Der unsichtbare Killer
Mädchen es nicht sahen. Niemand achtete da auf einen weiteren traurigen Loser in einem Firmen-Overall; nicht in diesem Universum.
Nachdem ihn das Gelächter und das Glück der beiden schon lange genug gequält hatten, erhob sich das zweite Mädchen, umarmte Angela und gab ihr einen Kuss. »Wir treffen uns in einer Stunde am Auto«, sagte sie, und als sie ging, wirbelte ihr weißer Rock, und ein Hauch von blumigem Parfum breitete sich aus.
Angela blieb noch ein paar Minuten allein sitzen und trank ihren Tee aus. Dann erhob sie sich und verließ das Café. Saul wartete einen Moment, bevor er ihr nach draußen folgte.
Die Straßen in der alten Stadt waren schmal und kurz, es gab unerwartete Kreuzungen und sogar kleinere Seitenstraßen, die zwischen großen Fabrikgebäuden hindurchführten. Er ging an der Längsseite einer unbenutzten Lagerhalle entlang, auf deren Wänden große Tafeln verkündeten, dass ein Bauunternehmer sie in kleine Wohnungen umgestalten würde. Angela wartete in der dritten Ladebucht auf ihn, einer feuchten Höhle aus Beton und durchhängenden Verbundstoffplatten, in die nicht einmal das grelle blauweiße Licht des Sirius vordringen konnte.
Sie sahen sich einen langen Moment an. Saul bemerkte, dass die Fassade jugendlicher Lebensfreude bereits von ihr gewichen und die kalte, rücksichtslose Frau zurückgekehrt war, die von einer Hülle aus täuschendem Fleisch umgeben wurde. Sie warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Wie kommst du klar?«, fragte sie. Es klang tatsächlich besorgt.
»Ich bin hier. Es ist alles bereit, genau so, wie du es gesagt hast.«
Angela trat zu ihm und umarmte ihn; es war ihr nicht anzumerken, ob sie darüber enttäuscht war, dass er die Umarmung nicht erwiderte. »Ich habe nie daran gezweifelt, dass du tun kannst, was nötig ist, aber das war nicht das, was ich wissen wollte.«
»Wie zur Hölle soll ich mich denn wohl fühlen? Du bist meine Frau, ich liebe dich, und trotzdem tust du so etwas.«
»So etwas?«
»Bartram. Die Freundinnen . Was immer du in London hast tun müssen, um sie davon zu überzeugen, dass du die richtige Art Mädchen dafür bist.«
»Oh, Saul, Liebling, hör auf, dich so zu quälen. Es ist nur Sex.«
»Nur Sex«, sagte er und befürchtete, vor ihr in Tränen auszubrechen, wie er es in den meisten Nächten tat, wenn er allein in seinem armseligen Apartment lag. »Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie weh das tut?«
»Ich bin diejenige, die mit einem einhundertneun Jahre alten Mann ficken muss. Also, ja, ich denke, ich verstehe, wie schrecklich das hier für dich ist.«
»Tut mir leid. Es ist nur … es ist so schwer für mich.«
Ihre Berührung wurde weicher, und sie betrachtete sein Gesicht genauer. »Ich weiß. Aber denk nur daran, was wir dadurch bekommen. Unsere Tochter, gesund und lebendig. Dafür würde ich alles opfern. Alles. Ich wusste nicht, wie sehr ich lieben kann, nicht auf diese Weise, bis wir sie hatten. Sie ist ein Teil von uns, Saul. Sie ist unser Baby. Du hast mir das gegeben.«
Er brachte ein lahmes Lächeln zustande und nickte. »Und ich kann auch das hier tun. Für sie.«
»Du bist ein guter Mann, Saul Howard. Ich bin stolz, deine Frau zu sein.«
»Meine Schwester hat angerufen. Sie sind auf True Jerusalem. Rebka befindet sich im besten Krankenhaus des Planeten. Alles ist bereit; es kann losgehen, sobald das Geld da ist.«
»Gut. Ich habe Barclay 2North vor ein paar Tagen im Herrenhaus getroffen. Er hat mich wahrgenommen. Dieser Teil wird einfach sein.«
»Natürlich«, sagte er mit trockener Kehle.
»Hast du die Manschettenknöpfe gefunden?«
»Sicher.« Er holte das kleine Kästchen mit den Bananen-Manschettenknöpfen heraus, die er bei Birk-Unwin gekauft hatte.
»Oh, wow.« Angela blies bestürzt die Wangen auf. »Ja, die sind grell genug. Genau das, was ein Mann nehmen würde.«
»Die Sensoren sind geladen und bereit.«
»Schön. Ich werde die gleichen ganz normal kaufen, und wir tauschen sie dann im Café aus, so wie wir es besprochen haben.«
»Warum nimmst du sie nicht einfach jetzt mit?«
»Weil ich keine plausible Erklärung für sie haben würde, wenn Marc-Anthony sie findet, und er ein aufdringliches kleines Arschloch ist. Halten wir uns einfach an den Plan, ja? Ich nehme vielleicht sogar Olivia-Jay mit, wenn ich sie kaufe, dann habe ich etwas Deckung.«
»Natürlich. Du kennst das Herrenhaus am besten.«
»Ja. Also … hast du den Beutel?«
»Angela, wir sind schon so sehr gefährdet. Auch
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