Der unsichtbare Killer

Handschuhe auszog.
    Ihre E-I gab Kampfoptionen aus. Waffen wurden vorgeschlagen. Sie verfluchte sich dafür, dass sie so langsam war und zuließ, dass Emotionen ihre Reaktionen störten. Ohne Net-Pistole gab es die Option, das Monster zu fangen, nicht mehr. Nur der Wunsch, zu überleben, trieb sie jetzt an. Sie stand langsam auf.
    Der Blitz erlosch, verlor sich auf dem gefrorenen Fluss. Dunkelheit brach wieder über sie herein. Das Leuchten von Elstons Pistolenmündung war in ihren Sensoren hell zu sehen. Was dazu führte, dass sich das Monster zu ihm umdrehte – und zu Angela. Die tödlichen Klingen schwangen hoch. Dann machte Angela einen Satz.
    Rebka schrie. »Nein!«
    Aber Angela streckte die Hände aus, und Rebkas Sensoren fingen einen überaus seltsamen Impuls aus elektrischer Energie auf, der den Arm ihrer Mutter entlangwogte.
    Sie funktionierten, diese alten, dunklen Cy-Tech-Waffen. Angela spürte, wie die Spitzen sich durch das Fleisch und die Haut ihrer Fingerspitzen bohrten, als sie zu ihrem Sprung ansetzte, um das Monster von seinem brutalen Angriff auf ihre Tochter abzulenken. Zehn schmerzhafte Stiche, die sie ignorierte. Das Monster drehte sich um, und seine Klingen reckten sich ihr entgegen, als sie ihren uralten Tanz wiederholten. Wieder setzte sie zu einem Hieb auf seine Schulter an, zielte aber diesmal tiefer.
    Die Zellen entluden sich. Wie vor zwanzig Jahren zuckte ein greller Blitz auf, und das Monster taumelte durch die eisige Dunkelheit zurück. Aber diesmal war etwas falsch, irgendein Stück Isolierung schien sich nicht ganz richtig entwickelt zu haben. Feuer brannte im Innern ihres linken Handgelenks. Es machte sie benommen, sodass ihr Schmerzensschrei in der Kehle steckenblieb. Ihre Sinne setzten einen Moment aus, und sie prallte auf den Boden, lag hilflos mit wild ratterndem Herzen da.
    Fünf Klingen kamen zwischen den Schneeflocken auf sie herunter. Und sie konnte sich nicht rühren.
    Elston kam aus dem Schneesturm herangestürzt, die Schulter gesenkt wie bei einem Angriff im alten Football-Spiel. Er krachte von der Seite in das Monster, woraufhin beide zusammen neben Angela zu Boden stürzten. Sie sah, wie er versuchte, seine Pistole auf das Gesicht des Monsters zu richten. Zu langsam. Fünf Klingen stießen nach oben, durchdrangen seinen Parka und die Schutzweste darunter, bohrten sich tief in seine Eingeweide.
    »NEIN!«, schrie Angela.
    Elstons Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt. Schock trat jetzt in seine Augen, als er einen schwachen Atemzug machte. Die Klingen wurden aus seinem Körper gezogen. Er zitterte unkontrolliert, als er auf dem eisigen Boden zusammenbrach.
    Rebka sah entsetzt zu, wie Elston sich opferte, um die Klingen daran zu hindern, ihre Mutter zu erreichen. Dann erholte sich die schreckliche Kreatur, schob den sterbenden Colonel zur Seite und machte sich bereit, Angela den gleichen tödlichen Schlag zu versetzen. Angela, die voller wildem Trotz fauchte und ihre zu Waffen umgestalteten Hände erneut hochbrachte.
    Rebka machte einen Satz, überwand die Entfernung zu ihrer Mutter mühelos. Sie landete mit beiden Beinen direkt vor ihr, die Knie gebeugt, die Hände zu Fäusten geballt. Purpurne und goldene kinetische Profil-Projektionen erblühten in ihrem optischen Interface, als das Kampfprogramm die Optionen durchlaufen ließ. Die Rüstung versteifte sich, als die Hand mit den fünf Klingen in tödlicher Absicht herumkam. Die Klingen trafen sie oben an der Schulter und prallten zurück, sodass der humanoide Körper herumgedreht wurde und dabei Berechnungen wie Neon-Kondensstreifen hinter sich herzog. Es boten sich drei Möglichkeiten zum Gegenschlag an. Rebka schlug mit der rechten Hand zu, sah, wie ihre Faust sich entlang der Kurve des Kampfprogramms bewegte. Der Punkt des Auftreffens war perfekt, in der Mitte des Oberkörpers, während das Monster noch versuchte, nach dem abgewehrten Angriff das Gleichgewicht zurückzuerlangen. Es hob regelrecht vom Boden ab, flog nach hinten und kam krachend ein paar Meter entfernt schwer auf dem Boden auf.
    »Das reicht«, sagte Rebka kühl. Sie zog ihren E-Karabiner aus dem Gürtelhalfter. Theoretisch konnte sie mit ihm eine zwei Meter dicke Schicht aus Metallkeramik-Panzerung durchbohren. Aber Rebka drosselte die Energie und feuerte. Ein leuchtender purpurweißer Strahl aus Elektronen schoss aus dem Karabiner und traf das Monster an der Taille. Es zuckte wie rasend unter dem Energiestoß. Rebka schaltete es aus. »Du