszentren auf verlassenen Militärbasen geöffnet wurden, die darauf vorbereitet waren, diejenigen der zwanzig Millionen Einwohnern New Floridas weiterzuleiten, die es geschafft hatten rauszukommen. Mitgefühl hin oder her, die Bürgermeister der Bezirke und der Gouverneur des Staates wollten unter allen Umständen vermeiden, dass die Flüchtlinge den Großraum Miami überschwemmten.
Die E-I fand die beste Kinderklinik in der Gegend, das Dan Marino Centre, das zum Cleveland Clinic Hospital gehörte. Es befand sich an der 75, nur vier Kilometer südlich des Gateways. Allerdings hatten das Metamesh, die Angehörigen der Nationalgarde und die Autobahnpolizei die Auffahrten zu der nach Süden führenden 75 abgeriegelt.
Sie bat um Freigabe, indem sie auf den medizinischen Notfall verwies. Die Metamesh-KI weigerte sich, ihr die Genehmigung zu erteilen, die Straße zu benutzen. Eine Datei kam mit dem Hinweis zurück, dass in den Empfangs- und Weiterbeförderungszentren medizinische Versorgung gewährleistet sei. Alle Flüchtlinge würden ersucht werden, sich dorthin zu wenden.
»Scheiße!«, rief Angela. Die Beschränkungen der Autobahn wirkten sich bereits auf die ganze 95 bis nach Palm Bay aus. Vermutlich würde das Verbot noch erweitert worden sein, bis sie dort eintrafen. In Richtung Westen war die 75 für die Flüchtlinge geöffnet; sie konnte durch den Nationalpark nach Naples fahren, wo es ein gutes Krankenhaus gab. Aber das würde Stunden dauern. Und das Dan Marino war nur wenige Minuten entfernt. Minuten!
»Wie geht es ihr?«, fragte Angela.
»Das Beatmungsgerät ist eingeschaltet«, sagte Saul mit verängstigter Stimme. »Ich glaube, ich habe es richtig gemacht, ihr Blut wird immer noch als mit ausreichend Sauerstoff angereichert angezeigt.«
»Gut. Wir fahren zu einem Krankenhaus. Halte durch.« Sie wäre am liebsten einfach durch die in einer langen Reihe am Straßenrand parkenden Militärfahrzeuge gebrettert, aber die Soldaten besaßen Gewehre, und sie waren auf eine Weise aufgedreht, dass sie nicht erst groß provoziert werden mussten, um zu schießen. Sie wies die Automatik also stattdessen an, die 75 nach Westen zu nehmen.
»Was tust du da?«, rief Saul. »Wir sollten nach Norden fahren. Wenn wir schnell fahren, erreichen wir in nur einer Stunde ein Zentrum.«
»Und hat das auch eine Spezialstation, die Rebka behandeln kann?«, hielt sie ihm entgegen. »Halt den Mund und überlass das mir. Ich muss telefonieren.«
Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie den Zugangscode jemals wieder benutzen würde. Es
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