Der unsichtbare Killer
Taschen stopfen konnte, würde im Tropic bleiben, während sie darauf warteten, irgendwie gerettet zu werden.
Die Sturmmütze kam als Nächstes, dann fing sie an, die Finger in die Handschuhe zu schieben. Es hatte eine Ewigkeit gedauert, sie über der Lüftung zu trocknen, aber sie konnte nicht riskieren, dass ihre Finger noch einmal so kalt wurden wie beim letzten Mal, als sie die Essenspakete eingesammelt hatte. Die erste Schicht hatte sie bereits angelegt, schob dann ihre Finger in die dickere mittlere Schicht, auf die eine wasserdichte äußere folgte. Die Henkel der Tasche waren jetzt so ziemlich das kleinste, das sie vernünftig greifen konnte, aber immerhin würden ihre Hände trocken und einigermaßen warm bleiben.
Das Icon von Rebka besagte, dass sie im Biolab-1 war. Noch ein Kugelblitz schwirrte vom dicken, wirbelnden Himmel herunter, barst wie ein koronarer Sonnenaufgang jenseits der geparkten Fahrzeuge. Angela wischte das Kondenswasser von der Scheibe und blinzelte wieder nach draußen.
Jemand ging um den hinteren Teil des Tankwagen-Schlittens herum, auf dem sich das Gestell mit den Treibstoff-Blasen befand. Eine dunkle, wuchtige Gestalt, die wie alle anderen einen Parka trug. Aber Angelas Netz-Verbindung war schon wieder gestört, und die Identitäts-Icons waren aus dem Koordinatennetz verschwunden. »Zeige mir alle zuletzt bekannten Positionen«, wies sie ihre E-I an.
Es war niemand beim Schlitten. Das Tank-Team befand sich drüben beim Biolab-2.
»Es ist wieder da«, schrie Angela.
Forster, der auf dem Fahrersitz saß und seinen Parka bereits halb angezogen hatte, drehte sich zu ihr um und starrte sie an. »Was?«
»Das Monster. Es hat es auf das restliche Bioil abgesehen.« Angela riss die Tür auf und sprang auf die harte Schneedecke, die den Fluss bedeckte. »Paresh!«, schrie sie. Der Schneesturm stieß sie hin und her; heranrasender Schnee klatschte ihr ins Gesicht, machte sie fast blind. Sie beugte sich weit nach vorn und rannte so schnell sie konnte in Richtung des Schlittens. Noch ein Kugelblitz zuckte über den oberen Teil der Schlucht und prallte gegen die nördliche Klippe. Ein Regenbogen aus Plasma entzündete sich. Das Strahlen wurde zu flackernden Zungen aus Blitzen, die die Klippe wie ein glühender Wasserfall hinunterrutschten, um schließlich auf den zerklüfteten schwarzen Felsen zu ersterben.
Angela zog ihre äußeren Handschuhe aus und versetzte ihre verborgenen Waffen in semi-aktiven Status. Fremde Zellen, die sich in den letzten zwei Monaten entlang ihrer Elle gebildet und Wedel zwischen ihren Fingern hatten wachsen lassen, rührten sich. Das Prickeln, das sie erzeugten, war genau das, was sie von vor zwanzig Jahren in Erinnerung hatte. Sie funktionierten! Sie war nicht sicher gewesen, ob die alte Cy-Technologie zwei Jahrzehnte überstehen konnte, aber der Spezialist auf New Tokyo war der Beste gewesen. Jetzt brauchte sie nur noch den richtigen Aktivierer, um sie wiederzubeleben.
Das arme verliebte Jüngelchen Paresh war ekstatisch gewesen, als sie in jener Nacht im Februar ins Hotel zurückgekehrt waren, gleich nach ihrer Ankunft in Abellia. Angela war von seinem Durchhaltevermögen beeindruckt gewesen. Vier Clubs, eine Flasche Bier nach der anderen, einige Drogensäckchen, noch mehr Bier, schnelles Tanzen, um all den Alkohol und die Narkotika schneller in seinem Blutkreislauf zu verteilen – gefolgt von Wein und ein paar Kurzen.
Im Taxi hatte er an ihr rumgefummelt, als wäre er die Sportskanone der Schule, der die Ballkönigin nach Hause bringt. Nichts schien seinen unverschämt fitten jungen Körper irgendwie schwächen zu können.
Sie betraten das Hotelzimmer eng umschlungen. Seine Zunge war in ihrem Mund und versuchte, ihre Lunge zu erreichen. Zuvor hatte ihre E-I im zweiten Club ein bisschen von Zarlenes geheimer Software benutzt, um sein Bodymesh aufzuzeichnen, und ihr berichtet, dass er alle medizinischen Smartcell-Kontrollen abgestellt hatte. Sie verstärkte also die Leidenschaft und zog ihn mit den Händen in seinem Nacken zu sich heran, um seinen Kuss zu erwidern. Währenddessen klatschte sie ihm ein Säckchen gegen die Halsschlagader, in dem das Beruhigungsmittel war, das sie aus der Klinik mitgenommen hatte; das hatte sie gleich nach ihrem peinlichen Zusammenbruch im Messe-Zelt zu Beginn der Woche getan – an jenem Tag, als sie Rebka zum ersten Mal erblickt hatte.
Paresh schob seine Hand genüsslich unter ihre Bluse. Sie löste sich mit einem lüsternen
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