Der unsichtbare Killer
erhöhte. »Wir werden niemals hier rauskommen. Wir stecken hier fest, und er wird uns einen nach dem anderen holen, bis niemand mehr übrig ist. Niemand! Es gibt kein Entkommen.«
»So weit wird es nicht kommen«, versicherte Vance ihm und sah Coniff hilfesuchend an.
»Ich habe auf das Monster geschossen. Ich habe ihm mitten ins Gesicht geschossen. Es hat es nicht einmal bemerkt.«
»Doch, das hat es. Ich habe mir Ihre Aufzeichnungen angesehen. Es hat versucht auszuweichen.«
Ravi lachte; es war ein übles schrilles, knurrendes Lachen. »Auszuweichen! Das ist alles? Mehr nicht? Das waren Neun-Millimeter-Hohlspitzgeschosse. Und es hat sie nicht gemocht ?«
»Doktor«, sagte Vance.
Coniff stand bereits da und musterte die Displays. Ihre E-I musste eine Anweisung an die Ausrüstung übermittelt haben, denn Ravi stieß einen langen Seufzer aus und lächelte träge. »Oh ja, klar, das ist die Antwort auf all …« Sein Kopf rollte zu einer Seite, und im nächsten Moment war er eingeschlafen.
»Wird er wieder werden?«, fragte Vance die Ärztin.
»Vorausgesetzt, die Behandlung wird weitergeführt, gibt es keinen Grund, warum nicht. Ich mache mir immer noch Sorgen um seine Wirbelsäule, aber der Schaden an seinem Rücken heilt gut. Da ist noch ein Restschock vom Blutverlust und der Unterkühlung, aber das wird weniger, seit wir seine Flüssigkeiten aufgefüllt haben. Er hatte Glück, dass Angela ihn rechtzeitig gefunden hat. Noch ein paar Stunden länger da draußen, und er wäre tot gewesen.«
»Danke«, sagte Vance. Er fragte sich, ob alle Angehörigen medizinischer Berufe einen so düsteren Blick hatten. Als er wieder in der Schleuse war, wickelte er sich in seine Kleidungsschichten und zog die Handschuhe an, bevor er den Helm richtig aufsetzte. Das Wetter verschlechterte sich. Irgendwo über den dunklen Wolken flackerte es; die Blitze sahen aus wie weißglühende Risse in ihrem wogenden Unterbauch. Er konnte ihr tiefes, dunkles Grollen gegen die Wände der Schlucht rumpeln hören. Die Schneeflocken fielen stärker und waren jetzt teilweise halb so groß wie seine Handfläche. Und der Wind in der Schlucht nahm ständig zu und trieb die Flocken gegen die Fahrzeuge des Konvois.
Der letzte Schlitten hatte jetzt die Hälfte des Steilhangs hinter sich gebracht. Vance konnte den oberen Teil schon nicht mehr sehen. Seine E-I rief Ken. »Wie lange noch, bis ihr sie abschießen könnt?«, fragte er.
»Fünfzehn Minuten, Colonel. Wir haben die Abschussrampe jetzt aufgestellt und lassen gerade die letzten Tests laufen.«
»Wird es bei dem Wetter gehen?«
»Müsste es eigentlich, ja. Aber ich mache mir immer noch Sorgen, dass wir vielleicht nicht in der Lage sind, den Kontakt zu halten. Unsere Geflechte sind einfach solcher Schrott, und dieser sich aufbauende elektrische Sturm ist nicht gerade hilfreich. Aber das eigentliche Problem sind die Wände der Schlucht. Sie werden den Energiestrahl ganz sicher blockieren.«
»Aber Abellia wird ihn empfangen, oder?«
»Ja, Sir, das müssten sie eigentlich können. Vorausgesetzt, ihre Geräte funktionieren noch.«
»Verstanden. Macht weiter.«
Ken hatte seine Vorbehalte bezüglich der Comm-Rakete schon früher geäußert, was der Grund war, weshalb Vance eine Botschaft für Vermekia und diejenigen, die sonst noch in Abellia zurückgeblieben waren, zusammengestellt hatte. Sie beinhaltete Ravis optischen Cache und eine dringende Bitte um Bergung. Die beunruhigende Verbindung des Monsters mit den Bullpeitschen war ein tiefer Schock für Vance. Solch eine Macht verlieh dem Ding etwas nahezu Übernatürliches. Er sagte es zwar niemandem, aber er teilte Ravis Sicht, dass sie niemals lebendig aus dem Dschungel herauskamen. Vermekia musste jetzt hören, er musste ihnen helfen. Selbst er, verzehrt von der Welt kleinkarierter Büropolitik, konnte die vielen Beweise nicht ignorieren, die Vance zusammengestellt hatte.
Vance ging das kurze Stück quer durch den Kreis der Fahrzeuge und trat in die Schleuse von Biolab-1. Jetzt hing sogar noch mehr Schnee an ihm als zuvor im Biolab-2. Er schüttelte alles mit einer heftigen Bewegung ab und betrat den Hauptraum. Dort waren Antrinell, Tamisha und Roarke und hielten sich an heißem Kaffee fest. Warme Getränke waren jetzt das Einzige, das sie nicht einteilen mussten. Die drei waren stundenlang draußen gewesen und hatten schwer geschuftet, um die Fahrzeuge den Steilhang herunterzuschaffen. Ihre Lippen waren aufgesprungen und blau angelaufen,
Weitere Kostenlose Bücher