Der unsichtbare Killer

bisschen Komfort an ihren letzten Tagen in diesem Universum verwehren wollen? Oder wollen Sie mir erzählen, dass die von der Regierung bereitgestellte Ausstattung alles mitbringt, was man im Dschungel so braucht.«
    »Versuchen Sie nicht, meine Leute zu unterwandern. Ich verfrachte Sie auf direktem Wege nach Holloway zurück.«
    Angela sah sich zu Antrinell um, hob verwundert eine Augenbraue und richtete ihren Blick dann wieder auf Vance. »Auf direktem Wege? Nicht wie letztes Mal, als sie mich entführt und monatelang gefoltert haben?
    »Sie wurden nicht gefoltert.«
    »Ach nein? Wie schön, dass Sie das glauben. Weil ich nämlich glaube, dass Sie nicht vergessen haben, was ich damals als Letztes zu Ihnen gesagt habe. Sie erinnern sich? An dem Tag, als Ihre Wachen mich in Koma geschickt haben?«
    »Sie wurden betäubt, nachdem Sie einem Mann das Auge herausgerissen haben. Daran erinnere ich mich«, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    Angela stieß ein triumphierendes Lachen aus. »Sie versuchen, sich vor Ihrem Kollegen zu rechtfertigen. Religion nährt ihre Anhänger immer mit Schuldgefühlen. Und ein fundamentalistischer Spinner wie Sie hat bestimmt eine richtig üble Dosis abgekriegt.«
    Er blickte auf die kleine Bronzenadel mit Diamant an seinem Uniformkragen herab, war sich gewiss, dass sie wusste, was sie symbolisierte. »Ich hab ein Problem mit Ihnen«, sagte er, »das ist alles.«
    »Ich bin froh, dass Sie das einsehen.«
    »Sie hören nicht zu, Angela. Wir wussten nicht, dass Sie eine Eins-Zu-Zehn waren.«
    »Schuldgefühle und eifersüchtig. Armer Junge.«
    »Ihre Originalakte muss in die Transnet-Datenbank eingepflanzt worden sein. Ihre Vergangenheit ist eine Fälschung.«
    »Meine Vergangenheit ist nicht relevant. Was ich in jener Nacht gesehen habe dagegen schon. Sogar sehr relevant, vor allem aus dem Grund, dass dieses Monster offenbar eine Möglichkeit gefunden hat, das Gateway zu benutzen, ohne irgendeinen Alarm auszulösen. Und, Elston: Major Sung mag vielleicht genug Zweifel gehabt haben, um seinen wertlosen Arsch vor einem schlechten Gewissen zu retten, Sie jedoch nicht. Sie wissen, dass das, was ich gesehen habe, real war. Sie haben sich doch davon überzeugt, oder nicht? Davon, dass ich nicht gelogen habe. Dass ich nicht gelogen haben konnte . Dank Ihrer Maschine haben Sie gesehen, was ich gesehen habe. Ich wette, Sie haben nicht einmal die Datei zu dem aktuellen Stand in ihren persönlichen Cache hochgeladen. Oder haben Sie? Haben Sie sich nachts einen darauf runtergeholt?«
    »Was haben Sie ursprünglich in Bartram Norths Herrenhaus gemacht? Warum waren Sie dort?«
    »Die Wahrheit?«
    »Ja, sicher, versuchen Sie’s zur Abwechslung mal damit.«
    »Ich hab mich von Bartram North durchficken lassen. Das hab ich da gemacht. Dafür hat er mich und die ganzen anderen Mädchen bezahlt. Aber ich hab ihn nicht umgebracht. Ich hatte keinen Bock auf Gefängnis. Ich bin in den Knast gekommen, weil niemand die Wahrheit glauben wollte. Und Sie, Sie Jesusfreak, was haben Sie gemacht, selbst als Sie die Wahrheit in meinem Bewusstsein gesehen haben? Haben Sie die Beine in die Hand genommen und sind losgerannt, um Sie dem Gericht zu zeigen? Haben Sie den Behörden mitgeteilt, dass es Gründe für ein Wiederaufnahmeverfahren gibt? Haben Sie das, Sie Wichser? Nein, haben Sie nicht. Sie haben mich baumeln lassen genau wie diese korrupten Schweine im Justizministerium.« Angela rammte mit solcher Wucht ihre Faust auf den Schreibtisch, dass Vance zusammenzuckte. »Versuchen Sie niemals, den Bösewicht aus mir zu machen. Ich hab ein Alienmonster ein ganzes Haus Menschen abmetzeln sehen. Ich hab mich gegen die Bestie gewehrt und bin entkommen. Und Sie haben mich dafür bestraft: Sie, die Regierung, das System, dessen Speichellecker Sie sind. Ich bin nicht der Bösewicht. Aber Sie sind es jetzt. Sie sind ein gewissenloser Folterknecht, Teil einer korrupten politischen Maschinerie, die das Recht gebeugt hat. Wenn Sie einen Moment haben, tun Sie sich keinen Zwang an und verraten Sie mir, was Ihr großartiger Gott von dem allen hält.«
    »Ich finde es heraus«, blaffte er zurück und wünschte, er hätte nicht das Gefühl, dass dies nur eine leere Drohung war. »Ich finde heraus, wer und was Sie sind.«
    »Was ich bin, wissen Sie doch bereits«, sagte Angela, während sie aufstand. »Ich bin Ihr zweitschlimmster Albtraum. Der erste, der, der auf St Libra auf Sie wartet, ist das, was Ihr Gott nach Seinem Ebenbilde